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[Astro] Perseiden


iamsiggi

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12. und 13. August ist der Höhepunkt des größten Meteorstromes: Die Perseiden.
Dieses Jahr ist er leider am späten Nachmittag, sodaß der günstigste Zeitpunkt am 12.8. Abends ist.

Das ganze beginnt aber schon weit früher: So ab Ende Juli kann man vermehrt Sternschnuppen aus dem scheinbaren Ursprungsort im Sternbild Perseus sehen.
Der genauere Ort ist die Region um h & Chi Perseii, der schöne "Doppelsternhaufen" (Doublecluster) den man am dunklen Himmel gerade noch so mit freiem Auge erkennen kann. Er liegt ziemlich genau zwischen dem linken Ende des Sternbild Kassipeia ( diese große W im N/O derzeit) und den helleren Sternen im Sternbild Perseus.

Mittlerweile werden dieser und ähnliche Meteorströme in Medien ziemlich gehypt, so dass sicher viele Enttäuscht werden. Man muss schon lange in den Himmel schauen um einige Helle zu sehen. Aber wer mal eine halbe Stunde in den Nachthimmel blickte, wird auch immer welche sehen können, man muss halt gerade hinsehen.
Normalerweise kann man so 1-2 Sternschnuppen pro Stunde sehen. Bei den Meteorströmen häuft sich die Wahrscheinlichkeit natürlich stark, konkrete Vorhersagen sind aber nicht möglich. Die allermeisten sind einfach sehr schwach und gehen bei aufgehelltem Himmel unter. Aber mit ein paar Hellen über 2-3 Stunden wird man schon rechnen können. Also bequem machen und gegen den Himmel sehen 😉

Genaue Infos zu den Perseiden gibt es bei der WAA.at: https://www.waa.at/hotspots/meteore/metinfo.php?met=PER

Natürlich sehen unsere Digitalkameras  recht einfach (hohe ISO und über einige Sekunden Lichtsammeln bei möglichst großer Blende und Schärfe) bedeutend mehr Sterne, als wir jemals mit freiem Auge erkennen würden, aber man darf nicht vergessen: Meteoriten leuchten nur sehr kurz auf und ziehen dabei über den Sensor. So hinterlassen sie halt nur wenig Signal.
Auch tauchen Perseiden meist ziemlich weit weg vom Ursprungsort auf. Daher erhöht sich die Chance erheblich, wenn man einen möglichst großen Himmelsbereich abdeckt.

In Frage kommt mMn: LiveComposit, und zwar mit einer Grundeinstellung möglichst viel Licht in kurzer Zeit und der Himmel darf nicht zu hell werden.
Nachteil: Wenn man es versemmelt hat man nichts.  Und Naturgemäß wird man alles, was da herum fliegt mit im Bild haben und zusätzlich dadurch schwierig, die Perseiden in den Strichspuren noch zu sehen.

Ohne Nachführung  führt es wohl eher zum Ziel, wenn man mit der Serienbildfunktion kurz belichtete Bilder im Sekundenbereich macht, sodass die Sterne noch punktförmig bleiben und der Himmel nicht zu hell ist und die dann extern zusammenführt.  Es werden sich allerdings viele viele Bilder ergeben, und da die Sterne am Himmel wandern verschiebt sich das Feld. Gerade bei den Weitwinkelobjektiven, die gegen die Rand ziemlich verzerren wird man beim Stacken so seine Probleme bekommen, weil die Stern am Rand einfach nicht mehr übereinander passen. Da bleibt einem wahrscheinlich dann nur der Kernbereich über.
Man wird sich leichter tun, wenn man die Bilder durch sieht und nur die berücksichtigt, wo eindeutig Meteore drauf sind und für eine weitere Bearbeitung heranzieht. Dabei sieht man auch gleich, dass viele vermeintliche Meteore "nur" Satelliten sind. Die Schwachen Satelliten sieht man nämlich, dann wie sie durch zwei oder mehrere Bilder wandern. Manche erzeugen Flairs, ein kurzes Aufleuchten, dass man auch bei schnellem Hinsehen für einen Meteor halten wird.

Wichtig ist jedenfalls wie immer: Wirklich scharf zu stellen. Das macht man am besten an einem sehr hellen Stern im Liveviewmodus. Ansonsten verteilt man das Licht auf eine größere Fläche am Sensor. Vor dem Fotografieren solltet ihr Kamera und Objektiv schon mal an die Außentemperatur angleichen lassen. Je wärmer, je mehr rauschen und sich abkühlende Objektive verschieben die Schärfe. Kamera natürlich in manuellen Modus und Manueller Fokus. Damit sich der Fokus nicht immer zurückstellt, sobald ihr die Kamera ausschaltet, schaltet die Objektivrückstellung aus.
Ich habe mir die Anzeige so eingestellt, dass ich über 60sec Belichtungszeit LiveView Ext. II habe. Damit finden ich schnell wo in etwa scharf ist damit man dann überhaupt etwas sieht. Hat man schon einigermaßen scharf, wird man hellste Sterne auch mit Liveview Ext I sehen. Dann stelle ich einfach auf unter 60 Sekunden Belichtungszeit und stelle mit der Sucherlupe am gewählten hellen Stern scharf. Achtet auf des Scheibchen wie es kleiner wird und dann wieder größer. Scharf ist es da, wo das Sternchen am kleinsten ist. Ist aber schwer zu erkennen.

Dieses Jahr haben wir das Glück dass der noch recht helle Mond erst am  12.8. Um Mitternacht, am 13.8. um 0:16 aufgeht.
Wir habe also einen dunklen Himmel ca. zwischen 22:15 und 0:10 herum.

Vor zwei Jahren hatten wir eine ähnliche Konstellation und ich konnte ein paar einfangen.
Letztes Jahr war der Himmel durch den fast Vollmond zu hell und mit 30 Sekunden Belichtungen bei ISO1600 war der Himmelshintergrund schon zu hell, als dass man nennenswert etwas finden konnte.

Ich habe vorgestern und gestern Nacht mal kürzere Belichtungszeiten probiert:

Mit dem mFT8/1.8 habe ich bei F/2 ISO1600 15 Sekunden Belichtungen gemacht.
In den 23 Minuten hatte ich 2 Meteore, einer eindeutig ein Perseid.  Eine Stärkeren Satellitenflair und eine Flair, der nur an einer Stelle kurz sehr hell aufleuchtet (habe ich aber nicht genommen weil außer leicht oval und hell nichts wesentliches sichtbar war).

Gestern mit dem 12mm habe ich 10 Sekunden Belichtungen bei ISO1600 und F/2 gemacht, auch da war ein Perseid auf einem Bild zu finden.

Egal:
Hier mal das Bild: 23 Minuten gesamt mit dem 8mm  (ISO1600 15 sekunden F/2)

FB_200807_HS_59L_8mm15sI1600_EM12_DBE_sAC_DecsM.thumb.jpg.0d161e52eb4f6da071728482dbe67c6e.jpg

Der kleine Meteor links ist ein Perseid, weil er aus Richtung Double Cluster kommt. Der heller rechts oberhalb der Bildmitte kommt aus Richtung Andromeda bezw. ist im Sternbild Lacerta (Eidechse). rechts ist ein Satellitenflair.
Auch gut zu sehen: die Helle Andromeda Galaxie. Bildmitte gegen unten das diffuse Etwas.

Hier ein paar der Objekte des Herbst / Sommersternenhimmel eingezeichnet:

FB_anno1_200807_HS_59L_8mm15sI1600_EM12_DBE_sAC_DecsM.thumb.jpg.6d4a03d835c48267b84c452de8c33ba4.jpg


Die hellen Sterne Wega(Vega) (V) - Altair (A) und Deneb (D) bilden das Sommerdreieck. Wega (Sternbild Leier/Lyr) ist hoch im Zenit derzeit. Zwischen Altair und Wega (1/3 in der Milchstraße) findet ihr den Kleiderbügelhaufen (Cr399). Unterhalb des Deneb den Nord Amerika Nebel (NGC7000). Links oben der große Wagen - 5x der Abstand der zwei hellen Sterne hinten führt zum Kleiner Wagen /Bären mit dem Polarstern (P - Polaris). Da wird hier alle Sterne des Kleinen Wagen/Bären sehen, was man nur bei bestem dunklen Himmel mit freiem Auge sehen kann, sieht man schon dass die "Tiefe" des Bildes weit unter mag +5 liegt, also mehr als wir unter besten Bedingungen jemals am Himmel erkennen können.

Unten das W der Kassiopeia . Der mittlere Schenkel nach unten verlängert führt uns zum Perseus - dazwischen eben der Double Cluster (h&Chi Perseii) (DC). Das ist der Quadrant von dem aus die Perseiden kommen.
Der Rechte Schenkel des W führt uns nach oben zum Sternbild Cepheus. Wie man sieht ist das entlang der Milchstraße und daher voll mit Gasnebeln und Staub, ein lohnendes Sternbild für Fortgeschrittene.
Für Einsteiger führt uns der rechte Schenkel nach unten zu einem hellen Stern und dann nach rechts kann man am Himmel weiter 2 helle Sterne sehen (auch bei Lichtverschmutzung). Das Sternbild der Andromeda. Einfach beim mittleren hellen Stern nach oben sind 2 schwächere  und schon wird man die Andromeda Galaxie (M31) finden. Geht man in der Gegenrichtung auch ca. so weit hinunter landet man bei unserer zweit nächsten Nachbargalaxie: M33, die Dreiecksgalaxie, weil man hier das Sternbild Dreieck entdecken wird ...im  Herbst 😉

Also wer seine Bilder etwas länger belichtet wird hier leicht einiges an bekannten Objekten finden können.

Dann wünsche ich mal einen guten Himmel und nicht vergessen: vorher Üben !! sonst muß man wieder 2 Jahre auf Günstige Bedingungen warten

Siegfried

bearbeitet von iamsiggi
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Hallo Siegfried, 

ich bin mal so frei mit dem Du. 

Herzlichen Dank für die Mühe! Auch für mich als Laie und nur Neugieriger sind sehr nützliche und wertvolle Tipps in Deinen Postings enthalten.

Ich finde es sehr lobenswert und angenehm, dass vernünftig erklärt wird und auch Astro-Unbedarfte wie ich einen tollen Einblick in eins Deiner Hobbies bekommen und einen Mehrwert daraus ziehen können. 

Wie eingangs erwähnt, herzlichen Dank und einen dunklen Himmel wünsche ich Dir! 

 

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Zunächst mal vielen Dank Oggo!

Hier mal ein schnelles Ergebnis:
 
Zwischen 22:00 und 00:30 habe ich 10 Sekunden Belichtungen gesammelt. Was dann 737 Bilder ergab, die ich durchgesehen habe. 12 Perseiden hatte ich gefunden, und einer (rechts oben) der nicht zuzurechnen ist, weil er einfach so durch die Gegend flog 😉 .
 
Das meiste und die hellsten war dieses mal um den Großen Wagen / Bärin - aber das lag nur mehr am Rand des Bildfeldes.

Am Himmel habe ich in Richtung Kassiopeia mit dem "Skyqualitymeter" einen recht guten SQM Wert zwischen 20,75 und 20,85 gehabt  - Beim Polarstern sogar bis 21.
Mit freiem Auge konnte ich die Andromeda Galaxie sehen, und den Double Cluster der mir etwas heller als Andromeda vorkam.
Auch den Kleiderbügel (CR399) konnte ich erahnen.

Wie habe ich die Bilder gemacht:
Ich machte 10 Sekunde Belichtungen mit der Serienbildfunktion und der E-M1.II am StarAdventurer mit dem mFT8/1.8 bei F/2

Die 737 Bilder schaute ich durch nach Perseiden und fügte zum Dateinamen ein P dazu.
Danach ließ ich mal alle über Nacht kalibrieren (mit ein paar Darkframes) und ausrichten nach Sternen.
Bei soviel Bildern war ich glücklich, dass man die Qualität der einzellenn Bilder analysieren kann. So konzentrierte ich mich auf  Schärfe der Sterne (FWHM Wert) und der Anzahl der Sterne. Die besten ca. 300 habe ich dann stacken gelassen.
Dabei wird ja alles eliminiert, was statistische Ausreißer sind und so bekam ich ein Bild das nur den Sternenhimmel enthält. Also Flugzeuge, Meteore und Satelliten sind weg.

Da ich ja die Filenamen mit Perseiden markierte, suchte ich mir alle Files heraus, die eben Perseiden enthalten haben, was 13 Bilder ergab.
Für jeden Perseid fertigte ich ein Maske an, die nur den Perseid und etwas Umfeld zur Bearbeitung freigab. Die Pixel wurden dann mit einer einfach Pixelmathematikanweisung  (alles ins Sternenbild übertragen, was heller ist, also die Perseidenspur) ins Sternenbild eingemischt.

Momentan ist das Bild nicht mehr weiter bearbeitet. Also nur Kontrast Helligkeit und automatischer Weißabgleich.

Siegfried

FB_qd_8mm_13Pers_EM12_qd.jpg

bearbeitet von iamsiggi
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vor 9 Stunden schrieb iamsiggi:

Jetzt hab ich auch noch etwas mehr Zeit investiert in der Bildbearbeitung ...lauter so Sachen, die man halt so macht:  Hintergrundsextraktion, Farbkalibrierung etc....

Wer's groß mag: die 66% Version gibt es hier:
https://astrob.in/full/hlgznn/0/

Siegfried

 

EInfach top! Ich bin immer wieder begeistert!

Bei mir sieht das dann so aus 😂

EM130680.jpg

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Das sieht aus als ob das Bild gegen Südwesten wäre - Jupiter / Saturn und ein teil des "Teekessels".
Das wäre ziemlich genau gegenüber des Quadranten.
Wie man aber sieht, kann man auch weit abseits noch welche haben.

Wie hast Du es angelegt ?

Siegfried
 

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Ist nicht so wichtig. Das war ein quick & dirty Versuch.

Die Richtung ist recht genau Süden. Von unsere Terrasse ist mir der Blick nach Norden verbaut. Ich war echt überrascht, dass auch da was reinging.

Es war das 17mm/1,2 bei 0,5 Sek. und etwas einer Minute live composite.

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