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jagabua

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Liebe Olympianer, liebe Naturfreunde!

In der zweiten Augusthälfte 2019 hatten wir die Möglichkeit Berggorillas und Schimpansen in Uganda hautnah zu erleben. Mit viel Dankbarkeit und Demut darf man die „Wohnung“ der Berggorillas im „Bwindi Impenetrable Forest“ im Südwesten von Uganda betreten. 

 

Vorweg ein paar Angaben zur Ausrüstung: 

Ich hatte 2 Bodys (OM-D E-M5 II), das 12-40mm PRO, das 40-150mm PRO, das 300mm PRO mit Konverter MC-14, das 60mm Makro (war niemals im Einsatz!), das 45mm f1.8 für Portraits, das Laowa 7,5mm f2.0 für die Sterndal und ein Blitzgerät (war auch nie im Einsatz!) dabei. 

 

Im Gegensatz zu einer „normalen“ Safari etwa in Südafrika, Botswana oder Tanzania (das sind die Länder, die ich aus eigener Safari-Erfahrung kenne) unterscheidet sich das Reisen in Uganda doch recht erheblich, da das Land tatsächlich noch so etwas wie das „ursprüngliche“ Afrika verkörpert. 

 

Es gibt zwar auch einige befestigte (sprich geteerte) Straßen, sogar eine Art Autobahn zwischen Entebbe und Kampala, doch die normale ugandische Straße ist eine mit Schlaglöchern und Auswaschungen übersäte rote Piste, die das Vorrankommen schon sehr erschwert, zumindest aber gewaltig verlangsamt. 

Eine der seltenen, weil geteerten Straßen ließ uns zunächst recht schnell in den Südwesten des Landes kommen, doch dann beginnt der Teil der Reise, der eher an eine Expedition erinnert. Die rote Passstraße schlängelt sich teils abenteuerlich zwischen etwa 1500m und 2300m Höhe durchs landwirtschaftlich genutzte Gebirge. Die Uganda betreiben dort Holzwirtschaft und Landwirtschaft, allerdings mit einfachsten, ja primitiven Mitteln. Die Menschen dort sind sehr fleißig, allein die einfachen Umstände erschweren die Entwicklung. Normal ist dort, sich in gelben Kanistern, das Wasser für das tägliche Leben in teils weit entfernten Brunnen zu holen, auf dem Kopf oder Fahrrad transportiert. 

 

Wir hatten zudem sehr viel Glück mit dem Wetter, denn die teils heftigen Regenfälle blieben aus, sodass die Straßen zwar staubig, aber immerhin gut passierbar waren. Nach schweren Gewitterregen ist das Vorrankommen oftmals unmöglich, da aus der Piste eine schmierige Schlammpartie wird. 

Unser Stützpunkt dort war das Wagtail Eco Safari Camp, mit Dusche und meist mit Strom. Ganz typisch in Uganda war durchaus, dass nach kurzem Flackern das Licht weg war, einige Sekunden später hört man dann den Generator brummen und es wird wieder Licht. 

 

Unser Ausgangspunkt zum Gorilla Tracking war schließlich dann das Nkuringo Gorilla Tracking Site“. Dort bekommt man zunächst durch einen Guide eine Einweisung in das Gebiet, die vorhandenen Gorillagruppen und das konkrete Verhalten beim Besuch der Gorillas. Man wird dann eine der drei habituierten Gruppen zugeteilt, in unserem Fall war das die Xmas-Group, benannt nach dem 25jährigen Silberrücken Xmas, der eben an Weihnachten geboren wurde. Dass es bald Weihnachten sein würde, war also garantiert. 

Begleitet wird man von zwei bewaffneten Rangern, einer vorneweg, einer hintendran, einem Guide, der in ständigem Funkkontakt zu den sog. Trackern ist und evtl. von Portern, die einem den Rucksack tragen. Im Extremfall wird man für 300 USD aber auch in einer Art Liege („African Helicopter“) direkt getragen. Die Porter sollte man schon in Anspruch nehmen, denn 1x pro Monat dürfen sie eine Gruppe begleiten und können sich mindestens 15 USD verdienen. 

 

Das Permit für den Besuch bei den Gorillas kostet zur Zeit 618 USD. Dieses Geld dient in erster Linie dem Schutz des Bwindi Impenetrable Forest und damit dem Lebensraum der Berggorillas selbst, aber auch der lokalen Bevölkerung, um die Akzeptanz für das Schutzgebiet zu erhalten. Ich wohne selbst direkt am Nationalpark Bayerischer Wald und selbst bei uns, die wir im Überfluss leben, hat der Nationalpark ein Akzeptanzproblem (vielen wäre der monotone Wirtschaftswald lieber). 

 

Nun aber zur eigentlichen „Expedition“. Zunächst steigt man sehr steil bis auf etwa 1500m ins Tal ab. Dieser Abstieg ist unglaublich schön, schließlich hat man andauernd diesen wunderbaren Regenwald vor sich und staunt und staun und staunt. Der Rand des Nationalpark wurde mit Tee bepflanzt (den mögen die Gorillas nicht), um zu verhindern, dass die Gorillas in die Plantagen der Kleinbauern eindringen. Am Rand des Urwaldes angekommen, spricht sich der Guide wiederum mit den Trackern ab, um möglichst direkt die Gruppe zu finden. Wir hatten unglaubliches Glück (ich glaub wieder an das Wunder von Weihnachten), denn unsere Gruppe hat sich im Laufe des vorrangegangenen Tages direkt auf uns zubewegt. Wir mussten also tatsächlich nur ein paar hundert Meter im Tal einem wilden kleinen Flußlauf folgen, ehe wir dann auf die Tracker, also die Menschen, die den Gorillas immerfort folgen, um sie zu finden. 

Wir dürfen nochmal trinken, machen unsere Kameras schussbereit und sehen bereits jenseits des wilden Bächleins sich bewegende grüne Äste, Büsche und Rankwerk. Man möchte meinen, dass man diese großen Tiere gut sieht, aber tatsächlich kann man sie zunächst eher erahnen, als wirklich sehen. Mit einer großen Ausnahme: 

Mitten im Bachlauf, den wir zu überqueren gedenken, steht bzw. hockt ein Gorilla, trinkt und wäscht sich die Hände. Ich schaffe es gerade noch so ein paar Aufnahmen „hinzuwerfen“, ehe das schöne Tier wieder vom Grün des Waldes verschluckt wird. 

 

Ich fotografiere mit Zeitvorwahl (1/250 Sek) und ISO-Automatik im Silentmode und langsamer Mehrfachauslösung. Ich entschied mich für das Moduswahlrad auf S, da ich in vielen Tierfotografien von Olympus Visionär Kai Dickman genau diese Einstellung vorfand. Ich denke, das war ganz gut, schließlich kamen doch recht viele scharfe Bilder raus 😊 

Wie sich später herausstellen sollte, erregte genau dieses erste Bild des trinkenden Gorillas großes Aufsehen, da offenbar bisher dieses Verhalten noch nicht fotografiert wurde. Das Bild ist zwar technisch nicht einwandfrei, aber scheinbar in seiner Aussage von sehr großem Wert. Man legte mir ans Herz, das Bild an NatGeo zu senden (habe ich bisher noch nicht gemacht, weil ich im Moment nicht weiß, an wen man sich wenden sollte und ob sich das denn nun tatsächlich lohnt). 

Weiter im Wald wurden die Riesen nun einer nach dem Anderen sichtbarer (Dank der Guides, Tracker und Porter mit ihren Macheten) und urplötzlich waren wir quasi von der 14 Köpfe zählenden Berggorillagruppe eingekreist. 

 

Das Erlebte zu beschreiben ist sehr schwierig (ja ein Schriftsteller könnte dafür vielleicht Worte finden), aber diesen friedlichen Tieren so nah zu sein erfüllt das Herz mit großer Freude! 

Vielleicht können die folgenden Bilder zeigen, wie aufregend so ein Erlebnis ist. 

Viel Spaß damit, Danke fürs Lesen und ich freue mich selbstverständlich über Kommentare oder auch private Post (falls Fragen sind, die ich vielleicht beantworten kann). 

VG und allzeit gut Licht! 

Stefan 

 

P.S. hab dazu noch ein Album erstellt (Gorilla Tracking)

 

bearbeitet von jagabua
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vor 6 Minuten schrieb Uli´s Oly:

Ich bin schwer von deinem ausführlichen Bericht und den gemachten Bildern beeindruckt, ein großes Kompliment von meiner Seite. Zeigt es doch, das man mit einer E-M5 II durchaus in der Lage ist, tolle Bilder unter erschwerten Bedingungen zu  machen. 👏👏

Vielen Dank Uli☺️ und ja, die Bedingungen waren äußerst hart für Mensch und Material. Noch härter übrigens beim Schimpansen Tracking (dazu vielleicht später mehr).

VG und allzeit gut Licht!

Stefan

https://flic.kr/s/aHsmGGEftz

 

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Ich gratuliere zum tollen Erlebnis, das sicher dauerhaft Eindruck hinterlassen hat. Schöne Bilder sind auch entstanden!

Es ist schon schräg in unserer Welt: die einzige Überlebenschance für diese wunderbaren Tiere ist, dass sich ausreichend Touristen für sie interessieren 😔

Aber immerhin gibt es sie noch in der Natur - hoffen wir, dass das so bleibt.

Viele Grüße, Michael

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Nach dem Silberrücken Xmas, der an Weihnachten geboren wurde, wurde die ganze Gruppe benannt. Vielleicht stand deshalb ja die Reise unter so einem guten Stern?

Vielen Dank für die vielen lieben netten und schönen Worte 😊

VG und allzeit gut Licht!

Stefan

Xmas.jpg

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Viele deiner hier gezeigten Bilder durfte ich ja schon in deinem Fotostream auf Flickr bewundern, Stefan. Muss für dich und deine Frau ein unvergessliches Erlebnis gewesen sein, dies  alles vor Ort gesehen zu haben. Solche Bilder kenne ich ja nur aus dem TV. Vielen Dank für das Zeigen dieser fantastischen Aufnahmen!

HG Jürgen

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Vielen Dank Jürgen 🙏 Ja, direkt dort zu sein ist unvergleichlich und bestimmt unvergesslich. Der Moment plötzlich mitten unter diesen wunderbaren friedlichen Tieren zu stehen ist kaum beschreibbar. Wichtig war übrigens auch, die Kamera mal hängen zu lassen, um nur zu schauen, zu hören und die Situation aufzusaugen.

VG und allzeit gut Licht 💡 

Stefan

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Hallo Stefan @jagabua

Ein tolles Erlebnis das Du Dir da selbst geschenkt hast, ich glaube das ist unbezahlbar, was Dir da in Erinnerung bleibt.

In der Galerie Gorilla Tracking Bwindi Impenetrable Forest Uganda kann man das alles noch einmal viel besser miterleben.

Am ‎04‎.‎09‎.‎2019 um 08:00 schrieb jagabua:

Wie sich später herausstellen sollte, erregte genau dieses erste Bild des trinkenden Gorillas großes Aufsehen, da offenbar bisher dieses Verhalten noch nicht fotografiert wurde. Das Bild ist zwar technisch nicht einwandfrei, aber scheinbar in seiner Aussage von sehr großem Wert. Man legte mir ans Herz, das Bild an NatGeo zu senden (habe ich bisher noch nicht gemacht, weil ich im Moment nicht weiß, an wen man sich wenden sollte und ob sich das denn nun tatsächlich lohnt). 

Wenn dem so ist, dass Du da einen Moment fotografiert hast, welcher so noch nicht festgehalten wurde, dann musst Du das in die Welt posaunen! Ich würde da keine Sekunde überlegen und das Bild sofort an sämtliche möglichen Stellen senden, die damit was anfangen können, mach das ruhig.

Ich bin bei Tieraufnahmen dazu übergegangen, im M-Modus (mit ISO-Automatik) zu fotografieren und die Blende weiter zu schließen. Denn gerade Affen haben größere Köpfe, die Nase ragt nach vorn, wenn man auf die Augen scharf stellt, dann ist der vordere Teil des Kopfes unscharf, das sieht für mich nicht so schön aus. Bei solchen Bildern wie den von Dir gezeigten kommt es nicht auf Freistellung an. Leider sind nicht alle Bilder schön scharf, aber was zählt ist das Erlebnis :classic_smile:

Gruß Torsten

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Vielen Dank dass Du uns zumindest in Gedanken mitreisen lässt. 

Gorillas in Uganda stehen ganz oben auf meiner Wunschliste und so wie Du das beschreibst auch ganz zu Recht.

Die Bilder sind vielleicht nicht alle perfekt aber jedes einzelne davon erzält mir etwas über den / die abgebildeten Gorillas und das finde ich ungemein spannend. Deine Bemerkung, gelegentlich mal mit den Augen (und dem Herzen) zu schauen und nicht immer nur durch den Sucher, ist soooooo wahr. Das was nachher zählt, sind die Erinnerungen und nicht ob ein Foto nun sehenswert oder perfekt ist. 🦍🦍🦍

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Die zweite Erfahrung mit Primaten hatten wir dann im Budongo Forest, ein Urwald im Murchison National Park. Dort ist es möglich, ein Schimpansen Tracking zu machen. Anders als bei den Gorillas werden die Schimpansen nicht garantiert. Das liegt wohl daran, dass die Schimpansen offenbar viel schlechter kalkulierbar und berechenbar sind und mal da und mal dort umherstreifen.

So viel vorweg: Das Schimpansen Tracking war ungleich härter als das Gorilla Tracking, was schlicht daran lag, dass die Schimpansengruppe, die wir verfolgten in ständiger Bewegung war. Letzen Endes hetzten wir etwa 8km durch echt heftiges Gelände im Urwald. Immer leicht bergan durch teilweise über 2m hohes Gras hindurch. Unter dem dichten Gras lauerten dann auch noch immer runde Felsen, die sehr rutschig waren. Am Ende der 4h waren wir dann doch alle ziemlich erschöpft, aber glücklich, dass wir überhaupt Schimpansen zu Gesicht bekamen.

Zum Fotografieren: Ich fotografierte ausschließlich mit dem 300er ohne Konverter, denn man kam eigentlich nie weiter als auf etwa 20m an die Tiere heran. Sie waren in ständiger Bewegung und immerfort war Grün und Äste im Weg. Fokussieren schaffte ich nur manuell (mit Fokus Peaking ohne Vergrößerung), da der Autofokus schlicht nicht "wusste" worauf er scharf stellen sollte.

Das Gesicht von "Babyface", einem 35 Jahre alten Schimpansen mit relativ hellem Gesicht sah ich etwa 3 Sek, ehe es wieder im Grün des Dschungel verschwand.  

Ähnlich erging es mir mit den übrigen Exemplaren. Sehr überrascht hatte mich die tatsächliche Größe dieser Tiere. Wenn auch immer nur sehr kurz zu sehen, so war es echt beeindruckend, wie riesig diese Tiere sind.

Unter https://flic.kr/s/aHsmGD4swT kann man noch mehr Schimpansenbilder sehen. Ich hoffe, dass auch dieser zweite Teil ein wenig inspiriert, denn die überaus freundlichen und scheinbar noch nicht durch viel Tourismus "veränderten" Ugander hatten uns immer wieder gebeten, für ihr Land und ihre Schätze in Deutschland zu werben. Das mache ich nur allzu gern 🙂

VG und allzeit gut Licht!

Stefan

Babyface klein.jpg

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Einfach stark, deine Story plus das Porträt mit Blickkontakt von Babyface durch das Dickicht.  Babyface schein ein ganz schönes "Schlitzohr" zu sein.

bearbeitet von Gast
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  • 2 weeks later...

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