Warum bekommt Ihr keine Ausstellung........

[c_b]

Ich habe zu lange Kunst ertragen müssen, um diesen Zirkus noch irgendwie ernst nehmen zu können. Die oft kritiklose, quasireligiöse Anbetung der Künstler und ihrer Kunst resultierend aus einer ängstlich-ahnungslosen Sekte von Bewunderern, die fleißig die vom Künstler vorgegebenen Parolen auswendig nachbeten und sich damit stundenlang geistlos unterhalten können, die talentfreien Künstler, die ihr mangelndes Talent dafür umso wortreicher erklären bis hin zu den Kunstkritikern, die am liebsten in tiefsten Schubladen denken und in Ermangelung vernünftiger Beschreibungen nur von Stilen und Stilmixen vorhandener Künstler schwadronieren. Das alles ist ein pseudointellektueller Zirkus, der für mich in Wahrheit vor Geistlosigkeit und Heuchelei nur so trieft. Oder wie es einmal Ephraim Kishon so treffend ausgedrückt hat: „Ich glaube nicht, dass die moderne Kunst Gaukelei ist - ich weiß es.“
 

[Trubadour]

Ich sehe das alles viel pragmatischer. Für mich ist erstmal alles kreativ Geschaffene Kunst. Jeder, der etwas erschafft, erschafft es notgedrungen einmalig. Ok, digitale Kunst muß man erst verschlüsseln, damit es als einmalig verkäuflich ist.

Aber alles andere, von Bild bis zu Text, von Musik bis zu Parfum, von Bildhauerei bis Handwerk ist eigentlich erstmal Kunst. Es gibt bestimmt noch mehr Beispiele. Aber es steckt immer ein kreativer Prozess dahinter und dann folgt meines Erachtens eines der besten Erkenntnisse zur Thematik: Kunst entsteht im Auge des Betrachters..., oder im Ohr oder in der Nase oder oder im Mund oder auf der Haut oder kombiniert. Aber am Ende immer im Gehirn des Menschen, der die Kunst erfährt. Und erst da wird sie doch zu Kunst oder es kann weg. Und wenn es genug Menschen zeitweilig für Kunst halten, dann ist es wohl Kunst. Unabhängig von meiner einzelnen Ansicht.

Aber wenn ich nur mitschwimme, bestimme ich niemals mit, was Kunst sein könnte. Also darf man sie doch ruhig auch kritisieren. Kritik ist kein Korsett für die Kunst, sondern eine Herausforderung. Und Kunst ist offensichtlich temporär. Das ist auch gut so, denn aus meiner Sicht kann sich Kunst nicht oft genug mit der Gegenwart auseinandersetzen. 

Und wenn ich vieles in diesem Thread geschriebene herunterbreche, ist eigentlich die Natur der Künstler schlechthin. Sie erfindet sich dauernd neu. Sie hat für alle unsere Sinne immer wieder Überraschungen zu bieten, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten oder wollten und sie wird nicht müde, neues zu erschaffen, egal wie schwer wir es ihr machen. Über unsere narzistischen Versuche, uns durch Kunst von ihr abzugrenzen oder sie zu ersetzen, dürfte sie nur müde grinsen.

Meine philosophische Frage: Gibt es Kunst ohne den, der sie erfahren kann? Wohl nicht. Und damit wird Kunst zu dem, was schon die Natur dauernd mit uns macht. Unsere Belohnungszentren, unsere Ängste, unsere Neugier ansprechen. Nur dass wir das mit Natur kaum mehr erleben und als Ausgleich womöglich Kunst, also das Künstliche wirken lassen...