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Objektbeschreibung

Der Cirrusnebelkomplex befindet sich östlich des Sterns 52 Cygni im Sternbild Schwan und ist eines der interessantesten Fotomotive am Sommersternenhimmel. Die Schockfront eines explodierten Sterns (Supernova) regt hier Elemente wie Wasserstoff und Sauerstoff zum Leuchten an, welche entsprechend ihrer Emissionslinien im Spektrum fotografisch als rote und blaue Filamente sichtbar sind. Bei guten Sichtbedingungen können die blauen Nebelanteile (Sauerstoff) in einem Teleskop (optional mit OIII-Filter) auch visuell gesehen werden. Im August gab es zwei brauchbare mondlose Nächte, wo ich ausgerüstet mit der Olympus Pen Lite E-PL7, dem Samyang 135mm Objektiv und dem Move Shot Move Star Tracker insgesamt 190 Minuten an Belichtungszeit sammeln konnte.

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Stacking der Einzelbilder

Nachdem ich zuletzt einige Stacking-Versuche mit dem Programm Siril gemacht hatte, welches jedoch Summenbilder mit stark reduzierter Rotwiedergabe ausgegeben hat, bin ich wieder dazu übergegangen mit dem Programm Sequator zu stacken. Hier die Programmoberfläche mit den geladenen Frames:

02.thumb.jpg.1e1a3be1edc0df692fcd7df07a9e90ea.jpg

Bewährt hat sich die Aktivierung des HDR-Modus welcher ein Abschneiden von schwarz und weiß verhindert. Alle anderen Einstelloptionen können auf Standard belassen werden. Interessanterweise lassen sich auch Bias-Frames integrieren, obwohl dass offiziell gar nicht vorgesehen ist. Man kopiert sie einfach in den Ordner Noises zu den Dark-Frames. Die Bias-Frames bewirken ein nochmals saubereren Hintergrund. Hier die Tonwertkurve des Summenbildes in Photoshop:

03.thumb.jpg.310d8d81e1b12eda987d0d3aa2f22ccb.jpg


Bearbeitung des Summenbildes

Nach dem Zuschnitt auf 2880 x 2560 Pixel (ein Beschneiden der Ränder ist in jedem Fall ratsam), wird zuerst ein Weißabgleich gemacht, danach der Schwarzpunkt gesetzt und dann das Bild etwas vorgedehnt, damit das Programm StarNet die Sterne vollständig und sauber entfernen kann. Die Dehnung macht man in Photoshop am besten mit einer der Arcsinh-Gradationskurven um ein Ausbrennen der Sterne zu verhindern. Ich habe auf dieses Bild dreimal die kleinste Kurve angewendet (Arcsinh 10) und jedesmal vorher den Schwarzpunkt neu gesetzt. Danach kommt aus dem fast schwarzem Bild schon so Einiges zum Vorschein:

04.thumb.jpg.bf5524f704dea59b4b7faf70116692de.jpg

Dominierend sind vorerst noch die Sterne, denn der Cirrusnebel befindet sich in einer sehr sternreichen Himmelsregion. Daher ist es eigentlich unabdingbar vor der weiteren Bearbeitung temporär die Sterne zu entfernen. Nach der Entfernung der Sterne mit StarNet und der Hintergrund-Extraktion mit Siril sieht das Bild so aus:

05.thumb.jpg.892c4ade3a41c263b24ffc0ae6bfa99e.jpg

Jetzt ist die Basis geschaffen um den Nebel weiter aus dem Himmelshintergrund hervorzuheben. Dazu habe ich nur den Nebel ausgewählt und maskiert um das Rauschen des Himmelshintergrundes nicht mitzuverstärken. Den Umfang der Maskierung muss man ausprobieren, da Anfangs nicht ganz einfach zu erkennen ist wo sich noch Nebel befindet oder nur noch Hintergrund. Das maskierte Bild sieht so aus:

06.thumb.jpg.4fc1989c1a2ad12246055674401c2631.jpg

Nach dem Anwenden einer normalen Arcsinh 10 Kurve und einer die Farbsättigung erhaltenden Arcsinh 10 Kurve (Multiplikation der Graubildebene und Division der Farbbildebene) zeigt sich dieses Zwischenergebnis:

07.thumb.jpg.dbfe57b0e863926db35a49f6fea2f449.jpg

Die hellen Nebelanteile sind bereits voll da und brauchen nicht weiter gedehnt zu werden. Im letzten Schritt der Nebelbearbeitung werden nur noch die lichtschwachen Nebelanteile ein wenig gedehnt, wieder getrennt vom Himmelshintergrund, aber zusätzlich auch getrennt von den hellen Nebelanteilen. Dazu muss die Auswahl und Maskierung zweimal vorgenommen werden um die lichtschwachen Nebelanteile vom übrigen Bild zu isolieren. Etwas Tricky das Ganze, aber machbar. Nach dem Setzen des Schwarzpunktes kann man die dunkleren Bildbereiche sehen welche zur Dehnung ausgewählt und maskiert sind. Hier in der 67% Ansicht:

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Damit ist die Nebelbearbeitung soweit abgeschlossen. Die hellen Nebelpartien habe ich noch etwas geschärft und den Himmelshintergrund noch etwas entrauscht, wieder durch auswählen und maskieren der entsprechenden Bildbereiche. Hier das fertige Bild ohne Sterne:

09.thumb.jpg.0cacfc30b0d1a2997e162ee16e37f955.jpg

Zuletzt werden die Sterne wieder in das Bild integriert. Die Anzahl lässt sich steuern und ist Geschmackssache. Beim Cirrusnebel kann man ja aus dem Vollen schöpfen. Kopiert man zu viele Sterne zurück sieht man die lichtschwachen Nebelanteile wieder schlechter. Nach dem Einfügen der Sterne habe ich noch die Himmelsfarbe und -helligkeit nach meinem Geschmack angepasst. Ich mag den Himmelshintergrund ja lieber etwas blauer und heller. Hier jetzt das finale Bild mit meiner Auswahl an Sternen:

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Danke Siegfried. Die Ausschussrate wegen länglicher Sterne liegt bei ziemlich genau 25% (bei 15 Sekunden Belichtungszeit), inkl. Satelliten- und Flugzeugspuren. Ich habe dass jetzt schon bei mehreren Sessions festgestellt. Damit kann ich leben. Übrigens kann man von aussen das Schneckenspiel mit einem kleinen Inbusschlüssel nachjustieren falls dass im Laufe der Zeit größer wird. Dass ist eine feine Sache. Grüße Ralph

bearbeitet von Uploadfilter
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vor 6 Stunden schrieb Uploadfilter:

Die Ausschussrate wegen länglicher Sterne liegt bei ziemlich genau 25% (bei 15 Sekunden Belichtungszeit).

Ist da ein Laser dabei ? Dann 0,8 Grad (also ca 130% Monddurchmesser hinter dem Polarstern (wenn man eine Linie zum Kochab zieht) stellen.
Bei Sucherfernrohr (die kehren ja um meist) dann in Richtung Kochab.

Siegfried

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Nein, ich habe den Tracker ohne Laser gekauft. Laserlampen sind in Deutschland nur bis zu einer bestimmten Leuchtstärke erlaubt. Der Laser des Trackers wäre weit darüber und damit verboten.

Ich mache dass mit der Einnordung immer so: Ich richte das Stativ mit einer Wasserwaage waagerecht aus. Da ich immer vom gleichen Ort aus fotografiere brauche ich deswegen die Polhöhe nicht mehr zu verändern. Sobald es dunkel genug ist peile ich den Polarstern durch die kleine Öffnung an wo normalerweise der Laser oder ein Polsucherfernrohr eingeschraubt wird. Noch während der Abenddämmerung mache ich dann nur noch die Azimutausrichtung nach der Scheiner-Methode (Stern im Süden und nahe dem Himmelsäquator).

Ich bin mir ziemlich sicher dass die länglichen Sterne nur vom Schneckenfehler kommen, weil die Sterne immer nur in Ost-/Westrichtung verzogen sind, nicht vertikal oder diagonal. Dafür spricht auch die konstante Ausschussrate. Aber vielleicht kaufe ich doch noch das Polsucherfernrohr dazu.

Ralph

bearbeitet von Uploadfilter
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