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Expose to the right - Wer belichtet so stark, wie möglich?


Gast

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In der DeepSky Astrofotografie macht man das an sich standardmäßig:

Möglichst lange belichten und höhere ISO, zumindest ab 400, besser 800-1600.

Also bei meinem dunkleren Himmel am Land in einer Ortschaft etwas abseites einer Großstadt (15km) sind dass dann 4 Minuten pro Bild.
Hohe ISO ist notwendig, weil das Signal dann zum Grundrauschen deutlich besser ist, als wenn man ISO200 nehmen würde.
Klar, die Sterne sind ausgebrannt, aber das sind nur ein paar Pixel aus 16 oder mehr Millionen.

Der Nachthimmel ist dann als mehr oder weniger schmaler Peak zu sehen. Da das ganz keine lineare anzeige ist, Karsten hat es oben schon angeschnitten ist, belichte ich dann wenn es irgend geht bis der so mindesten 25% von links wegkommt.

Die Objekte, auf die man dann aus ist, findet man gerade mal fast nur etwas vor dem eigentlichen Peak (im Peak) und rechts im Peak.... kaum in der Leere bis rechts.
Alles was wirklich keine Information links vor Beginn des Peaks kann man dann im Laufe der Bearbeitung mal wegschneiden, denn es gibt Schritte in der Bearbeitung, die diese "Leere" links brauchen um gut zu arbeiten.

Klar verschenkt man Dynamik, wenn man den Peak jetzt auf 75% kommen lassen würde, aber geht auch, denn letztlich pressen wir alle in ein 8 bit pro Kanal Bild. Da bleibt noch genügend über.


Deshalb reduziere ich dann eher die Belichtungszeit, um unter 50% zu bleiben, denn es wird hinterher sowieso gestackt  was das Signal/Rauschverhälnis dann stark steigert.

Soviel aus meiner Praxis
Siegfried

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vor 10 Stunden schrieb Karsten:

Ich mache das nicht generell, aber doch sehr oft - vor allem bei Landschaft, Architektur, Blümchen und sonstigem Stilleben:
Belichten nach rechts (kurz bevor die Spitzlichter anfangen zu blinken) und Entwickeln nach links.

Die Vorteile dieser Methode bzw wo es "sichtlich" nichts bringt wurden hier ja schon genannt.

Worauf noch nicht eingegangen wurde, ist daß der Verschiebe-Effekt nicht linear sondern logarithmisch auf den Tonwertumfang und damit die (technische) Bildqualität wirkt. Was spätestens dann zu unschönen Effekten (Rauschen, Banding) führen kann, wenn ich in der Nachbearbeitung kräftig in die Regler greife.

Zur Verdeutlichung:

Bei einer Digitalisierung des Sensorsignals in 12 bit Worte (Farbtiefe) stehen 2^12=4098 Tonwerte zur Verfügung. Die Verteilung dieser Tonwerte auf die einzelnen Lichtstufen ist nicht gleichmäßig, sondern 50%=2048 Tonwerte bei 0EV, 25%=1024 bei -1EV, 12,5%=512 bei -2EV usw.

Falls mein Bild von Haus aus schon mal um 1 Blendenstufe ggü dem möglichen Lichtwert unterbelichtet ist, verschenke ich also die Hälfte des Tonwertumfangs. Was idR nicht weiter stört, wenn ich das Bild im wesentlichen so lasse wie es ist und nicht groß an Helligkeit, Kontrast und Sättigung herumschraube. Denn dabei wird das Histogramm per Bearbeitung nach rechts geschoben; die Tonwerte der Stufe y müssen auf die doppelte Informationsmenge in Stufe y+1 verteilt werden. Das ist ein bißchen wie beim Bilder skalieren - Verkleinern ist kein Problem, aber verlustfrei Vergrößern geht halt nicht so einfach. In der Praxis geht eine solche Verschiebung typischerweise mit Rauschen und/oder Banding im Bild einher.

Das ist mein Verständnis von ETTR aus Anwendersicht, und ich hoffe ich habe das so beschrieben daß es a) verständlich ist und b) nicht gleich von einem der Technikpäpste hier Forum zerpflückt wird 😊

Danke für die Erklärung, Karsten!

Ich war letztes Jahr zwei mal in Spanien und habe die eine Reise Spot belichtet ohne drauf zu achten und auf der zweiten Reise konsequent ETTR betrieben. Gerade bei Szenen mit sehr sanften Farbverläufen sehe ich jedenfalls durchaus Unterschiede. Ob es jetzt der Übergang von Wolken zu blauem Himmel sind, Farbabstufungen in der andalusischen Wildnis oder einfach Bilder vom Meer.

Deine Erläuterung passt daher ganz gut zu meiner Beobachtung. 

Natürlich waren die Bilder im Rawconverter alle zunächst sehr hell, aber 1-1,3 EV kann man ja ganz easy gegenkorrigieren und dann Lichter, Mitten und Schatten noch bei Bedarf verschieben. Die Bilder dieser zweiten Reise sehen für meine Augen jedenfalls irgendwie "ansehnlicher" aus. 

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vor 9 Stunden schrieb Justus H:

Gerade bei Szenen mit sehr sanften Farbverläufen sehe ich jedenfalls durchaus Unterschiede.

Das ist genau der Punkt. Verläufe wirken umso natürlicher, je feiner sie abgestuft sind. Der gegenteilige Effekt kann sichtbar werden, wenn für die Abbildung  des Verlaufs zu wenige Stufen zur Verfügung stehen bzw. die Abstufungsinformation aufgespreizt werden ohne dabei Interpolations-Intelligenz reinzustecken ->  Nachbelichten in der Bearbeitung.

bearbeitet von Karsten
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Am 28.10.2020 um 20:02 schrieb iamsiggi:

Deshalb reduziere ich dann eher die Belichtungszeit, um unter 50% zu bleiben, denn es wird hinterher sowieso gestackt  was das Signal/Rauschverhälnis dann stark steigert.

Soviel aus meiner Praxis
Siegfried

Nun ja, bei DeepSky Astrofotografie wo man mit extensiven Stacking arbeitet und damit das S/N Verhältnis fast beliebig verbessern kann mag das auch alles Sinn machen nur ist das wohl etwas am Thema vorbei.  Nicht das Astro jetzt kein interessantes und spannendes Thema wäre, aber bei der normale Fotografie hat man es mit ganz anderen Verhältnissen zu tun und damit auch zu völlig anderen sinnvollen Vorgehensweisen um dort optimale Ergebnisse zu erzielen.

     

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  • 1 month later...

ETTR mache ich schon auch, unter folgenden Einschränkungen:

  • ISO 200 oder  bei wenig Kontrast sogar LOW100/LOW64 (was eigentlich schon ETTR in der Kamera ist)
  • Soweit belichten, dass die Spitzlichter nicht ausreißen

ETTR bei höheren ISOs ist einfach Unfug: Fürs Rauschen kommt es im Wesentlichen auf die absolute Lichtmenge auf dem Sensor an, +2 in ISO 800 gibt das gleiche Rauschen wie ±0 bei ISO 200. Naja, und Spitzlichter werden halt weiß, da sollte man tunlichst keine Details beerdigen.

ETTR setzt eher niedrigen Kontrast voraus, denn nur dort kann ich mit dem dadurch entstehenden Kontrastverlust leben.

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Am 28.10.2020 um 13:24 schrieb Karsten:

Ich mache das nicht generell, aber doch sehr oft - vor allem bei Landschaft, Architektur, Blümchen und sonstigem Stilleben:
Belichten nach rechts (kurz bevor die Spitzlichter anfangen zu blinken) und Entwickeln nach links.

Die Vorteile dieser Methode bzw wo es "sichtlich" nichts bringt wurden hier ja schon genannt.

Worauf noch nicht eingegangen wurde, ist daß der Verschiebe-Effekt nicht linear sondern logarithmisch auf den Tonwertumfang und damit die (technische) Bildqualität wirkt. Was spätestens dann zu unschönen Effekten (Rauschen, Banding) führen kann, wenn ich in der Nachbearbeitung kräftig in die Regler greife.

Zur Verdeutlichung:

Bei einer Digitalisierung des Sensorsignals in 12 bit Worte (Farbtiefe) stehen 2^12=4098 Tonwerte zur Verfügung. Die Verteilung dieser Tonwerte auf die einzelnen Lichtstufen ist nicht gleichmäßig, sondern 50%=2048 Tonwerte bei 0EV, 25%=1024 bei -1EV, 12,5%=512 bei -2EV usw.

Falls mein Bild von Haus aus schon mal um 1 Blendenstufe ggü dem möglichen Lichtwert unterbelichtet ist, verschenke ich also die Hälfte des Tonwertumfangs. Was idR nicht weiter stört, wenn ich das Bild im wesentlichen so lasse wie es ist und nicht groß an Helligkeit, Kontrast und Sättigung herumschraube. Denn dabei wird das Histogramm per Bearbeitung nach rechts geschoben; die Tonwerte der Stufe y müssen auf die doppelte Informationsmenge in Stufe y+1 verteilt werden. Das ist ein bißchen wie beim Bilder skalieren - Verkleinern ist kein Problem, aber verlustfrei Vergrößern geht halt nicht so einfach. In der Praxis geht eine solche Verschiebung typischerweise mit Rauschen und/oder Banding im Bild einher.

Das ist mein Verständnis von ETTR aus Anwendersicht, und ich hoffe ich habe das so beschrieben daß es a) verständlich ist und b) nicht gleich von einem der Technikpäpste hier Forum zerpflückt wird 😊

Sehr gut verständlich geschrieben 👍

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