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„Fotografie“ versus „Kunst“


khbrudke

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Am 8.7.2019 um 14:49 schrieb shappy:

Doppelbelichtungs Experiment, erst auf Pflanze und dann durch meine Fotogalerie abfotografiert. besteht aus 4 Bilder.

Das Experiment ist aus meiner Sicht fast gelungen, aber eben nur fast.

Das einzige was mich stört ist die Landschaftskante als leichter Bogen mitten quer durchs Bild. Es hätte so schön gereicht, die Pflanze im Vordergrund, dann der Baum über die Pflanze und am Ende ganz hinten die Felswand. Dann kommt die Tiefenwirkung bzw. Steigerung in die Höhe besser.

Der Landschaftsbogen ist für mich irgendwie ein störender Schnitt durchs Bild. Er stoppt meine Augen bei der Fahrt von der Pflanze nach oben zur Felswand. Ist nur meine laienhafte Meinung uns Sichtweise.

Gruß Pit

 

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vor 4 Stunden schrieb pit-photography:

Das Experiment ist aus meiner Sicht fast gelungen, aber eben nur fast.

Es ist  das was die Kunst ausmacht. Der Künstler möchte sein ganz eigenes Bild, seine ganz eigene Bildwirkung komponieren. Er zeigt mit seiner Bildkomposition nicht das was er sieht und fotografiert sondern das was er sehen und ausdrücken möchte.

Der gute Fotograf verfährt aber ähnlich. Er fotografiert sein Motiv und gestaltet es mit Licht und Schärfe/Unschärfe um eine besondere Bildwirkung zu erzielen. Er zeigt das gesehene auf seine eigene Art. In der Regel entspricht das Foto jedoch dem gesehenen Motiv. Sofern dies perfekt gelingt kann das eben auch Kunst sein bzw. Ist Kunst. 

In diese Richtung denke ich wenn ich über „Fotografie versus Kunst“ nachdenke. Mag sein dass ich da noch länger darüber nachdenken sollte und vielleicht ändert sich deshalb auch meine Sichtweise. Das wird sich zeigen. 

PS. Der wahre Künstler arbeitet solange an seinem Werk bis es fertig ist d.h bis es seinen Vorstellungen entspricht. 😉😉😉

LG    Karl Heinz

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vor 6 Stunden schrieb khbrudke:

In der Regel entspricht das Foto jedoch dem gesehenen Motiv.

Wie meinst du das?

Und inwiefern hat Kunst deiner Meinung nach mit Perfektion zu tun?

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vor einer Stunde schrieb Subhash:

Wie meinst du das?

Und inwiefern hat Kunst deiner Meinung nach mit Perfektion zu tun?

Ein gutes Foto hat meiner Meinung nach etwas mit Perfektion zu tun. Die Perfektion bezieht sich dabei nicht auf den künstlerischen Inhalt oder die Gestaltungsintensionen des Künstlers. Dennoch sind  viele künstlerische Fotos perfekt fotografiert bzw. In Szene gesetzt. Ich meine damit, die Idee die der Künstler umsetzen oder darstellen will, wird durch eine perfekte Lichtführung, ausdrucksstarke Posen , gekonntes Spiel mit Schärfe/Unschärfe, Bildbearbeitung usw. fotografisch perfekt umgesetzt. Das Bild ist kein Zufallsprodukt das durch ein wenig fotografische Spielereien entsteht ( wie immer können Ausnahmen die Regel bestätigen) sondern das gewollte Produkt des Künstlers. Ist das Ziel erreicht, der Künstler ist mit seinem Werk zufrieden, so denke ich ist es im Sinne des Künstlers perfekt umgesetzt. Im übrigen muss dies nicht unbedingt die Meinung eines Betrachters sein. Der Betrachtet macht ja nicht die Kunst, sondern der Künstler. Der Betrachter muss ja auch nicht die Kunst des Künstlers verstehen. Vielleicht fehlt deshalb vielen  Betrachtern der Zugang  zur Kunst.

PS.  Das von mir bisher zum Thema geschriebene ist meine ganz eigene Sichtweise und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Es kann zur Diskussion anregen oder andere ermuntern  ihre Sichtweisen zur Kunst darzulegen, Es kann sein dass, ich in Zukunft bedingt durch neue Lebenserfahrungen, neu erworbene Kenntnisse ..... eine andere Sichtweise auf  „Fotografie versus Kunst“ entwickeln kann. Mal sehen wie sich das entwickelt 

LG.  Karl Heinz

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vor 7 Minuten schrieb khbrudke:

Dennoch sind  viele künstlerische Fotos perfekt fotografiert bzw. In Szene gesetzt. Ich meine damit, die Idee die der Künstler umsetzen oder darstellen will, wird durch eine perfekte Lichtführung, ausdrucksstarke Posen , gekonntes Spiel mit Schärfe/Unschärfe, Bildbearbeitung usw. fotografisch perfekt umgesetzt. Das Bild ist kein Zufallsprodukt das durch ein wenig fotografische Spielereien entsteht ( wie immer können Ausnahmen die Regel bestätigen) sondern das gewollte Produkt des Künstlers.

Das ist eine sehr rationale Herangehensweise. Und durch die Ratio ist sie auch beschränkt. Da ist kein Raum für unbewusste Impulse, für Zufall, für Überraschung. Diese Arbeitsweise ist die eines Technikers. Man denkt sich etwas aus, und das macht man dann auch.

Für mich ist das nicht befriedigend. Kunst muss mir über Vernunft hinausreichen, sonst ist sie eine matte Sache und bleibt weit hinter ihrem Potential zurück. Ich finde das schade.

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vor 4 Minuten schrieb Subhash:

Das ist eine sehr rationale Herangehensweise. Und durch die Ratio ist sie auch beschränkt. Da ist kein Raum für unbewusste Impulse, für Zufall, für Überraschung. Diese Arbeitsweise ist die eines Technikers. Man denkt sich etwas aus, und das macht man dann auch.

Das muss nicht unbedingt so sein. Ein Foto das ich mache oder machen möchte, mit einem Bild das ich vor meinem geistigen Auge habe oder vor mir sehe , kann ich durchaus mit Lichtführung, Schärfe, Unschärfe  usw. technisch planen.  Das Foto da dabei entsteht muss deshalb nicht dem entsprechen was ich als Endprodukt darstellen will. Durch bewusste Bildbearbeitung, manchmal auch überbordend oder auch zufällig oder experimentell entstanden ist der Spielraum vorhanden der über die Ratio hinausgeht. Vielleicht ist alleine schon die Pose des Modells, der Bildausschnitt etc. mehr als Ratio. Die technische Ausführung eines Fotos ist rational und planbar. Das Bild in der letztendlich Gestaltung jedoch hat Platz für unbewusste Impulse, Zufall. Überraschungspotenzial uvm.

Ich vergleiche das zB. mit einem Landschaftsmaler/-in die getreu der künstlerischen Ausbildung ein Bild plant, vielleicht mit der Staffelei vor Ort das Bild malt. Übermannt oder Überfraut von der überwältigenden Landschaft wird die Pinselführung und Farbgebung überbordend. zufällig oder experimentell. Ob Maler oder Malerin, sie überlassen es dem Impuls, dem Zufall, dem Unbewussten. Je nach künstlerischer Intension. Vollkommen befreit ohne Ratio.

Ist jetzt nur das zufällige. impulsive Unbewusst entstanden Bild Kunst oder wäre auch ein gut gestaltetes, stimmungsvolles, beeindruckendes, einzigartiges Landschaftsbild als Kunstwerk anzusehen. 

Darüber muss ich mal nachdenken.

LG Karl Heinz

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vor 3 Stunden schrieb khbrudke:

Das Bild ist kein Zufallsprodukt, das durch ein wenig fotografische Spielereien entsteht [...], sondern das gewollte Produkt des Künstlers. Ist das Ziel erreicht, der Künstler ist mit seinem Werk zufrieden, so denke ich, ist es im Sinne des Künstlers perfekt umgesetzt. Im übrigen muß dies nicht unbedingt die Meinung eines Betrachters sein. Der Betrachter macht ja nicht die Kunst, sondern der Künstler.

Genau. Der einzige, der beurteilen kann, wie perfekt das Werk ist – also wie nahe es an die Intention des Künstlers herankommt – ist der Künstler selber. Der Rezipient aber kann das unter Umständen ganz anders sehen ... oft genug werden Werke bejubelt, die der Künstler für weniger gelungen hält, während seine perfekten Werke unbeachtet in der Ecke liegen bleiben.

.

vor 3 Stunden schrieb Subhash:

Das ist eine sehr rationale Herangehensweise.

Nein, ist es nicht.

.

vor 3 Stunden schrieb Subhash:

Und durch die Ratio ist sie auch beschränkt.

Nein, ist sie nicht.

.

vor 3 Stunden schrieb Subhash:

Da ist kein Raum für unbewußte Impulse, für Zufall, für Überraschung. Diese Arbeitsweise ist die eines Technikers.

Wenn du das so siehst, dann fehlt es dir offenbar an Vorstellungsvermögen. Doch muß das bei anderen nicht auch so sein. Mozart zum Beispiel sagt man nach, er habe seine Partituren in einem Rutsch niedergeschrieben wie ein Roboter. Wie eine Sekretärin, die ein Diktat abtippt. Da wurde nix radiert oder korrigiert, seine Notenblätter sollen ausgesehen haben wie gestochen. Warum? Weil er die Musik bereits fix und fertig im Kopf hatte, als er sich hinsetzte, um sie niederzuschreiben.

.

vor 3 Stunden schrieb Subhash:

Man denkt sich etwas aus, und das macht man dann auch.

Ja, genau. Und beim Ausdenken ist jede Menge Raum für unbewußte Impulse, für Zufall, für Überraschung. Wer für solche Dinge auf handwerkliche Schlampereien bei der Ausführung angewiesen ist, dem mangelt es an Phantasie und Kreativität.

Das schließt natürlich nicht aus, daß der eine oder andere zufällige Lapsus dem Werk im günstigen Falle nicht noch etwas hinzufügen könnte. Und es gibt ja auch verschiedene Künstlertypen – der eine erschafft komplette Werke vorab im Kopf und muß sie dann, wie einst Mozart, nur noch "abtippen", der andere erschafft sein Werk erst während der Ausführung und weiß bei Beginn der Arbeit noch gar nicht recht, wo er am Ende landen wird. Das entscheidende dabei ist: die eine Vorgehensweise ist ebenso valide wie die andere. Nur wer ausschließlich auf glückliche Zufälle angewiesen ist, um sich von einem Techniker zu unterscheiden, der wäre ein armseliger Künstler.

bearbeitet von Omzu Iko
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vor 42 Minuten schrieb Omzu Iko:

Und es gibt ja auch verschiedene Künstlertypen

Richtig. Entscheidend ist, was unten raus kommt. Wenn mich als Betrachter ein Bild fesselt, dann ist es mir egal, auf welche Weise es entstanden ist, ob der Fotograf hierbei planvoll bestimmte Techniken eingesetzt hat oder erst während der Ausführung durch Impuls und Experiment das Bild zu dem wurde, was es ist.

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Zitat

Ich arbeite komplett intuitiv, ich habe kein Konzept.

(Harry Gruyaert, Fotograf)

Zitat

Mit leerem Verstand zu wandern, hat mich die Freude des Sehens gelehrt.

(Gustavo Minas, Fotograf)

Beide zitiert im (aktuellen) Geo #07/2019, „Der Lichtfänger“, S. 82ff. Ein übrigens sehenswerter Artikel über den brasilianischen Street Fotografen Gustavo Minas.

Es gibt immer wieder Leute, die mit dem derzeit mainstreamigen Konzeptionalismus nichts am Hut haben. Sie schaffen ungewöhnliche Werke.

bearbeitet von Gast
Tippfehler, Links ergänzt
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Zitat

Wenn ich versuche mich an ein Konzept oder eine vorgefasste Idee zu halten, wird es rigid und gezwungen.

(Karen Divine, Fotografin)

 

Zitat

Meine Bilder sind nie previsualisiert oder geplant. Ich empfinde stark, dass sie aus dem Kontakt mit den Dingen […] kommen müssen.

(Wynn Bullock, Fotograf)

 

Zitat

In einer Gesellschaft, deren inzwischen schon klassisches Dilemma die Aufblähung des Intellekts auf Kosten von Energie und sinnlichem Vermögen ist, ist Interpretation die Rache des Intellekts an der Kunst.

(Susan Sontag, Schriftstellerin, Regisseurin, Kritikerin)

 

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vor 4 Stunden schrieb Subhash:

Beide zitiert im (aktuellen) Geo #07/2019, „Der Lichtfänger“, S. 82ff. Ein übrigens sehenswerter Artikel über den brasilianischen Street Fotografen Gustavo Minas.

Es gibt immer wieder Leute, die mit dem derzeit mainstreamigen Konzeptionalismus nichts am Hut haben. Sie schaffen ungewöhnliche Werke.

Das ist richtig und durchaus auch ok.

Mit leerem Verstand wandern bedeutet für mich jedoch nicht unbedingt das ich keine Wanderroute, keinen Weg habe. Für mich heißt das, auf meinem Weg bin ich frei ich von eingrenzenden, festgelegten Vorstellungen, frei um alles um mich herum aufzunehmen,

Wenn ich „Street“ fotografiere ist das durchaus verständlich wenn ich ohne Konzept fotografiere. Es gilt ja gerade das spontane, unvorhergesehene zu erfassen.  Es gilt ein Auge für den Moment zu haben, unvoreingenommen und ohne Festlegungen. Aber selbst der Streetfotograf  entscheidet sich doch rational für eine bestimmte Kamera oder ein bestimmtes Objektiv, ob er Weitwinkel-  oder Teleeinstellungen verwendet. Er ist konzeptionslos gegenüber den Inhalten, aber nicht gegenüber seiner technischen Voraussetzungen und gewollten Bildeinstellungen. Selbst wenn er nur mit seinem Handy unterwegs ist, war es eine zuvor getroffene Entscheidung nur das Handy zu benutzen, mit jeweils entsprechenden Einstellungen.

Es sind unterschiedliche Konzepte und Herangehensweisen um Fotokunst zu schaffen. Für mich bleibt die Frage: Ist es nur Kunst/Fotokunst wenn sie konzeptionslos geschaffen wird, oder kann es auch Kunst sein, wenn ich zum Beispiel im Atelier Bilder von Porträts oder Objekte für hervorragende Werbeaufnahmen, geplant bis ins kleinste Detail, erschaffe?

Für mich  läßt „Kunst“ alle Spielarten zu. Wenn nicht, würde ich mir ja anmaßen die Kunst zu begrenzen.

LG. Karl Heinz

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vor 48 Minuten schrieb khbrudke:

Wenn nicht, würde ich mir ja anmaßen die Kunst zu begrenzen.

Und wenn du das nicht tust, ist der Begriff inhaltslos. Ein Begriff, der alles bezeichnen kann, bezeichnet nichts.

Zitat

Fortschritt oder Verbesserung existieren in der Kunst nicht. Es gibt Kunst und es gibt Nichtkunst. Dazwischen gibt es nichts.

(Alfred Stieglitz, Fotograf, Verleger, Galerist)

 

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vor 12 Minuten schrieb Subhash:

Und wenn du das nicht tust, ist der Begriff inhaltslos. Ein Begriff, der alles bezeichnen kann, bezeichnet nichts.

Interessante These.  Stellt sich nur die Frage, wer legt jetzt fest was Kunst ist.? 

 

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vor 6 Stunden schrieb khbrudke:

Stellt sich nur die Frage, wer legt jetzt fest was Kunst ist.?

Das ist, wie für alle Begriffe einer Sprache, ein gesellschaftlicher Prozess. Begriffe unterliegen stetigem Wandel. Für die alten griechischen Philosophen war Kunst Nachahmung der Natur, für die Nazis hatte sie mit „angeborenem Schönheitssinn des deutschen Menschen” zu tun, für die Handwerker kommt sie von Können, für die Kunsttheoretiker vom Konzeptionieren …

bearbeitet von Gast
Verdeutlichung, Rechtschreibfehler
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vor 6 Stunden schrieb khbrudke:

...Stellt sich nur die Frage, wer legt jetzt fest was Kunst ist.?

Nach meinen Erfahrungen können das ausschliesslich Künstler - oder diejenigen die sich selbst gerne als solche bezeichnen... 😉

bearbeitet von Georg M.
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vor 7 Stunden schrieb Omzu Iko:

… ich nenne drei bekannte Fotografen und bitte dich, zu sagen, welche(n) davon du für Künstler hältst …

Hm, ich verstehe den Sinn dieser Frage nicht. Soll ich (Adels-) Titel vergeben? Willst du mein Kunstverständnis verstehen? (Ich bin selbst auf der Suche danach.) Handelt es sich um eine Fangfrage? (Das glaube ich am ehesten. Du willst mir wahrscheinlich nachweisen, dass ich mir selbst widerspreche und daher unrecht habe. Sei’s drum.)

Ich stelle mir die Frage, ob jemand Künstler*in ist, nie. Meine Frage lautet: Welchen Widerhall verspüre ich? Wie wirkt die jeweilige Arbeit auf mich?

Ich fange mit William Eggleston an, denn den kannte ich nicht. Ich habe vermutlich nie von ihm gehört:

Von ihm kann man etwas über Farbe lernen! Über Farbklänge und -nuancen. Ihn werde ich mir genauer ansehen. Ein guter Tipp, danke!

Von Gregory Crewdson habe ich schon gehört, er wird wohl in dem einen oder anderen meiner Fotobücher vertreten sein. Ich finde seine Arbeiten nicht uninteressant, aber sie haben mit meinem Leben sehr wenig zu tun. Ich lebe nicht in einer amerikanischen Vorstadt, ich möchte es auch gar nicht. Die Psychologie dieser Leute ist für mich sehr schräg, dekadent, pseudoproblematisch würde ich sagen. Damit tue ich ihnen sicher unrecht. Trotzdem kann und will ich mich seiner Surrealität nicht entziehen. Ist nur nicht mein Arbeitsfeld und auch nicht mein künstlerisches Interessensgebiet. Zu einer Ausstellung würde ich vermutlich nicht gehen.

Was soll ich zu Ansel Adams sagen? Die technische Qualität seiner Bilder ist wohl (auch mit heutigen Maßstäben gemessen) hervorragend. Und damit ist auch seine Problematik angesprochen: Das Handwerk blendet einen und überdeckt den Rest. Er hat wohl einen Sinn für die Erhabenheit der Landschaft geweckt. Was in Nordamerika auch sehr nötig ist, wo ein sehr rückständiges Umweltbewusstsein die Regel ist. Ich habe eine einzige seiner Arbeiten im Original gesehen, und da ich selbst jahrelang SW-Dunkelkammerarbeit machte, war ich vom Handwerklichen her begeistert. Das Bild selbst war ganz ok, heute Durchschnitt, den in meinen Augen auch hier 2/3 der Leute regelmäßig erreichen. (Allerdings gab es ja schon einen Ansel Adams, der die Augen geöffnet hat.)

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Eine interessante Diskussion, in die ich mich als "Techniker" verbal nicht einmischen will (kann).

Eine Frage an die Diskutanten: gehen diese  Bildbeispiele eventuell in die Richtung, die hier angesprochen wird?

Grüße,

Peter M.

Bild 1: Planungsfehler

Bild 2: Zwischen den Welten

Planungsfehler Kopie.jpg

_Zwischen den Welten_.jpg

bearbeitet von MoPet
Ergänzung
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vor einer Stunde schrieb Subhash:

Ich stelle mir die Frage, ob jemand Künstler*in ist, nie. Meine Frage lautet: Welchen Widerhall verspüre ich? Wie wirkt die jeweilige Arbeit auf mich?

Das ist doch dasselbe. Löst das Werk irgend eine Form von Widerhall oder Wirkung aus – einerlei ob stark oder schwach, ob positiv oder negativ – dann ist es ein Kunstwerk (im engeren Sinne), und demzufolge sein Autor ein Künstler. Egal, ob der Autor sich selber als Künstler versteht oder nicht.

.

vor einer Stunde schrieb Subhash:

William Eggleston [...] nie von ihm gehört ...

Das überrascht mich.

.

vor einer Stunde schrieb Subhash:

Gregory Crewdson [...] nicht uninteressant, aber sie haben mit meinem Leben sehr wenig zu tun. Ich lebe nicht in einer amerikanischen Vorstadt ...

Es geht doch nicht um amerikanische Vorstädte! Auch wenn viele seiner Werke dort angesiedelt sein mögen.

.

vor einer Stunde schrieb Subhash:

Trotzdem kann und will ich mich seiner Surrealität nicht entziehen. Ist nur nicht mein Arbeitsfeld und auch nicht mein künstlerisches Interessensgebiet.

Immerhin. Ich interpretiere diese Antwort so, daß du ihn als Künstler anerkennst, auch wenn du seine Arbeiten persönlich weniger interessant findest. Das überrascht mich. Denn er entwickelt ein Konzept und arbeitet dieses dann mit einer unfaßbaren Detailbesessenheit und ungeheurem Aufwand ab – ein Vorgehen, dem du weiter oben die Fähigkeit abgesprochen hast, Kunstwerke hervorzubringen.

.

vor einer Stunde schrieb Subhash:

Was soll ich zu Ansel Adams sagen? Die technische Qualität seiner Bilder ist wohl (auch mit heutigen Maßstäben gemessen) hervorragend. Und damit ist auch seine Problematik angesprochen: Das Handwerk blendet einen und überdeckt den Rest.

"Den Rest"!? Was ist denn der Rest? Soll man das so verstehen, daß du ihn für einen hervorragenden Techniker oder Handwerker hältst, aber nicht für einen Künstler? Sprechen dich denn seine Werke gar nicht an, abgesehen von der Bewunderung für die Perfektion des Handwerkes?

In den ersten Jahrzehnten nach ihrer Erfindung ist der Fotografie die Eigenschaft, eine Form der bildenden Kunst zu sein, rundheraus abgesprochen worden. Der Fotograf drücke doch nur auf einen Knopf, und dann erzeugt der Apparat mit Hilfe irgendwelcher physikalischen und chemischen Prozesse das Bild – das sei doch keine Kunst. Erst mit der Zeit begriffen die Kunsttheoretiker, daß Fotografie nicht das ist, was im Inneren der Kamera passiert, sondern das, was der Fotograf mit seiner Kamera anstellt. Merkwürdigerweise fallen viele Kritiker bei Adams, geblendet von seinen Handwerk, wieder auf jenes alte Denkmuster herein – toll gemacht, aber doch keine Kunst! Doch, selbstverständlich sind seine Bilder Kunstwerke. Ihre Perfektion täuscht leicht darüber hinweg, daß sie alles andere als naturgetreue Abbildungen dessen sind, was Adams im Moment der Aufnahme vor der Linse hatte – sondern freie Interpretationen davon. Er hat öfter sogar von ein und demselben Negativ in der Dunkelkammer sehr unterschiedliche Interpretationen erzeugt. Eben um eine besondere Wirkung beim Betrachter zu erzielen. Und tausende von Epigonen haben nach Adams' Stativabdrücken in der Landschaft gesucht, um ihr eigenes Stativ exakt dort aufzustellen, wo einst seines stand, und trotzdem hat's noch keiner geschafft, die Wirkung von Adams' Bildern nachzubilden oder gar zu übertreffen.

Der Grund, warum ich nach deiner Meinung zu jenen drei Fotografen fragte, ist dieser Artikel bei casualphotophile.com, auf den ich gestern zufällig stieß. Scheint so, als ob Craig Sinclair deine Auffassung zu Fotografie vs Kunst teilte ... obwohl ich erwartet hätte, daß du ihm im Falle von Gregory Crewdson widersprichst. Ich jedenfalls widerspreche euch beiden und halte alle drei für große Künstler, wenngleich auf verschiedenen Ebenen und mit ganz unterschiedlichen Prozessen, Absichten und Ergebnissen.

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vor 25 Minuten schrieb Omzu Iko:

Ich interpretiere diese Antwort so, daß du ihn als Künstler anerkennst, auch wenn du seine Arbeiten persönlich weniger interessant findest.

Wie gesagt, die Frage ob jemand Künstler*in ist oder nicht, stellt sich mir nicht. Aber ich habe kein Problem damit, wenn er sich so bezeichnet oder andere ihn so bezeichnen.

vor 25 Minuten schrieb Omzu Iko:

… ein Vorgehen, dem du weiter oben die Fähigkeit abgesprochen hast, Kunstwerke hervorzubringen.

Na, da haben wir es ja schon. Ein Widerspruch.

vor 25 Minuten schrieb Omzu Iko:

"Den Rest"!? Was ist denn der Rest? Soll man das so verstehen, daß du ihn für einen hervorragenden Techniker oder Handwerker hältst, aber nicht für einen Künstler? Sprechen dich denn seine Werke gar nicht an, abgesehen von der Bewunderung für die Perfektion des Handwerkes?

Doch, Ansel Adams Fotografien sprechen mich an. Ich habe auch nicht gesagt, dass ich ihn nicht für einen Künstler halte, sondern dass seine handwerklichen Fähigkeiten blenden.

vor 25 Minuten schrieb Omzu Iko:

Ihre Perfektion täuscht leicht darüber hinweg, daß sie alles andere als naturgetreue Abbildungen dessen sind, was Adams im Moment der Aufnahme vor der Linse hatte – sondern freie Interpretationen davon.

Naturgetreue Abbildung dessen, was er vor seiner Kamera hat, macht wahrscheinlich Gregory Crewdson. Er baut ein Szenenbild und fotografiert es ab. Sicherlich wird er dann noch die Aufnahmen ausarbeiten und die gewünschte Erscheinung hervorbringen, aber das ist sekundär. Primär ist das Bühnenbild, die Geisterbeschwörung. Nicht ganz das, was mich an Fotografie interessiert. 

vor 25 Minuten schrieb Omzu Iko:

Der Grund, warum ich nach deiner Meinung zu jenen drei Fotografen fragte, ist dieser Artikel bei casualphotophile.com, auf den ich gestern zufällig stieß. Scheint so, als ob Craig Sinclair deine Auffassung zu Fotografie vs Kunst teilte ... obwohl ich erwartet hätte, daß du ihm im Falle von Gregory Crewdson widersprichst. Ich jedenfalls widerspreche euch beiden und halte alle drei für große Künstler, wenngleich auf verschiedenen Ebenen und mit ganz unterschiedlichen Prozessen, Absichten und Ergebnissen.

Ich habe den Artikel gelesen und stimme dem Autor nicht zu. G’schichterlndrucken (neudeutsch: „Storytelling”) ist nicht das, was mir Kunst ausmacht. Mir geht’s sozusagen um das Materialisieren der Geister (nicht um deren Hervorrufung). Ich versuche sie zu fühlen, zu sehen und zu fotografieren. Das Transzendente ist mir das Wichtige an der Kunst, das Übersteigen des scheinbar banalen Alltags. (Daher auch mein Interesse an William Eggleston.)

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vor 33 Minuten schrieb Subhash:

G’schichterlndrucken (neudeutsch: „Storytelling”) ist nicht das, was mir Kunst ausmacht.

Nichtsdestotrotz ist auch das eine Kunstform.

.

vor 33 Minuten schrieb Subhash:

Mir geht’s sozusagen um das Materialisieren der Geister (nicht um deren Hervorrufung). Ich versuche sie zu fühlen, zu sehen und zu fotografieren. Das Transzendente ist mir das Wichtige an der Kunst, das Übersteigen des scheinbar banalen Alltags.

Klar. Diese merkwürdige Fähigkeit, die Geister zu materialisieren, ist wohl die faszinierendste, um nicht zu sagen: die entscheidende Eigenschaft der Fotografie. Ich behaupte, jedes Foto transzendiert das Motiv – auch wenn nicht jeder Betrachter es jedem Foto sogleich ansieht. Mal erscheint es mehr, mal weniger offensichtlich. Damit ist jeder, der Fotos macht, die nicht allein der bloßen Dokumentation dienen, ein Künstler ... auch wenn nur wenige zu guten oder gar großen Künstlern werden.

Garry Winogrand sagte dazu: "Ich fotografiere, weil ich sehen will, wie die Dinge fotografiert aussehen." Klingt auf den ersten Blick gaga, trifft aber genau den Punkt.

Peter Galassi, ehemaliger Chef-Kurator für Fotografie am New Yorker Museum für Moderne Kunst (MoMA), sagte einmal: "Ein Foto ist nicht das, was es zeigt. Es ist etwas anderes. Jedes Foto transformiert sein Motiv. Die Kunst der Fotografie besteht darin, diese Transformation zu beherrschen."

Ob man diese Transformation aktiv hervorruft oder passiv sieht, erkennt und einfängt, spielt dabei keine Rolle. Es ist ohnhin schwer zu sagen, was in diesem Zusammenhang aktiv oder passiv bedeuten soll, denn schließlich ist jede Benutzung der Kamera eine Aktion. Daher sind das letztlich bloß quantitative Unterschiede, keine qualitativen.

.

vor 33 Minuten schrieb Subhash:

Daher auch mein Interesse an William Eggleston.

Freut mich, daß ich dich auf etwas neues hinweisen konnte. Egglestons Werk ist voll von Geistern; es macht einen manchmal schaudern.

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vor 37 Minuten schrieb Omzu Iko:

Ich behaupte, jedes Foto transzendiert das Motiv – auch wenn nicht jeder Betrachter es jedem Foto sogleich ansieht.

Da ist was dran. Das Problem ist nur dass sich Konventionen herausbilden, Klischees, die einen wieder in den Dämmerzustand des Eh-schon-Wissens versinken lassen.

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  • 4 months later...
Am 9.3.2019 um 17:23 schrieb khbrudke:

Ich denke „Kunst“ will und soll etwas ausdrücken. Sie ist nicht nur ein Bild fotografieren (sei es noch so perfekt) sondern der Fotograf als Künstler, muss mit seinem Werk etwas ausdrücken wollen und können.

LG  Karl Heinz

      Hallo.

Ich denke Kunst ist... wenn es gelingt, dein Gefühl, deine Aussage, mittels eines Mediums ( Kamera,Pinsel,Schreibmaschine, Instrument, Stimme...) was immer es ist, auszudrücken,ohne das Ganze erklären zu müssen. Wenn es Kontroverses hervorruft, das in die Richtung deiner gewollten Aussage geht. Dabei spielt die individuelle Sicht des Betrachters, die grösste Rolle indem es Gefühle unterschiedlichster "ART" 🗯️ (Wortspielerei😉) auslöst und im Unterbewusstsein des Hörers, Lesers, Betrachters what ever.., eine Stimmung, ein Gefühl, Gedanken in Gang bringt, die Ihn irgendwann im Lauf dieses Prozesses, vielleicht zu der gewollten Aussage des-"Kunsterzeugers" also des Künstlers führt.

  Gruß: G.

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vor 14 Minuten schrieb Photopeacegp:

      Hallo.

Ich denke Kunst ist... wenn es gelingt, dein Gefühl, deine Aussage, mittels eines Mediums ( Kamera,Pinsel,Schreibmaschine, Instrument, Stimme...) was immer es ist, auszudrücken,ohne das Ganze erklären zu müssen. Wenn es Kontroverses hervorruft, das in die Richtung deiner gewollten Aussage geht. Dabei spielt die individuelle Sicht des Betrachters, die grösste Rolle indem es Gefühle unterschiedlichster "ART" 🗯️ (Wortspielerei😉) auslöst und im Unterbewusstsein des Hörers, Lesers, Betrachters what ever.., eine Stimmung, ein Gefühl, Gedanken in Gang bringt, die Ihn irgendwann im Lauf dieses Prozesses, vielleicht zu der gewollten Aussage des-"Kunsterzeugers" also des Künstlers führt.

  Gruß: G.

Dem möchte ich zustimmen. 

LG Karl Heinz

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