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Kommentar: Schuldlos am Ende? Die Wirtschaft, die Kameratechnik, ihre Krisen und der Fall Olympus


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Olympus OM-D E-M10

Wie Interessierte längst wissen, hat der Traditionshersteller Olympus im Juni gemeldet, die Kamerasparte aufgeben zu wollen; die Firma ist im Gespräch mit der privaten Beteiligungsgesellschaft Japan Industrial Partners (JIP), von der es heißt, dass sie das Geschäft fortführen, "umstrukturieren" und profitabel machen soll. Olympus selbst hat im Vorfeld bereits „Umstrukturierungsmaßnahmen“ eingeleitet.

Bei sowas macht es Sinn, die Unternehmens-PR beiseite zu lassen und die Interpretationen und Kommentare sachkundiger Beobachter wahrzunehmen, und um von der Realität nicht enttäuscht zu werden, ist es auch nicht verkehrt, vorsichtshalber mal das Schlimmste zumindest in Betracht zu ziehen. Das Schlimmste für Olympus Imaging und diejenigen, die wie ich über die Jahre ein bisschen Geld in ihre Olympus-Kameraausrüstung gesteckt haben, wäre demnach, dass Olympus den "Investor" im Grunde noch dafür bezahlt, die notorisch defizitäre Fotoabteilung zu einer Art Resterampe zusammenzustreichen, die Entwicklungsabteilung und alles andere, was Geld kostet, aufzulösen, sodann zu schauen, wie lange man mit den Resten, wenn überhaupt, Profite erwirtschaften kann, um das Ganze danach in Stücken zu verscherbeln – vor allem natürlich das gesamte Patentportfolio, das bei dem angedachten Vertrag mit JIP dabei sein soll. Der Ruf, der JIP vorauseilt, und der track record dieses Unternehmens lassen eine solche Variante weitaus weniger absurd erscheinen, als man es sich wünschen würde.

Leider sind Wünsche und Hoffnungen nur magisches Denken und werden niemandem bei irgendetwas helfen, außer bei der Erkenntnisvermeidung.

Nun aber ist es ja so, dass bei kaum einer der einschlägigen Kameramarken, die es um die Jahrhundertwende bis in die Digitalära hinein geschafft hatten und bis jetzt überlebt haben, noch ein dauerhaft profitables oder gar, wie das Wirtschaftssystem es gerne sähe, wachstumsträchtiges Geschäft zugrundeliegt. Das ist bei denjenigen, deren Zahlen man kennt, offensichtlich, und von denen, deren Zahlen man nicht kennt, weil sie nicht im Detail veröffentlicht werden, ist nicht anzunehmen, dass sie bedeutend besser dastehen.

Bekanntlich ist der Digitalkameramarkt seit rund zehn Jahren drastisch und kontinuierlich am Schrumpfen, und es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich diese Tendenz eines Tages umkehren würde; nicht mal ein Ende der Abwärtstendenz ist abzusehen. Die logische Konsequenz daraus ist, dass sich das Digitalkamerageschäft auf einem noch niedrigeren kommerziellen Niveau als dem heutigen einpendeln muss und wird, auf einem Niveau, das jedenfalls aus Sicht der Verhältnisse von vor zehn Jahren nur als katastrophal gesehen werden kann. Dabei verlangen die unwiederbringlich weggebrochenen Stückzahlen zwingend entweder drastische Einsparmaßnahmen, die nicht ohne Folgen für die Produktqualität bleiben können, oder drastisch steigende Preise, oder beides – und beides wird den Rückgang der Verkäufe nur noch weiter antreiben.

Smartphone vs. Spiegellose

Nun sind sich kurioserweise wirklich alle über die Ursachen dieser Entwicklung einig, die PR-Abteilungen der Hersteller, das Fachpublikum und die Kundschaft – der Schuldige ist das Smartphone! Und mit ihm gelegentlich noch die anspruchslosen Konsumierenden, denen das Smartphone plötzlich ausreicht, und die die zahlreichen großartigen Vorteile „echter“ Kameratechnik nicht mehr zu schätzen wissen.

Uneinig ist man sich umso mehr, wenn es einen der Hersteller wirklich erwischt. Ein Ereignis, das natürlich umso schwerer wiegt, wenn’s der Hersteller all jener geschätzten Werkzeuge und Spielsachen ist, mit denen man die vergangenen Jahre so viel Freude hatte. Wenn nicht wiederum um die anspruchslosen Konsumierenden, die bloß die Vorzüge der betreffenden Marke nicht richtig zu schätzen wussten, kreist die Diskussion nur noch um die Frage, was der eine Hersteller denn falsch gemacht hat, dass es ausgerechnet ihn jetzt getroffen hat, und die Finger zeigen tendenziell natürlich besonders gerne auf die Kameramodelle, die einen selbst nicht interessiert haben, oder es wird auf diejenigen fehlenden Kameras oder Features verwiesen, die man selbst immer haben wollte, aber nie bekam.

Denn man geht immer unterbewusst davon aus, dass der Pleitier seine Pleite schon irgendwie selbst verursacht hat. Es müssen Schuldgründe bei ihm zu finden sein, also lasst uns suchen! Aber ist das wirklich so? Man weiß vom Smartphone und vom Markt. Was, wenn das Geschäftsmodell, auf dem die Geschäftstätigkeit praktisch aller Digitalkamerahersteller beruht, einfach nicht mehr trägt, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben? Immerhin scheinen sich viele Beobachter einig zu sein, dass der erste, den es erwischt hat, kaum der einzige bleiben wird, der das Kamerageschäft aufgibt, aufgeben muss.

Just dieser Tage las man, dass der Segway PT, der „Segway Personal Transporter“, nun endgültig eingestellt wird, nachdem der Hersteller schon vor Jahren an einen chinesischen Konkurrenten gegangen war. Einer der Gründe für den Misserfolg und jetzt das Ende, neben der erheblichen Überschätzung, wie groß das Interesse an dem Produkt sein würde, scheint gewesen zu sein, dass der Segway PT zu gut war – er ging praktisch nicht kaputt, war sogar derart redundant-robust konstruiert, dass Teile seines Antriebs ausfallen konnten, und er lief trotzdem weiter. Einfach gute Ingenieurskunst. Soll man das wirklich als Fehler bezeichnen und dem Hersteller die Schuld dafür geben, dass seine Konstruktion zu gut war?

Haben nun bloß wegen dem Smartphone wirklich so viele Fotografen und Fotografinnen nicht nur ihre alten Kompaktkameras, sondern auch ihre DSLRs und Spiegellosen weggeschmissen? Oder ist es nicht vielleicht eher so, dass immer noch sehr viele Leute, ein Vielfaches mehr als die Marktentwicklungskurven andeuten, weiter fröhlich mit DSLRs und Spiegellosen fotografieren und manche sogar mit Kompakten – nur halt nicht mehr mit neuen?

Könnte es nicht einfach sein, dass das Interesse speziell an neuen Systemkameras mit oder ohne Spiegel, die absehbar auch noch ein ganzes Weilchen vom Smartphone nicht wirklich ersetzt werden können, vor allem deswegen nachgelassen hat, weil die Technik jetzt seit ein paar Jahren einfach so gut ist, dass sehr viele Fotografen und Fotografinnen, selbst ambitionierte, mit ihren nicht mehr ganz neuen, aber trotzdem hervorragenden Kameras einfach immer noch bis auf weiteres zufrieden sind?

So dass sie neuere Modelle nicht deswegen verschmähen, weil die Hersteller irgendetwas grob falsch gemacht hätten, sondern weil sogar die alten schon ausgereift waren und gut? Während die neuen bloß nicht genug Neues bieten, um die Ausgabe zu rechtfertigen? 

Minolta XD7

Die momentane Krise ist nicht die erste existenzielle Krise der Kamerabranche, und sie folgt einem Muster, das sich besonders deutlich im Systemkamerageschäft widerspiegelt. In den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts war die analoge SLR ausgereift, perfektioniert, ausgereizt. Die SLR-Verkäufe gingen zurück, die Leute hatten gute SLRs, bessere brauchten sie nicht und sehr viel Besseres kam auch nicht mehr. Die Hersteller versuchten sich dann irgendwann mit Einsparmaßnahmen über Wasser zu halten. Nicht alle der seinerzeit bekannten Marken überlebten. Und warum? Weil die seit Jahren verkauften Kameras aller Hersteller schon so gut waren, dass es wenig zu verbessern gab.

DSC03512.jpg

In dem Moment kam der AF zur Rettung und leitete eine neue Ära ein. Nicht alle Hersteller schafften den Wechsel – einzelne wenige Ausnahmen darunter überlebten trotzdem, darunter damals ausgerechnet Olympus. Die AF-SLRs brachten erstmals seit langem wieder etwas wirklich Neues, und die Leute hatten einen neuen Grund, Geld auszugeben. Zur Jahrhundertwende war die AF-Technologie ausgereift, die Kameras waren gut und vollausgestattet, und immer mehr Leute brauchten keine besseren als die, die sie schon hatten. Es wurden nur noch wenige neue verkauft. Wieder überlebten nicht alle Hersteller. Warum? Weil die zuletzt verkauften Kameras alle so gut waren, dass es wenig zu verbessern gab.

In dem Moment kam für die Hersteller, die es bis dahin geschafft hatten, die Digitaltechnik zur Rettung und begründete wiederum eine neue Ära, wobei wiederum nicht alle die Anpassung schafften. Zwanzig Jahre später: digitale Systemkameras sind ausgereift, es gibt längst nur noch gute Kameras, qualitative Unterschiede liegen allenfalls im Detail, und kaum jemand braucht noch eine bessere Kamera als die, die er oder sie schon hat. Die Stückzahlen gehen allein deswegen immer mehr zurück: Weil die existierenden Kameras so gut sind.

Und das Smartphone hat das Ganze nur ein bisschen verschärft und beschleunigt. Es ist nicht der Hauptschuldige. Auch die Hersteller sind nicht die Schuldigen. Klar, alle haben ein paar kleine bis mittelschwere Fehler gemacht und machen sie weiter. Aber keine drastischen (Pentax vielleicht ausgenommen, wo man noch auf ein Ende der spiegellosen Systemkameras wartet, die man für eine vergängliche Mode hält). Der einzige potenziell letale Fehler ist, dass sie in den letzten Jahren zu gute Kameras verkauft haben. Zu gut, um auf der Basis verfügbarer irdischer Technologie noch soviel besser zu werden, dass das noch genug neue Kaufanreize schüfe.

Und vielleicht trifft es Olympus auch deswegen jetzt als Ersten, weil Olympus in der Vergangenheit so oft Erster war mit der Einführung neuer Technologien. In dem Moment hatten sie immer einen kleinen Vorteil, aber danach halt auch als Erster das Pulver verschossen.

Das Ganze, der ganze Wahnsinn, hat nicht nur Methode, sondern auch natürlich einen Namen; man nennt es Marktwirtschaft.

Mond

Ich würde mir jetzt zwar gerne wünschen*, dass wenigstens noch völlig in den Sternen* oder von mir aus auch im Mond stünde, was genau jetzt aus Olympus Imaging wird, aber dafür zeichnen sich gewisse Wahrscheinlichkeiten doch leider schon zu deutlich ab.

* siehe "magisches Denken" weiter oben

----------

Der Text erschien ursprünglich am 01.07.2020 in meinem Blog; die Veröffentlichung im Oly-Forum in dieser Form, um ihn hier zur Diskussion zu stellen, erfolgt in Absprache mit @Andreas J.

Schöne Grüße,
Robert

P.S.: Wenn das Posting in einer anderen Rubrik besser aufgehoben sein sollte, bitte ich freundlichst um Verschiebung...

bearbeitet von Rob. S.
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Ich stimme Rob nicht immer zu, aber hier hat er recht. Immer höher, schneller, weiter, alle 2 Jahre 2000€ investieren in neue Kameras, wer kann, wer will, und vorall wer brauch das schon? Leider trifft das eine Wirtschaft, die das höher, schneller, weiter in ihrer DNA trägt, wo jedes Jahr Steigerungen drin sein müssen, die sich eben auf einem gesättigten Markt nicht finden lassen.

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vor einer Stunde schrieb sparrows69:

Immer höher, schneller, weiter, alle 2 Jahre 2000€ investieren in neue Kameras, wer kann, wer will, und vorall wer brauch das schon?

Seine (Robs) Analyse ist schon sehr gelungen. Das Problem ist, am Beispiel Olympus, dass es sicherlich das Potential gibt alle 2-3 Jahre in eine neue Kamera zu investieren, wenn diese dann das/die Features bietet, welche eine bestimmte Klientel braucht. Genauso verhält es sich mit den Objektiven, es gibt sicherlich viele, welche dass angekündigte 150-400PRO haben wollen oder haben müssen.

Nur wie wird viele eben definiert? Ab welchen Abverkaufszahlen bei Body oder Optiken ist für die Hersteller der BreakEven erreicht?
Um am Beispiel Olympus zu bleiben, wie ich in einem anderen Thread erwähnte, alle zwei Jahre ein neues Modell mit leichten Designänderungen aber eben mit Änderungen in der FW, welche den Fotografen, ob beruflich oder eben Hobby, Funktionen zur Verfügung stellt welche entweder am Markt gewünscht sind oder eben neue Entwicklungen darstellen. Die "alten" Modelle könnten dann auf dem Gebrauchtmarkt neue Nutzer finden was nachrangig sicher auch den Markt der Objektive positiv beeinflussen könnte. So aber hat Olympus seinen Kunden alles immer umsonst geliefert, was die Funktionen in der Firmware betrifft ohne an die Folgen zu denken.

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Danke Dir für diese wohltuend realistische und treffende Analyse... 

Das "Schneller, Höher, Weiter" hat einfach Grenzen im Bedarf - ich erinnere mich im PC- Markt noch gut an die alten Prozessoren 386, 486, Pentium - hiermit waren immer so große Verbesserungen verbunden (kein Kaffeekochen mehr möglich/ nötig beim Start von word 😅), daß sich das Aufrüsten einfach gelohnt hat. Ob ich heute 2s oder 4s warte - so what... Außer für Spezialisten mit Bedarf nach höchster Rechenpower oder für meine Söhne als Powergamer interessiert die Geschwindigkeit des Rechners heute nicht mehr wirklich - er ist auf jeden Fall schneller als ich. Bedarf nach Aufrüstung - Null...

Nachfrage resultiert dagegen aus echter Innovation, die den Nerv der Kunden trifft - die schüttelt man sich aber nicht aus dem Ärmel...  

Wenn ich ehrlich bin, ist selbst die EM 1 Mark I für mich heute noch eine tolle Kamera - kann eigentlich alles, was ich mit Kameras tatsächlich mache... Es ist tatsächlich schwer, auf dieser Basis immer wieder Umsatz mit solchen Kunden zu machen...

bearbeitet von didi
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Also ich habe im Jahr 1984 eine Minolta XD-7 gekauft, die mir dann bis in die 2000er sehr gute Dienste geleistet hat. Autofokus sah erst mal aus wie eine unnötige Spielerei, und auch die anderen Verbesserungen waren eher marginal, es gab also gar keinen Grund, ein neues Kameragehäuse zu erwerben. Lieber hin und wieder mal ein schönes Objektiv.

Der Digitalkameramarkt hat heute die unheilige Kombination von infinitesimalen Verbesserungen und astronomischen Preisen. Wer schon eine Kamera hat, vor allem aus dem höherpreisigen Bereicht, der braucht nicht notwendigerweise 2-3 Jahre später eine neue. Der Schritt von der E-M5 zur E-M5 II war noch merklich und nachvollziehbar, darum habe ich ihn auch gemacht – aber der Schritt von der E-M5 II zur E-M5 III sah für mich aus wie ein Schritt rückwärts (oder bestenfalls auf der Stelle), deswegen habe ich ihn ausgelassen und es tut mir nicht mal leid. Eine E-M1 III oder gar E-M1X kann ich auf der Basis meines Hobbyfotografenbudgets nicht rechtfertigen – deswegen habe ich jetzt noch eine PEN-F, und mir scheint, das könnte mir für die nächsten 10 oder mehr Jahre reichen, jedenfalls solange die Hardware mitspielt. Vielleicht bleibt ja Panasonic noch eine Weile im mFT-Geschäft, aber auch wenn nicht, sind die vorhandenen Kameras und Objektive sehr nett.

Die Digitalkamera-Hersteller hatten ein paar fette Jahre, als die Technik noch Riesenschritte gemacht hat und die Leute Geld in der Tasche hatten. Daran haben sie sich gewöhnt, aber damit ist es jetzt anscheinend vorbei. Wir wissen nicht, was aus Olympus Imaging wird, aber eins ist sicher: Olympus ist nicht der letzte Hersteller, dessen Kamerasparte in existenzielle Schwierigkeiten kommt.

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Egal ob Messehalle in Hannover oder Römer in Frankfurt: Vor 10 jahren hatte da praktisch jeder eine DSLR oder eine Kompaktkamera mit. Heute muss man sich eine halbe Stunde hinstellen, und kann die Kameras an 2 Händen abzählen.

Und da Olympus zahlenmäßig immer ein Exot war, trifft es diese Firma als erste. Man sollte dankbar sein, dass es Olympus die letzten Jahre weiter versucht hat.

Durch die Reduktion auf weniger Hersteller werden allerdings negative Effekte aufgefangen. Enthusiasten werden sich eine andere Marke suchen und diese stärken. So ist der Tod wenigstens nicht umsonst gewesen.

bearbeitet von Geschütteltnichtgerührt
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Ja, der Kameramarkt schrumpft seit dem Höhepunkt, wo man dank schnellem technischen Fortschritt regelmässig deutlich bessere Modelle kaufen konnte und viele neue Kunden sich ihre erste "richtige" Kamera gekauft haben. Das das Smartphone am Markt knabbert ist auch unzweifelhaft. Aber die Zahl der Fotografierenden ist so hoch wie noch nie in der Geschichte. Wenn in der Situation die Geschäfte schlecht laufen, ist das schon sehr eindeutig die Schuld der Hersteller. Einfach nur eine bestehende Produktlinie weiterzuführen und bei Misserfolg Krokodilstränen zu vergiessen, ist nicht genug. Da muss man die Produkte in ihrer gesamten Konzeption weiterentwickeln und sich auch weitere Standbeine verschaffen. Wenn Smartphones die häufigsten "Fotoapparate" sind, dann muss man da einen Fuss in die Tür bekommen. Das hat ausgerechnet Leica bei Huawai geschafft und bezieht einen wesentlichen Teil der Gewinne damit. Mit "richtigen Kameras" muss sich jeder Hersteller fragen: wie verkaufen ich die einer Kundschaft, die ansonsten mit Smartphone fotografiert? Was sind die Interessen der Kundschaft? Und vor allem: wie vermittelle ich den Kunden, das sie statt mit dem Smartphone mit einer Kamera fotografieren sollen?

Wir leben in einer Zeit, wo ganze Produktkategorieen extrem starken Veränderungen unterworfen sind, viele verschwinden fast vollständig. Dieser Herausforderung muss sich jeder Hersteller stellen. Dabei sollte mFT eigentlich gerade für die Umsteiger aus den Smartphones ideal positioniert sein. Weil deutlich günstiger, kleiner und tragbarer als eine 35mm Ausrüstung. Aber man muss daraus etwas machen.

Nur mal ein geschichtliches Beispiel, wie sich eine Firma verändern kann, wenn mir das gestattet ist: Apple. Eine Computerfirma. Die dafür belächelt wurde, das sie einen MP3-Player herausbrachte. Der bald die Haupteinnahmequelle der Firma war. Dann hat man ein Smartphone auf den Markt gebracht. Wie viele haben damals kommentiert, dass das den so erfolgreichen iPod gefährde? Inzwischen baut Apple praktisch keine iPods mehr, verdient sich an den Smartphones blöd und bescheuert. Aber sie machen auch weiter Computer, gerade sogar mit der Ankündigung von neuer, leistungsfähiger Technik - ein Resultat der Entwicklung der Smartphones.

Daher sollten alle Kamerafirmen sehr genau darüber nachdenken, ob sie nur um einen schrumpfenden Markt konkurrieren wollen, oder eben die Grenzen dieses Markts aufreissen und wieder echt wachsen können.

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Anbei verlinke ich einen Beitrag, der die hier diskutierte Systematik am Beispiel klassisches Automobilgeschäft versus neuer Marken (Tesla) & Mobilitätsdienste (Uber & Co) beschreibt: https://medium.com/maniv-mobility/understanding-business-model-disruption-in-the-mobility-industry-980fa276b70e 

Ich denke, das lässt sich so auf die klassische Fotoindustrie übertragen. Innovation hat sich aus meiner Sicht bei allen Kameraherstellern immer nur am ursprünglichen Produkt entlang gehangelt (Auflösung, AF). Dagegen hat z.B. das Mobiltelefon seinen Charakter vom reinen Telefon zum "Ding für Alles" gewandelt. Es hat am Markt überlebt.

Ich fand es zum Beispiel schade, das der Ansatz mit der Olympus Air A01 so sang und klanglos wieder verschwunden ist. Die fand ich innovativ! Das Handy hinten dran als Innovationsmotor. Eine Platform für eine Entwickler Community aufziehen, neue Imager als Baukasten, Software Feature rein, raus... Aber Erfolgsgarantien gibt es auch nicht. Und sowas kostet auch erst mal eine Menge Geld und das war ja schon etwas länger knapp.

bearbeitet von langer
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vor 2 Stunden schrieb Peter Herth:

Nur mal ein geschichtliches Beispiel, wie sich eine Firma verändern kann, wenn mir das gestattet ist: Apple. Eine Computerfirma. Die dafür belächelt wurde, das sie einen MP3-Player herausbrachte. Der bald die Haupteinnahmequelle der Firma war.

Der Genius von Steve Jobs bestand vor allem darin, Apple von einer Computer-Hardware-Firma zu einer Firma zu machen, die Lifestyle-Produkte herstellt. Nur ausgemachte Freaks kaufen heute alle zwei Jahre einen neuen Computer, aber alle zwei Jahre ein neues iPhone muss in den entsprechenden Kreisen einfach sein. Die Computer spielen in der Bilanz von Apple nur eine Nebenrolle; Apple könnte morgen aufhören, Macs zu bauen, und wäre immer noch hochprofitabel und eine der wertvollsten Firmen der Welt.

Bei Olympus ist das so ähnlich, nur sind – gemäß Umsatzanteil, nicht Stückzahlen – die iPhones bei Olympus eben die Endoskope und die Computer sind die Kameras. Leider ist der Marktanteil von Olympus am Kameramarkt kleiner als der Marktanteil von Apple im Computermarkt (vor allem, wenn man die “Kameras” mitzählt, mit denen man auch telefonieren kann), und während bei  Computern die Auswahl im Wesentlichen “Mac vs. Einheitsbrei” ist und der Marke Apple der Nimbus des hochklassigen Besonderen anhaftet (auch unter Nicht-Apple-Benutzern) , kann Olympus im durchmischteren Kameramarkt nicht auf dieselbe Weise punkten. (Wir hier wissen um die Qualitäten von Olympus, aber unter den selbsternannten “Experten” werden die Kameras doch gerne mal belächelt.) Deswegen findet Olympus es anscheinend leichter, die Kameras an den Nagel zu hängen, als Apple die Computer.

Wobei man ja auch nicht weiß, ob Apple nicht gerade dabei ist, den Mac, so wie wir ihn kennen, zu beerdigen. Neue Modelle sollen ja ARM-artige Prozessoren haben und rücken damit näher an iPhone und iPad heran; vielleicht heißt das nur, dass die Systeme weiter konvergieren und neue Macs zu einer Art großen iPads mit Tastatur, Maus und Bildschirm werden. Da wird das umgesetzt, was bei Olympus immer nur vermutet wurde – die Synergieeffekte des Zusammenführens von “Cash Cow” (iOS-Geräte, iPhone und iPad) und “Hobbyprojekt” (Mac) werden abgeerntet.

Anscheinend hat Olympus es bisher nicht in derselben Weise geschafft, Kerngeschäft (Medizintechnik) und Nebengeschäft (Fototechnik) profitabel zu verheiraten, und hat jetzt keine Lust mehr, es weiter zu versuchen. An der Situation im Kameramarkt ändert sich dadurch aber nichts. Der neue Besitzer von Olympus Imaging braucht also tiefe Taschen und jede Menge Geduld oder ein paar geniale Ideen. Die müssten gar nicht mal so dringend im Produktbereich sein, denn die existierenden Produkte sind fundamental OK. Was viel dringender nötig wäre, wäre aggressives Marketing, um der Menschheit klarzumachen, dass mFT viel schönere Fotos liefert als die Smartphones, aber die Kameras gar nicht mal so viel größer und schwerer sind und die Mühe sich in vielen Fällen einfach lohnt – vor allem im Vergleich zu den fetten, komplizierten und superteuren Kameras, die alle anderen verticken wollen. Wenn man an den Produkten was ändern will, muss das nicht mal die Hardware sein; wenn man sich an dem orientiert, was die Smartphones populär macht, dann sind Verbesserungen, die z.B. das “Sharing” von Fotos in sozialen Medien einfacher machen, eventuell mehr wert als z.B. eine Erhöhung der Bildfrequenz im schnellen Serienbildmodus um 25% (auch wenn letzteres die Kamera-Geeks sabbern lässt). Die gerade veröffentlichte Webcam-Software ist da sicher ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn Olympus da entgegen sonstiger Angewohnheit mal nachzieht und nicht anführt und die unerklärlichen Einsparungen etwa bei der E-M5 III (kein Tethered Shooting) sich rächen.

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vor 16 Minuten schrieb langer:

Ich fand es zum Beispiel schade, das der Ansatz mit der Olympus Air A01 so sang und klanglos wieder verschwunden ist. Die fand ich innovativ! Das Handy hinten dran als Innovationsmotor. Eine Platform für eine Entwickler Community aufziehen, neue Imager als Baukasten, Software Feature rein, raus..

Der Fehler von Olympus an der Stelle war, dass eine Entwickler-Community nicht aus dem Nichts entsteht, und schon gar nicht, wenn das Produkt nur in Japan angeboten wird und die komplette Dokumentation, Mailinglisten usw. nur auf Japanisch zur Verfügung stehen. Olympus hätte damit anfangen sollen, überall, wo es Olympus-Kameras gibt, Leute nach Projektideen zu fragen, und den besten 100 oder 1000 Einsendern kostenlos oder sehr günstig ein Demo/Entwicklungs-Kit zur Verfügung zu stellen. Natürlich mit Unterlagen und Support auf Englisch und einem “Marktplatz”, um die Ergebnisse zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise hätte sich eine Community um das Produkt gebildet und die Sache wäre zu einem Selbstläufer geworden. Allein die Astrofotografen hätten Olympus die Bude eingerannt, dicht gefolgt von den Wildlife-Fotografen. Schade auch …

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Wahrscheinlich muss es erst eine amerikanische Firma geben, die wie Amazon, Apple, Facebook, Tesla, Nikola usw. es auf ihrem Gebiet gemacht haben „Fotografie neu denkt“. Ein Visionär, der nicht das Spaltmaß optimiert, sondern überlegt, wie man ein „Bildaufnahmegerät für höchste Fotoqualität“ optimal in die moderne Welt integriert. Herauskommen wird eine 5G-Kamera mit einem eigenen App-Store, automatischer Cloud-Anbindung, WhatsApp-Schnittstelle, Communiy-Vernetzung, Hersteller-Link usw. Der Hersteller, der das als erster hinbekommt, wird den Markt revolutionieren und neue Käuferschichten erschließen. Als Startup wird ihm wahrscheinlich das Geld hinterhergeworfen wie Tesla oder Nikola. Mal sehen, wie lange es noch dauert ...

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vor 11 Stunden schrieb langer:

Ich denke, das lässt sich so auf die klassische Fotoindustrie übertragen. Innovation hat sich aus meiner Sicht bei allen Kameraherstellern immer nur am ursprünglichen Produkt entlang gehangelt (Auflösung, AF). Dagegen hat z.B. das Mobiltelefon seinen Charakter vom reinen Telefon zum "Ding für Alles" gewandelt. Es hat am Markt überlebt.

Das Problem ist, dass die Möglichkeit zu einem Gerät für alles zu mutieren, für ein fotografisches Spezialgerät nicht vorhanden ist. Das Smartphone ist eine disruptive Ausnahme"erscheinung", die nur selten vorkommt. Unter zig tausend Produkten findet sich vielleicht eines, dem das gelingt. Das Problem der Fotogeräte ist, dass es für den Alltagsgebrauch den Ersatz gibt, so dass - wie früher auch - den Fotogeräten der ambitionierte und berufliche Bereich übrigbleibt,weil hierfür das Smartphone nicht ausreicht und auch zu wenig Reiz bietet. Die damit verbliebenen Zielgruppen werden aber nicht größer, weil sich die Fotogeräte weiter entwickelt haben, jedenfalls nicht so groß, wie sie in der Ausnahmephase des digitalen Aufschwungs waren, als es das Smartphone mit Kameras noch nicht gab.

Die Fotoindustrie hatte schlicht Glück. Die Masse an Neukunden gab Gelegenheit viel in Entwicklung hineinzustecken. Ungünstig ist, dass sie es nicht sah und es auch nicht verhindern konnte, dass es für den Massengebrauch eine Alternative geben würde. Was hätte die Fotoindustrie daran ändern können? Nichts. Ihre Produkte sind für ihre originären Zielgruppen besser denn je und sie kann diese Leute auch nach wie vor davon überzeugen, dass ihre Innovationen es wert sind gekauft zu werden. Auch Fotogeräte werden bei Verschleiß ersetzt, genau wie beim Smartphone. Nur hat die Fotoindustrie Pech, dass es bei ihr keine eingebaute Obsoleszenz gibt, welche von den Kunden auch noch akzeptiert wird. Es gibt keine neuen Betriebssysteme, die man ein bisschen aufmotzen kann und die nur auf den neuesten Geräten laufen und allein aufgrund der "notwendigen" Betriebssicherheit aktualisiert werden müssen. Apps, die technisch nur auf den neuesten Geräten laufen (sogar die Corona App). Das läuft bei Fotogeräten schwerlich, selbst die Objektive müssen im Gegensatz zum Smartphone bei Neukauf einer Kamera nicht ausgewechselt werden.

Wenn es nicht sehr viel mehr Hobby- und Berufsanwender gibt, wird sich das Absatzniveau nicht erhöhen. Durch viel Marketing ist es auch nicht so einfach, die Leute zu einem Hobby- und zu einem Beruf zu bringen, der dann eng mit diesen Geräten verbunden ist. Hobby- und Berufslandschaft haben sich auch geändert, zahlenmäßig nicht ausreichend für die Fotohersteller.

vor 11 Stunden schrieb langer:

Ich fand es zum Beispiel schade, das der Ansatz mit der Olympus Air A01 so sang und klanglos wieder verschwunden ist.

Das hat ja auch seinen Grund. Weder für die "Alltags" Zielgruppe, noch für die Hobby- und Berufsfotografen bot das Konzept ausreichend Anreize. Für die einen reicht das Smartphone und für die anderen ist diese Konstruktion eher doch zu fragil und wenig robust, um eine breite Akzeptanz zu finden.

bearbeitet von tgutgu
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vor 7 Stunden schrieb anselm:

dass mFT viel schönere Fotos liefert als die Smartphones, aber die Kameras gar nicht mal so viel größer und schwerer sind und die Mühe sich in vielen Fällen einfach lohnt – vor allem im Vergleich zu den fetten, komplizierten und superteuren Kameras, die alle anderen verticken wollen.

Ja, mFT liefert die deutlich besseren Bilder. Nur muss derjenige, welcher fotografieren möchte und die Bilder nicht nur auf den Onlinemedien präsentieren will dann auch 2 Geräte mit sich herumtragen. Dann ist da noch der Preis, die fetten Kameras kosten genausoviel oder gar weniger als eine Olympus (wobei ich die PEN Reihe mal rausnehme). Ich rede hier nicht von den guten Geräten sondern von den Geräten, welche den Kunden im Netz oder Elektronikmärketen als gut verkauft werden. Und ob diese denn nun wirklich komplizierter sind, wo doch überall über das ach so verschachtelte, komplizierte Oly-Menü gelästert wird, wage ich auch zu bezweifeln. Smartphones werden leider im Gegensatz zu Kameras noch immer quersubventioniert. So kann sich jeder mindestens alle 2 Jahre für 1€ - 50€ ein aktuelles Smartphone mit verbesserter KI und evtl. Optik leisten, alle 2 Jahre eine neue Kamera wird da deutlich teurer. 

bearbeitet von jsc0852
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vor 2 Stunden schrieb DocReason:

Wahrscheinlich muss es erst eine amerikanische Firma geben, die wie Amazon, Apple, Facebook, Tesla, Nikola usw. es auf ihrem Gebiet gemacht haben „Fotografie neu denkt“.

Deren Gründer haben konsequent gehandelt und vermutlich ihre Zeit nicht in Foren „vertrödelt“, um über die Fehler anderer zu räsonieren. Für die jüngeren Mitleser: „räsonieren“ = sich wortreich und tiefschürfend, aber ohne konkretes Ergebnis [über etwas] äußern (Wikipedia)

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vor 15 Minuten schrieb jsc0852:

Ja, mFT liefert die deutlich besseren Bilder. Nur muss derjenige, welcher fotografieren möchte und die Bilder nicht nur auf den Onlinemedien präsentieren will dann auch 2 Geräte mit sich herumtragen. Dann ist da noch der Preis, die fetten Kameras kosten genausoviel oder gar weniger als eine Olympus (wobei ich die PEN Reihe mal rausnehme). Ich rede hier nicht von den guten Geräten sondern von den Geräten, welche den Kunden im Netz oder Elektronikmärketen als gut verkauft werden. Und ob diese denn nun wirklich komplizierter sind, wo doch überall über das ach so verschachtelte, komplizierte Oly-Menü gelästert wird, wage ich auch zu bezweifeln. Smartphones werden leider im Gegensatz zu Kameras noch immer quersubventioniert. So kann sich jeder mindestens alle 2 Jahre für 1€ - 50€ ein aktuelles Smartphone mit verbesserter KI und evtl. Optik leisten, alle 2 Jahre eine neue Kamera wird da deutlich teurer. 

Vielleicht sollte Olympus sich da ein Beispiel an den Smartphones nehmen und ein Abo-Modell anbieten. Für 1 Euro am Tag alle drei Jahre eine neue Kamera der E-M5 Klasse. Und für 1,50 € gibt es die E-M1 in aktueller Ausführung. Das würde die Markenbindung stärken und es gäbe Gewissheit über die künftigen Absatzzahlen. (Wenigstens über einen Teil). Als Bonus ließe sich ein vernünftiger Service integrieren. Entweder mit Austauschkamera oder wenigstens mit Aussetzung der Zahlung während der Reparaturzeit.

Ähnlich könnten dann Objektivpakete angeboten werden, vielleicht auch mit kürzeren Laufzeiten.

Gruß

Hans

P.S.: Eergänzen ließe sich sowas auch mit den beliebten Fotowettbewerben der Community. Nur gewinnt man dann kein Geld oder einen Gutschein, sondern das eigene Abo wird eine Zeit lang kostenfrei etc.

bearbeitet von Hacon
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vor 11 Stunden schrieb anselm:

 

Der Digitalkameramarkt hat heute die unheilige Kombination von infinitesimalen Verbesserungen und astronomischen Preisen. Wer schon eine Kamera hat, vor allem aus dem höherpreisigen Bereicht, der braucht nicht notwendigerweise 2-3 Jahre später eine neue. Der Schritt von der E-M5 zur E-M5 II war noch merklich und nachvollziehbar, darum habe ich ihn auch gemacht – aber der Schritt von der E-M5 II zur E-M5 III sah für mich aus wie ein Schritt rückwärts (oder bestenfalls auf der Stelle), deswegen habe ich ihn ausgelassen und es tut mir nicht mal leid. Eine E-M1 III oder gar E-M1X kann ich auf der Basis meines Hobbyfotografenbudgets nicht rechtfertigen – deswegen habe ich jetzt noch eine PEN-F, und mir scheint, das könnte mir für die nächsten 10 oder mehr Jahre reichen, jedenfalls solange die Hardware mitspielt. Vielleicht bleibt ja Panasonic noch eine Weile im mFT-Geschäft, aber auch wenn nicht, sind die vorhandenen Kameras und Objektive sehr nett.

Eben. heute kein Vergleich zu früher. Wenn ich mir damals eine Spitzenkamera geleistet habe (nehme mal als Beispiel: Contax RTS III), dann hatte ich die über 10 Jahre und das Gerät war nach den 10 Jahren immer noch technologisch ganz weit oben im Programmm des Herstellers. Heutzutage undenkbar. Wenn nun mal die Enwicklungschritte immer kleiner werden, was sollen die Hersteller den machen? Auf Teufel komm raus in kurzen Intervallen was neues mit nur marginalen Änderungen, nur um was Neues zu bringen? Dann wird gejammert, dass... Nur alle paar Jahre was Neues mit größeren Änderungen? Dann wird gejammert, dass...

Gruß

Uli

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Mein Bekanntenkreis ist sicher nicht repräsentativ für den Markt aber zumindest eine Stichprobe. Und diese Stichprobe würde ich wie folgt gliedern (nach Größe sortiert):

 

  1. Gruppe „Point-and-Shoot“
  • hatte früher eine „Kompakte“
  • fotografiert jetzt mit Smartphone
  1. Gruppe „Irrtum“
  • hatte früher eine „Kompakte“
  • hatte dann eine Systemkamera, hat diese aber im gleichen Muster genutzt (point-and-shoot, AUTO), war frustriert über die Ergebnisse, Kamera steht jetzt im Schrank oder in ebay
  • fotografiert jetzt mit Smartphone
  1. Gruppe „Hobby“
  • hatte früher eine analoge Systemkamera mit Spiegel
  • hat jetzt eine digitale Systemkamera ohne Spiegel (überwiegend), kauft (und verkauft) hauptsächlich nach persönlich definiertem „Nutzen“ (= Spaß)
  1. Gruppe „Profis“
  • hatte früher eine analoge Systemkamera mit Spiegel
  • hat jetzt mehrere digitale Systemkameras mit Spiegel (!) des gleichen Systems (!), kauft (und verkauft) hauptsächlich nach Rentabilität

 

Dann gibt es noch den „Egomanen“ der alles hat und es selten benutzt (kannte ich nur eine einzige Person). Und es gibt leider auch Personen, die mal Gruppe c) waren, aber aus biologischen Gründen herausgefallen sind.

 

In meinem Bekanntenkreis gibt es niemanden, der vom Smartphone oder der Kompakten zur Systemkamera gewechselt hat und geblieben ist.

 

Ich glaube, dass der Weg zum Fotografieren als Hobby nur dann funktioniert, wenn folgendes vorhanden ist:

  1. die Fähigkeit und den Willen, die Qualität von Aufnahmen zu beurteilen („gut“ und „naja“)
  2. die Fähigkeit und den Willen, selbst Aufnahmen zu erstellen, die als „gut“ beurteilt werden
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@JueBieNach deiner Theorie dürfte es dann aber praktisch gar keine Nueinsteiger bei den Systemkameras oder auch den DSLR geben, denn jeder hat ja vorher mit dem Smartphone geknipst. Es sind zwar nicht so viele, wie früher, aber es gibt schon Neueinsteiger in dieses "alte Männer Hobby". Und da muss man wohl mehr hingucken, wie man deren Zahl vergrößert. Und sie dann zum richtigen 😇 System bringt.

Gruß

Hans

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vor 5 Stunden schrieb DocReason:

Wahrscheinlich muss es erst eine amerikanische Firma geben, die wie Amazon, Apple, Facebook, Tesla, Nikola usw. es auf ihrem Gebiet gemacht haben „Fotografie neu denkt“. Ein Visionär, der nicht das Spaltmaß optimiert, sondern überlegt, wie man ein „Bildaufnahmegerät für höchste Fotoqualität“ optimal in die moderne Welt integriert. Herauskommen wird eine 5G-Kamera mit einem eigenen App-Store, automatischer Cloud-Anbindung, WhatsApp-Schnittstelle, Communiy-Vernetzung, Hersteller-Link usw. Der Hersteller, der das als erster hinbekommt, wird den Markt revolutionieren und neue Käuferschichten erschließen. Als Startup wird ihm wahrscheinlich das Geld hinterhergeworfen wie Tesla oder Nikola. Mal sehen, wie lange es noch dauert ...

@DocReason Du recht. Die Amis sind in einem wirklich richtig gut: Chancen in Umsatz verwandeln. Eine Geschäftsidee wird immer nach möglichem Umsatz beurteilt. Während wir uns hier meist zu Tode spezifizieren. Und uns dann verwundert fragen, warum die beste technische Lösung nicht gewonnen hat 😁...

Ob ein Produkt eine gewisse Zeit mal sehr optimal war zählt eigentlich gar nicht. Die Spezies/ das Produkt/ die Firma mit der höchsten Reproduktionsrate überlebt am längsten.

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vor 3 Stunden schrieb JueBie:

In meinem Bekanntenkreis gibt es niemanden, der vom Smartphone oder der Kompakten zur Systemkamera gewechselt hat und geblieben ist.

Da kenne ich gleich mehrere. Nur wenn ich denen meine Olympus und meine A6000 gezeigt habe, dann fällt die Wahl auf dein A6000. obwohl ich da eher abrate. Die man aber für 400€ bekommt.

Das problem speziell bei Olympus sind die Preise. Halbwegs bezahlbar ist nur die technisch völlig veraltete M10 III. Das nächste Modell, die OM-D M5 war schon immer in der Region um die 1000€ und das will keiner bezahlen. Die kaufen sich lieber eine Festbrennweite dazu und das ist ja auch vernünftig.

bearbeitet von Geschütteltnichtgerührt
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vor einer Stunde schrieb Geschütteltnichtgerührt:

Da kenne ich gleich mehrere. Nur wenn ich denen meine Olympus und meine A6000 gezeigt habe, dann fällt die Wahl auf dein A6000. obwohl ich da eher abrate. Die man aber für 400€ bekommt.

Das problem speziell bei Olympus sind die Preise. Halbwegs bezahlbar ist nur die technisch völlig veraltete M10 III. Das nächste Modell, die OM-D M5 war schon immer in der Region um die 1000€ und das will keiner bezahlen. Die kaufen sich lieber eine Festbrennweite dazu und das ist ja auch vernünftig.

Es ist einfach ein Image Problem. IPhones waren (und sind?) technisch auch nicht unbedingt ihren Preis wert. Aber es war halt die Marke, die attraktiv war. Gerade jetzt, wo ich mich auch nach einer weiteren Kamera und möglichen Olympus Alternative umsehe, erkenne ich erst, was in Olys eigentlich drin steckt. Ich habe die OM10.2, die hat einen super Stabi, Live Composite, Live Time, ermöglicht Intervall Aufnahmen, die automatisch gestacked werden, generell die ganzen Bracketing Variationen...alles Features, für die ich mir aus der Sony Alpha6 Reihe 4 verschiedene Bodys zulegen muss. Und dann noch nicht einmal die riesen Auswahl an Objektiven habe.

Aber ich erwähne hier nochmal Stephan Wiesner: Hört der Labertasche mal zu. Der sagt eigentlich selbst, dass die Sony Alpha6er von der Bedienung her scheiße sind, dass es wenig gescheite und bezahlbare Objektive gibt, er gibt eigentlich keine Kaufempfehlungen, aber dann erzählt er doch wie toll Sony ist. Krolop & Gerst haben leider viel viel viel zu spät eine Lanze für MFT gebrochen, und die sind 1000mal professioneller als ein Stephan Wiesner. Es ist unfassbar, wie die Features einer EM10.2 einfach komplett ignoriert werden. Aber das merkt man ja auch hier im Forum: Statt die Stärken zu stärken, was für Allrounder die MFT Kameras sind, wird immer und immer wieder die leidige Auflösung und Freistellungs Diskussion geführt. 

Egal wie, ich hoffe, dass MFT als Nischenprodukt erhalten bleibt, bzw. ich mit meiner EM10 noch lange lange Freude haben werde. Leider wollte ich mein Equipment etwas erweitern hinsichtlich Studio Fotografie, da muss ich jetzt nur mehr als mal drüber nachdenken, inwieweit ich da mit MFT weitermachen werde.

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vor 3 Stunden schrieb Stilges:

Der sagt eigentlich selbst, dass die Sony Alpha6er von der Bedienung her scheiße sind, dass es wenig gescheite und bezahlbare Objektive gibt, er gibt eigentlich keine Kaufempfehlungen,

Stimmt ja auch alles. Ich habe ewig gebraucht, mich daran zu gewöhnen. Und es fehlt einfach das zweite Einstellrad oben und das erste ist kaum bedienbar. Dazu weitere Bedienungsmacken, die man supereinfach per Firmware rausbekommen hätte. Das war auch bei der Ur-A7R extrem ärgerlich. Sony hat erst bei den IIIern gute Updates rausgebracht - aber das nur, weil Nikon und Canon wach geworden sind.

Bei Sony ist APS-C immer noch ein Kompromiss. Wirklich interessant sind die Vollformat-Kameras, und da gibt es jetzt mit Tamron einen (sogar günstigen) Hersteller, den ich sehr schätze. Das kommt preislich schon ganz nahe an MFT runter. Auch Sigma liefert aktuell laufend gute Objektive für die Alphas - aber eben für KB. Passt zwar auch an APS-C, aber das Handling ist dann noch schlimmer.

Wobei ich gerade sehe, Tokina bringt für APS-C Festbrennweiten mit f1,4 raus, verschoben auf Winter. https://www.photoscala.de/2020/03/06/tokina-enthuellt-plaene-fuer-2020-neue-objektive-fuer-sony-e-fuji-x-sowie-canon-und-nikon-dslr-kommen/

Bezüglich der M10 meine ich den Sensor. Hätte die M10 III den 20MP-Sensor bekommen, hätte ich sie sofort gekauft. Da nützt (mir) dann der ganze sehr schöne Rest nichts. So langsam hätte man gegenüber 2012 wirklich mal an der Auflösung drehen können.

Das Image-Problem, also der Name, kommt auch dazu. Die meisten kennen Olympus einfach nicht und was der Bauer nicht kennt... dafür kann Olympus aber nichts.

bearbeitet von Geschütteltnichtgerührt
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Am Imageproblem mit dem Namen ist schon was dran:

Sony kennt man von beliebten Elektronikspielzeugen wie Fernseher, Betamax Videorcorder, Walkman, Diskman, usw.

Olympus steht auf dem Endoskop für die nur begrenzt amüsante Darmspiegelung. 😁

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Ich habe das hier gefunden. Ich sehe es nicht ganz so hart wie der Autor, aber im Kern ist es richtig.

http://www.sansmirror.com/newsviews/2020-mirrorless-camera/so-why-did-olympus-fail.html

bearbeitet von Geschütteltnichtgerührt
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