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Aufnahme der südlichen Milchstraße


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Mein letztes Astrofoto war ein Bild vom Sternbild Skorpion in Komposition mit einer Langzeitbelichtung der Nachtlandschaft. Ein Einzelbild aus einer Serie von 999 Bildern ohne Nachführung, aus denen ich später auch ein Zeitraffervideo von der Bewegung der Sternbilder Skorpion und Schütze bei ihrer höchsten Erhebung über dem Südhorizont erstellt habe: https://www.oly-forum.com/gallery/image/89830-sternbild-skorpion/

Aufgrund der Erdrotation und der verwendeten Brennweite von 20mm war die Belichtungszeit auf 3,2 Sekunden begrenzt damit die Sterne punktförmig blieben. Um ausreichend helle (hintergrundlimitierte) Bilder zu erhalten musste ich mit ISO 800 und weit geöffneter Blende 2,0 fotografieren. Dem entsprechend stark war das Bildrauschen und auch die Abbildungsqualität der Sterne am Bildrand war nicht gut. Um mehr aus den Bildern herauszuholen ist es daher auch bei kurzbrennweitigen Weitwinkelobjektiven besser, eine kleine parallaktische Montierung mit Nachführung einzusetzen. 2 Wochen später habe ich die gleiche Region noch einmal mit Nachführung fotografiert.

Berücksichtigen musste ich diesmal allerdings, dass mit einer parallaktischen Montierung der Vordergrund allmählich ins Bild kippt. Hier das letzte Bild meiner neuen Aufnahme-Session:

01.thumb.jpg.21088655047ec49151cdd87a9c9788cd.jpg

Die Aufnahmedauer darf also nicht zu lang und der Aufnahmezeitpunkt muss gut geplant sein um den Kippeffekt zu minimieren. Wenn z.B. die Aufnahmedauer 1 Stunde betragen soll, sollte man mit der Belichtung 30 Minuten vor dem Süddurchgang der zu fotografierenden Himmelsregion beginnen um den Kippeffekt des Vordergrundes gleichmäßig auf beide Seiten zu verteilen. Außerdem muss man in den kurzen Sommernächten die Dämmerungszeiten im Auge behalten. Es gibt daher nur ein relativ kurzes Zeitfenster im Jahr um von Deutschland aus die Himmelsregion der Sternbilder Skorpion und Schütze überhaupt fotografieren zu können. Für die gesamte Planung ist das Programm "Stellarium" sehr hilfreich. Hier die gewählte Himmelsregion am 12.06.2023 bei ihrem Süddurchgang um 01:50 Uhr:

02.thumb.jpg.6e0c1d187472d53ea114f073f315c49e.jpg

Mit den Belichtungen konnte ich allerdings erst 20 Minuten später beginnen als geplant, da ich mit der kurzen Brennweite nicht sicher auf die Sterne fokussieren konnte. Ich habe dann auf ein weit entferntes beleuchtetes Gebäude mit dem Autofokus scharfgestellt. Letzlich sind bis zum Einsetzen der Morgendämmerung um 02:30 Uhr 50 gute Bilder mit je 1 Minute Belichtungszeit entstanden, die ich dann mit Programm Sequator gestackt habe. Hier die Programmoberfläche von Sequator mit den vorgenommenen Einstellungen:

03.thumb.jpg.1ab20fa1886e2a93352655b04d0e72b0.jpg

Mit dem Maus-Cursor markiert man ungefähr den zu stackenden Bereich. Den Vordergrund und die Straßenlaternen ausgenommen, die Sequator ansonsten versehentlich als Sterne identifizieren könnte. Einzufrieren braucht man den Vordergrund nicht, da er ja sowieso verwischt ist. Es wird später eine Langzeitbelichtung des Vordergrundes an das fertige Sternenbild angefügt. Ganz wichtig ist die Aktivierung der Einstellung "Reduce distor. effects: Complex". Sequator berücksichtigt nämlich nicht die in ORF-Dateien hinterlegten Objektiv-Profile wie z.B. die Korrektur der Verzerrung. "Complex" steht dabei für Weitwinkelobjektive. Hier das gestackte Summenbild:

04.thumb.jpg.2b5ad026e8f99f80d009fbd0a5b816b4.jpg

Weiter geht es mit der Bildbearbeitung des Summenbildes in Photoshop. Als erstes markiere ich mit dem Lasso-Werkzeug den verwischten Vordergrund und fülle ihn mit inhaltsbasierter Farbe:

05.thumb.jpg.634549da114a20072a68022bf270dc2f.jpg

Danach erfolgt das übliche "Strecken" (engl. Stretching) von Astrofotos und das Beseitigen der Helligkeits- und Farbverläufe, wie ich es schon einmal in einem früheren Artikel am Bild vom Pferdekopfnebel beschrieben habe. Hier das fertige Bild vom Sternenhimmel:

06.thumb.jpg.c1aaeb2295dce0a5855f8bc12e646630.jpg

Von links oben bis zur Bildmitte unten zieht sich die südliche Milchstraße. Zahlreiche Objekte sind darin zu erkennen. Von oben nach unten die 4 roten Gasnebel M 16, M 17, M 20 und M 8. Dazwischen die 3 offenen Stenhaufen, M 23, M 24 und M 25. Links von M 8 der große und helle Kugelsternhaufen M 22. Insgesamt umfasst das Bild auch 4 Sternbilder, welche komplett oder nur zum Teil zu sehen sind. Links oben das Sternbild Schild mit der hellen Schildwolke. Rechts oben Teile des Schlangenträgers mit den beiden Kugelsternhaufen M 10 und M 12. Links unten das Sternbild Schütze und rechts unten der Skorpion mit dem rötlichen Hauptstern Antares und dem Kugelsternhaufen M 4. Ganz unten in der Bildmitte erkennt man gerade noch die beiden Sterne Shaula und Lesath, den Stachel des Skorpion. Eigentlich 2 helle Sterne, die aber aufgrund der dichten Atmosphäre am Horizonz stark abgeschwächt erscheinen. Etwas links oberhalb von Shaula erkennt man außerdem gerade noch die beiden offenen Sternhaufen M 6 und M 7. M 7 ist das südlichste Objekt aus dem Katalog von Charles Messier.

Nach dem Ende der Einzelbelichtungen des Sternenhimmels habe ich noch eine Langzeitbelichtung der Nachtlandschaft mit feststehender Kamera gemacht:

07.thumb.jpg.2615adcd97b195a24a59b06a6fea8a92.jpg

Fast so hell wie bei Tageslicht. Die Helligeit muss natürlich noch an die Helligkeit des Bildes vom Nachthimmel angepasst werden ohne dass dabei die Schatten im Vordergrund wieder schwarz werden:

08.thumb.jpg.957f86b85e3619b62a7d9a09aa31ccb9.jpg

Zum Abschluß wird der Vordergrund herauskopiert und positionsgenau an das Bild vom Sternenhimmel angefügt:

09.thumb.jpg.bb052b67c4d6e95522b41e5cdb8e90b4.jpg

Hier nun das fertige Gesamtbild:

10.thumb.jpg.1c2894c3859375c90bc74fb8e2bd8284.jpg

Zugegebenermaßen erscheint die Milchstraße nicht besonders hell. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich vom Stadtrand von Wuppertal aus fotografiert habe und einer starken nächtlichen Lichtverschmutzung ausgesetzt war (im Norden das Ruhrgebiet, im Westen Düsseldorf und im Süden Köln), bin ich mit der Darstellung der Milchstraße zufrieden. Die Integration einer Langzeitbelichtung der Nachtlandschaft wertet das Bild auf und macht es für mich zu einer schönen Erinnerung an eine laue Sommernacht unter den Sternen.

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