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Gestern war wohl mein letzter Versuch am hellsten Kometen des Jahres 2025, C/2025 A6 (Lemmon).

Überraschender Weise hatte es  kurz vor 18:00 aufgeklart, wie es gerade aussieht liegt unserem Raum gerade in einem ausgedehnten Hochdruckgebiet. Es sollte also der Eine oder Andere heute Abend so zwischen 18:00 und 19:00 den Komet finden und abbilden können.

Letzte Woche konnte ich vom Stativ mit einfachen Serienbelichtungen und 20mm Objektiv ein Video montieren, dass ihn dann zeigt, wie er sich dem Horizont nähert.  Also es geht auch einfach !
Man braucht dazu bei erhöhter ISO kaum mehr als 2 Sekunden Belichtungszeit pro Bild. Hab mir die Werte herausgesucht: E-M1.III mFT20/1.4@ F/2 ISO800 4 SekundenVideo hab ich nur auf der Oly-Astrofotografieseite auf FB. Ist aber nichts besonderes, ich hab keinerlei praktische Erfahrung mit Videos. (Hab es gerade geschafft auf YouTube zu laden ...denn letztens war es total schlecht)


Kurz zu den Eckdaten des Kometen:
 
Am 21.10. erreichte er den geringsten Abstand zur Erde mit 90 Mio km, seine größte Annäherung zur Sonne wird dann am 8 November mit 79 Mio km erreicht. 
Er wandert also schon immer näher zu Sonne und damit tiefer in die Abenddämmerung. Und so tief in der Atmosphäre ist halt die Sicht insgesamt nicht mehr so gut.  Die Helligkeit von +4 mag wurde schon erreicht, aber bei dem hellen Mondlicht jetzt in der Dämmerung kann man ihn kaum mit freiem Auge mehr entdecken. Leicht auf Fotos der Region oder mit einfachem Fernglas.

Aber da man es sich halt nicht aussuchen kann, muß man nehmen, was man kriegt 😉

Zunächst hatte ich mir  in Stellarium die aktuelle Position und das mögliche Bildfeld gesucht:
Die Situation heute 4.11.2025 18:30.


20251104-1830_Stellarium_Lemmon.thumb.jpg.6a5d35714af4822f1f8d395c9e2553f7.jpg

Durch das helle Mondlicht (er ist schon zu 98%voll) wird es dann schon schwierig die paar, nicht ganz so hellen Sterne (mag +3), die als Referenz dienen könnten, zu finden. Zumal es um 18:00 noch nicht wirklich dunkel ist.

Noch kann man den Komet zwischen S/W und W finden. Im Fernglas waren auch Teile des Schweifes zu sehen, selbst im LiveView Sucher, wenn man ihn mal gefunden hat.

In einer Verbindung zwischen den gerade untergehenden Arktur im Westen und im S/W hoch oben Altair kommt man beim obersten Stern des Schlangenträgers vorbei - da senkrecht hinunter sind die schwächeren Sterne gerade noch so zu sehen. Oberhalb wird man "Lemmon" finden können.
 
Das Rote Rechteck zeigt das Bildfeld eine 75mm  Objektives. Gestern hatte ich dann mit dem Samyang 135/2  meine Bilder gesammelt.

Den Kometen, der im Sucher recht gut sogar mit leichtem Schweifansatz sichtbar war, hatte ich eher nach unten gesetzt.

Der Schweif ist ja mittlerweile gegen 3 Grad lang und sollte es gelingt den Schweif herauszuarbeiten, sollte er nicht übers Bildfeld hinausgehen. Man gibt halt die Hoffnung nicht auf.

Oben der hellste Stern im Schlangenträger - Rasalgue (alpha-Ophiuchi)
Nur wenig oberhalb des Kometen wird sich M12 und links daneben M10, zwei der vielen Kugelsternhaufen im Schlangenträger mit im Bild verewigen.

Links und rechts die Sternenkette der Schlange.
Rechts der Kopf.

Bei Teleobjektiv braucht es aber ein kleine Nachführung, wer nur einen Fotoapparat mit "normalem" Objektiv oder Weitwinkel hat: ISO 800 reicht und 1-4 Sekunden Belichtungszeit. Zuvor am Horizont, oder besser an einem hellen Stern manuell scharfstellen.

Da man ohne helle Referenzsterne mit Teleobjektiv sich oft nur schwer sein Himmel orientieren kann, denn das Bildfeld ist schon recht eng und man kann nur sehr sehr helle von schwächeren Sternen unterscheiden, hatte ich mit dem 25/1.8 einfach mal ein Foto der Gegend in der Dämmerung gemacht:

Das Bild ist ohne Bearbeitung, nur verkleinert:
FB00_Test25mm_I800_4s_F32_OM119457.thumb.jpg.d2096ef5b630b8bcabe022422271a55d.jpg

Das war dann 18:00 ISO800 4 Sekunden bei Blende 3,2

Auch nicht so wichtig, alles nicht so genau, da reicht die Automatik - aber Fokus würde ich dann auf manuell stellen, wenn man mal auf einem Stern scharf stellte - oder alternativ auf etwas weit am Horizont.

Der Komet wurde da gerade durch eine Flugzeugspur markiert. auf diesem Bild ist er rechts oberhalb.

Zuvor hatte ich am Arktur scharf gestellt.
Also manuellen Fokus verwenden.

Rasalhague ist der helle Stern links oben gegen den Rand.
Unten die Kette der Schlange und die unteren Sternchen des Schlangenträger.
 

Nachdem ich den Kometen mit mit dem 25mm Objektiv in die Bildmitte positionierte. habe ich einfach gegen das Teleobjektiv getauscht und die Bildschärfe an einem der helleren Sterne in der Umgebung eingestellt. 

Zumindest beim manuellen Samyang hat das geklappt und ich fand oberhalb einen Stern, der hell genug war um mit einer Bahtinov Maske scharf zu stellen, bezw. zu kontrollieren.

Hier ein weiters unbearbeitetes Bild nur verkleinert von gestern kurz nach 18:00 bei 135mm Brennweite:
FB01_Sy135F2_I800_6s_OM119492.thumb.jpg.d04491262812d75f0439b5389594f132.jpg
Den Kometen setzte ich nach rechts unten, denn der Schweig zeigt ja von der Sonne weg. Und der aufgehellte Horizont kommt später ins Bild. 
Belichtet hatte ich dann 6 Sekunden bei ISO800 und Blende 2 (also ganz offen, bei meinem Samyang 135/2 Tele).

Den kleinen Kugelsternhaufen M12 kann man ca in der Bildmitte auch schon erkennen.
(heute steht er etwas links davon, dafür kommt dann auch M10 ins Bild - je nach Brennweite.

So konnte ich es auch am Fotoapparat in der Liveansicht sehen.

Das ganz wurde natürlich nachgeführt, und zwar mit dem StarAdventuerer.

Eine halbe Stunde vorher war eine große dunkle Wolken im Norden, der mir komplette den Bereich um den Polarstern verdunkelte, so stellte ich mal die Nachführung gefühlt gegen Norden auf.
Zum Glück löste sie die Bewölkung dann auf, sodas ich die Nachführung Anfangs zumindest mal auf den Polarstern gut ausrichten konnte danach war dann der Himmel frei und ich konnte mithilfe des Sterns Kochab dann gut einnorden.

Je mehr Telebrennweite und ja länger die Belichtungszeit, desto präziser muß man die Achse der Nachführung "einnorden", denn sonst wandern die Sterne durchs Bildfeld. Und wenn es im Lauf der Zeit recht unscheinbar gleichmäßig wandert kommt es zu "walking shades - oder noise" was man praktisch nicht wegbekommt

Das selbe Bild mit der "Autokontrast" Korrektur der Bildbearbeitung.

FB02_Sy135F2_I800_6s_OM119492.thumb.jpg.6b26fc600b38013dcc8193a7108ba022.jpg

Man kann jetzt erahnen, warum man mit "normaler Bildbearbeitung" wohl kaum weiterkommen wird.

Jede Fotolinse hat einen Helligkeitsabfall gegen den Rand. Je besser, desto geringer. Das Samyang 135/2 ist dabei noch recht gut!

Dazu gesellt sich der "natürliche" Helligkeitsverlauf des Himmels, durch die Lichtverschmutzung. Gerade so tief unten gegen den Horizont, ist er zusätzlich recht stark aufgehellt. In meiner Blickrichtung gerade liegt Krems, gerade mal 15 km weit weg.

Dazu kommt der Helligkeitsverlauf durch das Mondlicht.

Daher werden neben dem Einzelbildern mit Objekt (nennt man Lights / "Licht") zunächst mal Korrekturbilder angefertigt. Flats/BIAS und Darks, wie ich es schon mal genauer beschrieben hatte.

Damit lassen sich mal die Bildfehler, die die Kamera samt Optik einbringt, korrigiert.
Gerade in der Dämmerung sieht man auch die vielen Starlink Satelliten die durchs Bildfeld fliegen.

Mit den Darks/Dunkelbild und den Flats(+BIAS) kann man dann in der astrofotografischen Bildbearbeitung seine Bilder dann zumindest mal "bereinigen"

Hier nach  stacken der gut 157 Bilder zu 6 sek. Belichtungszeit - nur Vorschau und verkleinert:

FB09_20251104-PI_WBPP_MGC_AutoSTretch.thumb.jpg.c8b1c7824d97f2ee2ac1503e0e4c4014.jpg

Das sieht dann eben schon um einiges Besser aus.... 
Was jetzt bleibt ist der Verlauf der Helligkeit des Himmels .......
Daher wird der nächste Schritt sein, den Hintergrund zu ebnen:  Die Extraktion des Hintergrund

Siegfried

 
 
bearbeitet von iamsiggi
Video auf U.Röhre....
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Schöne und interessante Dokumentation Deiner Ausarbeitung am Kometen Lemmon. Eine Extraktion des Hintergrundes würde ich jetzt gar nicht mal unbedingt machen. Es ist ja der natürliche Helligkeitsverlauf zum Horizont hin, zumal er jetzt schon in Sonnennähe steht.

Bezüglich der Erstellung von Zeitraffervideos kann ich sagen, dass das Flackern von Bild zu Bild durch den Weißabgleich der Kamera das größte Problem ist. Ich lade die ORF dann in den Camera Raw Filter von Photoshop und mache erstmal einen automatischen Weißabgleich auf alle Bilder und speichere sie als TIFF. Der automatische Weißabgleich stimmt natürlich nicht, aber alle Bilder sind erstmal gleich in der Farbe. Danach lade ich die TIFF in den Camera Raw Filter und mache den korrekten Weißabgleich. Es gibt natürlich auch kostenpflichtige Software die sowas kann.

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vor 29 Minuten schrieb Uploadfilter:

Schöne und interessante Dokumentation Deiner Ausarbeitung am Kometen Lemmon. Eine Extraktion des Hintergrundes würde ich jetzt gar nicht mal unbedingt machen. Es ist ja der natürliche Helligkeitsverlauf zum Horizont hin, zumal er jetzt schon in Sonnennähe steht.

Bezüglich der Erstellung von Zeitraffervideos kann ich sagen, dass das Flackern von Bild zu Bild durch den Weißabgleich der Kamera das größte Problem ist.

Ich bin halt eher dem  DeepSky zugewandt und auf feinere Details des Kometen  aus. Das geht dann erheblich leichter, wenn der Hintergrund flach ist. Der Schweif verliert sich ja schnell  im zu hellem Hintergrund.

Das Video selbst (hab es gerade auf YT laden können) habe ich einfach mit PIPP erstellt und auf HD Format beschnitten. Meine Kameras stehen gewohnheitsmäßig auf Automatik Weißabgleich, da ich üblicherweise sowieso nur das RAW verwende. 
Hier war es praktisch, da ich nur die JPG's in PIPP laden und dann als Video ausgeben konnte. 

Liebe Grüße
Siegfried

 

bearbeitet von iamsiggi
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Am 4.11.2025 um 17:27 schrieb aperture 8:

Danke Siggi! Ich lebe seit Wochen im Dunst...

Na dann hoffe ich dass noch der Wind da mal etwas wegschieben kann...... Das Zeitfenster ist halt eher eng. 

BTW: Rechts oberhalb, ca. Bildfeldhöhe 75mm Objektiv zum helleren Stern hin, ist auch gerade ein +12 mag Komet zu finden der da jetzt den Schlangenträger durchquert: C/2024 E1 (Wierzchos) Bei tief belichteten Bildern wird man ein grünes "Etwas" finden können. Aktuell sind ja einige unterwegs die zumindest wohl auf mindesten +8 mag kommen werden.  Der E1 sollte in Sonnennähe dann auch wie Lemmon kommen,  allerdings dann nur auf der Südhalbkugel zu sehen. Bei uns können wir erst wieder Anfang April 26 beim Sternbild Stier, finden, aber wohl nur noch +7-8 mag.

3I/ATLAS, der Interstellare ist so Ende November für morgens bei uns dann wieder zu finden (so gegen +10 mag)  und wird bis Ende 2025 unter dem Löwen  in Richtung Krebs wandern, wo er Mitte Jänner dann gleich unterhalb der Praesepe - M44 vorbeikommt. Die Helligkeit wird dann schon auf +13mg gefallen sein. 
Es kursieren in den letzten Tagen viele Falschmeldungen, und dass es sich um ein Raumschiff handeln würde. Man kann natürlich mit Statistik immer was basteln, sodass man eine winzig - winzige Anomalie bei der Geschwindigkeit nach der gerade stattgefundenen Sonnenpassage als "Verzögerung oder Beschleunigung" auslegen kann..... 
Wir würde es schon mitbekommen, wenn da was ungewöhnliches geschehen würde in der Bahn, die ja genau verfolgt wird. Das schaffen heute relativ leicht selbst Amateure. 

Siegfried
 

bearbeitet von iamsiggi
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So ging es mit der Bearbeitung der Kometenbilder weiter. 

Zunächst wurden mal die Bilder durchgesehen und da hatte ich dann mal die späteren Bilder, wo alles schon im Dunst am Horizont untergeht, ausgeschlossen. Der Mond und auch die Lichtglocke der Wachau mit der größeren Stadt Krems, das nur ca. nur 15 km weit weg liegt, machten die Horizontsicht auch nicht besser.  Normalerweise fotografiere ich daher nicht Richtung S/W - N/W. 

157 Bilder hatte ich dann gestackt, was auf meinem PC mit doch schnellerem Prozessor (Ryzen 9  5950X 16c/32T) und schellen M.2 SSD's fast eine Stunde dauerte.
Grund dafür liegt hauptsächlich daran, dass es einen Schritt gibt, der sich "Local Normalization" gibt, wo vorher alle Bilder geprüft werden auf Verschlechterung des Himmels. 
Damit werden dann fall weise schlechte Himmelsregionen eher untergewichtet.  




Das Stacken selbst geht dann noch relativ schnell, auch das initiale Kalibrieren der Einzelbilder mit Darks/Flat/BIAS. Danach werden die Kalibrierten Einzelbilder debayert und alle Bilder auf die Sterne ausgerichtet und dann eben gestackt, und zwar auch gewichtet: Man kann den Einzelbildern eine "Gewichtung" mitgegeben: Z.b. 10% "Anzahl der Sterne", 20% Schärfe und 20 % Exzentrizität, wo ovale Sterne durch Trackingfehler halt eher unterdrückt werden. 
Man sieht, es gibt einige Möglichkeiten, das Ergebnis bis zum fertigen Stack zu beeinflussen.

Allerdings werden sämtliche Zwischenfiles dann auch in einem Fileformat  unkomprimiert mit 32bit Farbtiefe abgelegt. 
Damit entstehen dann schon mal aus den 157 Bildern mit 2,7 GB gesamt als ORF, gleich mal 36 GB an Daten: 

==== Check disk space availability
Note: Master bias........... 233.70 MiB.
Note: Master darks.......... 233.70 MiB.
Note: Master flats.......... 233.70 MiB.
Note: Calibrated flats...... 5.25 GiB.
Note: Calibrated lights..... 11.94 GiB.
Note: Cosmetic correction... 11.94 GiB.
Note: Debayer............... 35.83 GiB.
Note: Registration.......... 35.83 GiB.
Note: Local normalization... 233.70 MiB.
Note: Master lights......... 701.09 MiB.
Note: The required working space is 102.39 GiB (available 1958.89 GiB).
54:14

Letzlich erhält man einen fertigen Stack - hier als Screenshot wie er automatisch gestreckt und farbkorrigiert angezeigt wird:


Mit angelegt wird ein Bild, dass alle Pixel zeigt, die Statistisch gesehen über oder unter einem vorgegebenen Wert liegen.


Hier das interessante: Da ist alles Drinnen wie Satelliten, Flugzeuge aber auch Teile des Kometen, denn der wandert im Bezug auf die Sterne.

Danach machte ich ein "Platesolving" Die genauen Koordinaten im Bild werden ermittelt. 
Das braucht man später um eine genaue Farbkalibierung anhand der Sterne durchführen zu können ... und einiges mehr 😉

Hier Teile des Protokolls das ausgeworfen wird:
=====================================================================
Creation time ............ 2025-11-03 22:38:16 UTC
Creation software ........ PixInsight 1.9.3 / ImageSolver 6.3.1 (Windows)
Reference catalog ........ Gaia DR3
Control points ........... 8547 (= Anzahl der verwendeten Sterne - die auch nicht ausgebrannt sein dürfen)
Projection origin ........ [2587.980778 1936.504552] px -> [RA: 16 48 01.199  Dec:  -1 23 54.02]
Resolution ............... 5.264 arcsec/px  (=1 pixel am Foto entsprechen 5,26 Bogensekunden)
Rotation ................. 122.766 deg
Observation start time ... 2025-11-03 16:15:17 UTC 
Observation end time ..... 2025-11-03 16:41:31 UTC
Focal distance ........... 129.30 mm
Pixel size ............... 3.30 um
Field of view ............ 7d 34' 3.4" x 5d 39' 49.2"
Image center ............. RA: 16 48 01.197  Dec:  -1 23 54.04  ex: -0.000815 px  ey: +0.034986 px
Image bounds:
   top-left .............. RA: 16 49 20.315  Dec:  -6 05 51.40  ex: -1.562986 px  ey: -1.371835 px
   top-right ............. RA: 17 05 39.145  Dec:  +0 15 41.35  ex: +0.714556 px  ey: -1.121269 px
   bottom-left ........... RA: 16 30 20.461  Dec:  -3 03 28.80  ex: -1.674431 px  ey: +0.960934 px
   bottom-right .......... RA: 16 46 40.777  Dec:  +3 17 52.08  ex: +0.732767 px  ey: +0.001283 px

=====================================================================

Zeit für ein Hintergrundextraktion, das Modell des extrahierten Helligkeitsverlaufes sieht dann so aus: 


Man kontrolliert solches natürlich, dass ja nicht Teile seiner Objekte mit entsorgt werden.



Wenn man jetzt das erhaltene Bild wieder mit Autokorrektur ansieht, kann man schon einigermaßen sehen, was sich im Bild an Details befindet:
Da das Bild ja recht "flach" ist, ist das Ergebnis auch kontrastreicher geworden.

Soweit im Großen und Ganzen der Beginn des Weges für eine normale DeepSky Bildbearbeitung.

Was man deutlich sieht:
Der Komet ist durch das Bildfeld gewandert und so kann es natürlich nicht bleiben !

Siegfried







 

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Jetzt kümmern wir uns mal um den Kometen selbst, der da durchs Bildfeld wandert.

Prinzipiell gibt es ja zwei "schnelle" Möglichkeiten Kometenbilder mit Sternen zu zeigen: 

Die Einfachste, weil es wesentlich leichter ist, auf Sterne auszurichten, so wie bislang gezeigt. 
Das wird aber bald unschön, wenn der Komet bereits zu stark wandert während der Bildgewinnung.
Bei einer gewählten Stackingmethode, eigentlich besser Bildintegration genannt, wo man nur alles addiert, hat man dann zusätzlich die Spuren der Satelliten und Flugzeuge im Bild, dafür aber wird nichts aus dem Kometen gerechnet.  Für kurze Sequenzen oder weit entfernte Kometen durchaus eine Option und je nach Geduld kann man ja Störende Spuren entfernen.

Oder aber man richtet seine Bilder am Kometen aus: 
Dazu braucht es dann ein Programm wo man statt der Sterne eben auf den Kometenkern ausrichten kann. 
Marek  hat da letzten Monat in seiner kostenfreien SetiAstroSuite Pro ein Modul zugefügt - hier das Video dazu (kann man automatisch Deutsch sprechen lassen)
Aber auch in den gängigen guten Freewareprogrammen wie DeepSkyStacker und Siril kann man das finden. 
Bei einer Bildintegration ("stacken") mit einem der üblichen auf Statistik beruhenden "reject" Algorithmus, werden dann die Sterne, die durchs Bildfeld wandert mehr oder weniger entfernt.

Also zum Ausrichten des Kometen (Comet Alignment):


Das Prinzip ist relativ gleich: Man wählt ein Bild am Anfang und Ende der Sequenz und markiert (am besten) den Kern. 
Sicherheitshalber kontrolliert man dann ein einigen der Bilder dazwischen, ob die position passt. Denn sollte man in der Sequenz Unterbrechungen haben, dann bekommt man hier ein kleines Problem mit der Berechnung der exakten Position im Bild. Daher am besten die Kamera einfach mal ohne Unterbrechungen Serienbilder durchlaufen lassen.
Bei jedem Ausrichten muß man ein Bild angeben, auf das ausgerichtet wird. Am besten man nimmt ein Bild in der Mitte der Sequenz. 
Da üblicherweise immer "nur Sternenbild" irgendwelche Rest des Kometen zurückbleiben, werden die dann zum großen Teil überdeckt, wenn man Sternenbild und Kometenbild vereinigt.

Die am Kometen ausgerichteten Einzelbilder werden dann in einen weiteren Ordner geschrieben, also weitere 36 GB an Daten.

Jetzt kann man die "Kometenbilder" integrieren: 
Da wir möglichst viele Sterne und Objekte entfernen wollen, die durchs Bildfeld wandert werden wir beim Rejectalgoritmus den Wert für die Standartabweichung (=sigma) für helles im Bild auf so um die 0,5-1,5 senken. Welcher Werte zu seinem Bild passt  sollte man wie immer vorher probieren.

Dazu lasse ich mal einen Test laufen auf einem aussagekräftigen Bildausschnitt:

Links oben das Einzelbild, Links das "reject hight" - also statistische Ausreißer im Hellen, darunter die im Dunklen (Reject low), Und links unten unser KometenStack.
Anhand der "Reject" Bilder die man nach einer Integration(" Stacking")  immer ansehen sollte, kann man gleich überprüfen, ob nicht auch Teile seines Objekts betroffen wurden und ein Finetunig vornehmen. 

Das Ergebnis war hier schon ganz gut, allerdings sehen wir hier nur eine Ansicht mit Autokontrast. Da sind noch jede Menge an Strichen der helleren Sterne im Hintergrund, die später dann sichtbar werden, wenn man die ganz schwachen Ausläufer des Kometen noch hervorheben will. 

Würde eine Intergrationsmethode gewählt, wo nichts aus dem Bild geworfen wir sieht man dann halt eine Sternenspur wo der Comet eingebettet ist + Flugzeuge + Satelliten etc.

Siegfried

bearbeitet von iamsiggi
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Mittlerweile aber gibt es Programme wo ein Neuronales Netzwerk mit hunderten von Bilder trainierte wurde. 
Solche AI Algorithmen sind in der Lage, Sterne sehr gut aus dem Bildfeld rechnen können. 

Im Gegensatz zu den üblichen Foto AI Werkzeugen basieren sie aber nicht auf generativen Netzwerken.
Es wird also nichts dem Bild zugefügt.

Ein "entsternen" eines Bildes bedeutete vor 5 Jahren selbst den Bildbearbeitungsprofis stundenlanges (4-8 Stunden) iteratives Arbeiten. Es erforderte ein Filter auf jede Sterngröße, etwas verkleinern, ersetzen mit der unmittelbaren Umgebung... und in vielen vielen kleinen, aber auch präzisen Schritten. 

Mit der Freeware "StarNet++" hatte alles vor ein paar Jahren begonnen. Das beste kommerzielle Modul für PixInsight oder PS stammt von RC-Astro

Mit dieser Erleichterung ist es jetzt möglich, alle Bilder die auf den Kometen ausgerichtet wurden vor einer Integration zu entsternen. 

Bei Kometen (oder ganz hellen Galaxien) wir der helle Kern aber oft als Stern erkannt. Daher sollten wir ihn vorher maskieren:

Hatte ich zuvor an einem Einzelbild probiert und dann mit extremer Streckung das extrahierte Sternenbild angesehen und gemerkt, dass die Maske zu eng war (schwarze Ellipse im Kern). 
Daher dann eine größere Maske erstellt: 



Danach die Batchfunktion des StarXTerminators mit der (invertierten) Maske auf die Kometenbilder angewendet. Die Bilder des Kometen ohne Sterne dann in einen weiteren Ordner abgelegt, erneut einiges an Dateigrößen:


Einzig ein kleines Hardwareproblem tut sich da auf: Ohne Unterstützung einer Beschleunigung durch eine geeignete Grafikkarte dauert das wirklich lange.

Der Grund, mir eine RTX-3060 Karte zu besorgen, denn leider ist bei Windows nur eine Nvidia RTX möglich, und die Emulation auf die Preis/Leistungsmäßig besseren AMD Grafikkarten untersagt wurde 😞 Für Linux (sowieso die besser und wesentlich! schnellere Option) gibt es Anleitungen wie AMD Grafikkarten mit KI's die auf Googles freier Tensorflow  zurückgreifen, dann zusammenarbeiten können. Aber ist leider auch etwas kompliziert.

Nur mit den 16core/32 threads meiner CPU dauert das 5 Minuten pro Bild, mit der RTX-3060 nur noch 30 Sekunden. Also es dauert einiges an Zeit mehr als 100 Bilder zu entsternen.  Da geht man nicht Kaffeetrinken,  sondern essen 😉 
Beim 2. PC "am Land", ein kleiner ITX Rechener mit Ryzen5 5700G würde es dann einen halben Tag dauern.
Aber bei normalen Bildern, wo man nur schnell mal ein Einzelbild entsternen, schärfen oder entrauschen will, kann man's ja erwarten.

Danach kann man die entsternten Kometenbilder wieder intergrieren und man erhält einen etwas besser von Sternen befreites Kometenbild. 



Das der Komet ja dann später merklich in den ganz schlechten Dunst / Lichtglocke eintauchte, verwendete ich dann nur die ersten 100 Bilder.

Siegfried

bearbeitet von iamsiggi
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Das war jetzt schon der spezielle Teil der Bildbearbeitung, wo man eher spezialisierte Techniken der Astrofotografie anwendet.

Man hat jedenfalls jetzt zwei Bilder: Eines mit dem Komet aus dem Kometenstack und eines ohne den Kometen, aus dem initialen Stack auf die Sterne. 
Das wird meist ein Bild sein, wo man die Sterne extrahiert hat.

So vorbereitet, kann man jetzt an die "normale" Bildbearbeitung denken, unter Verwendung seiner Lieblingstools

z.b.  Schärfen, Entrauschen:




Mehr Kontrast kann man mit einer passenden S-Kurve im Histogramm erreichen, die ab einen gewisser Helligkeit den Hintergrund abdunkelt, die schwachen Teile aber aufhellt. Die Farbsättigung wird erhöht, denn meist sind die Farben der Objekte recht schwach. Dabei wird man oft den Hintergrund maskieren müssen, damit er nicht bunt wird.  

Aus dem initialen Stack ist ja schnell ein Bild extrahiert, daß nur die Sterne enthält. Wahrscheinlich muß man allzu helle Rest des Kometen dann doch noch wegstempeln:


Final wird dann der Komet mit den Sternen verheiratet. 


Ein Ergebnis hatte ich ja schon gepostet.

Wer es genau nimmt, kommt im Laufe des Prozesses drauf: Es gibt ein Problem mit der Farbkalibrierung: 

Kann man auf den ursprünglichen Stack (auf Sterne) alles wie gewohnt anhand von Sternen genau Kalibrieren, so hat man diese Option beim "nur Kometen stack" nicht, weil die Sterne ja weg sind. 

Meist sind Farbstiche in DeepSky Fotos extrem. Bei mir wäre das Bild "Knall  Hellgrün", weil alle Farbkanäle gleich gewichtet werden in der linearen Bildentwicklung. Wir haben ja 2x Grün und nur 1x Rot und blau in der Bayermatrix. Dazu noch die Lichtverschmutzung. Allerdings ist der grüne Kanal wegen der doppelten Zahl auch der Rauschärmste.
Dumm nur, dass Grün bei DeepSky nicht vorkommt 😉

Je nach Lichtverschmutzung, Kamera (ob modifiziert oder nicht) und Software bei der Ausarbeitung sind meine Bilder nach dem Stacken zwischen total Grün bis Orange
Man muß also einen Weg finden, die Farbkanäle in Übereinstimmung zu bekommen. Wer das Histogramm ansieht, sieht dann die Peaks der einzelnen Farben. Der Peak stellt im wesentlichen die vielen Pixel des meist neutralen Himmelshintergrund dar. Bringt man also die Peaks in Übereinstimmung passen die Farben weitgehend. 

Wenn man sich die Korrekturwerte der Farbkalibrierung des initialen Bildes notiert, kann man mithilfe dessen die Werte auf das Kometenbild übertragen. Bedingung ist allerdings, gleiche Vorarbeiten, denn oft wird mit der Hintergrundextraktion dieser bereits verändert. Wenn man Glück hat sogar recht gut neutralisiert. 

Was auch nicht hilft sind irgendwelche Filter gegen Lichtverschmutzung, denn sie filtern auch Wellenlängen, die im Kometen vorkommen. Bei hellen sieht man z.b. Natrium. 
Da müssen selbst professionelle s/w Astrokameras passen: Wo man Luminanz und R/G/B Filter anwendet. Da fehlt ein sehr großer Teil des orangen Leuchten des Natrium. Da ist dann eben eine OSC Kamera (One Shot Camera) wie Farbkameras auch genannte werden, die bessere Wahl.
Natürlich sind professionelle gekühlte  s/w Kameras mit ihrer um vieles höheren Empfindlichkeit und Auflösung durch die fehlende Bayermatrix im Vorteil, wenn es um Details geht.

Siegfried

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