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Die Region um Antares - Ich habe es versucht


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Das Gebiet um den orangefarbenen Hauptstern Antares im Kopf des Sternbild Skorpion bis hinauf zum Stern Rho Ophiuchi im Sternbild Schlangenträger ist eine der fotografisch interessantesten Himmelsregionen. Hier befinden sich auf engem Raum mehrere Kugelsternhaufen, verschiedenfarbige Gas- und Reflexionsnebel, sowie das Sternenlicht verdeckende Staubbänder. Die Schwierigkeit beim Fotografieren von Deutschland aus ist einerseits die niedrige Höhe über dem Horizont. Z.B. erreicht Antares von meinem Standort aus nur eine maximale Höhe von 12,3 Grad. Desweiteren kann das Sternbild Skorpion nur von Anfang April bis Ende Mai am Morgenhimmel gut fotografiert weden. Im Juni, wenn der Skorpion um Mitternacht im Süden steht, sind die Nächte zu hell und zu kurz, und ab Ende Juli geht der Skorpion nach Einbruch der Dunkelheit bereits im Südwesten wieder unter. Außerdem sollte man das Gebiet immer nur kurz vor bis kurz nach dem Meridiandurchgang fotografieren und die Aufnahmen besser auf mehrere Nächte verteilen um genügend Belichtungszeit zu sammeln. Im Frühjahr hatte ich die Möglichkeit die Region in 3 Nächten am Morgenhimmel jeweils um die 40 Minuten zu belichten. Hier zunächst einmal das in dem Programm Sequator gestackte Summenbild:

01.thumb.jpg.6be18807ed928e55ea6363406f55b8c6.jpg

Es wurden 500 Star-, 50 Noise- und 10 Vignetting images gestackt. So heisen die verschiedenen Bildtypen in Sequator, gleichbedeutend mit Lights, Darks und Flats in anderen Stacking-Programmen. In den Einstellungen wurde der HDR-Modus gewählt, welcher sicherstellt dass die Lichter der helleren Sterne nicht weiter ausbrennen.

Nach dem leichten Beschnitt der Ränder auf 4536 x 3402 Pixel wurde das Bild vorgestretcht um vor dem weiteren Stretchen den Hintergrund zu egalisieren und temporär die Sterne zu entfernen:

02.thumb.jpg.1064d0cd55d262e56ac2672ca7dbfb60.jpg

Hier zeigt sich dann auch schon die größte Hürde bei der Bildbearbeitung: Ein starker Helligkeits- und Farbverlauf aufgrund der niedrigen Höhe und künstlichen Beleuchtung. Außerdem ist von meinem Standort aus der Nachthimmel in Horizontnähe etwa 2 Blendenstufen heller als in Zenitnähe.

Meistens führe ich an dieser Stelle eine normale Hintergrund-Extraktion aus. Aufgrund des starken Verlaufs habe ich jedoch die Egalisierung des Himmels in 2 Schritten durchgeführt: 1. Korrektur des Helligkeitsverlaufs, 2. Korrektur des Farbverlaufs. Hintergrund ist, dass es bei der direkten Extraktion von gleichzeitig starkem Helligkeits- und Farbverlauf zu unschönen Treppeneffekten kommen kann. Den Helligkeitsverlauf kann man in Photoshop ganz einfach mit dem Verlaufswerkzeug korrigieren. In diesem Fall jeweils diagonal von rechts unten nach links oben und von links unten nach rechts oben:

03.thumb.jpg.44d2917bcbfd42c65aa25035f55da3e3.jpg

Den Erfolg der Korrektur kann man besser sehen wenn man das Bild vorübergehend in Graustufen umwandelt und den Kontrast verstärkt:

04.thumb.jpg.7bf8a469be45e33edad40bb07407b444.jpg

Der Streifen oben ist eine Überlappung weil ich in der ersten Nacht das Bildfeld etwas zu tief positioniert hatte.

Die restlichen Ungleichmäßigkeiten werden dann im nächsten Schritt mit der Korrektur des Farbverlaufs beseitigt. Über Filter / Rauschfilter / Staub und Kratzer entfernt man zunächst alles aus dem Hintergrund:

05.thumb.jpg.de6a2d153e24f4b1bb30b2db795057eb.jpg

Dieses Bild zieht man dann über Bild / Bildberechnungen / Subtrahieren vom Originalbild ab:

06.thumb.jpg.029ef8c2267eaaf5dd0b56e4f7b0a312.jpg

Im nächsten Schritt werden mit dem Programm StarNet die Sterne entfernt:

07.thumb.jpg.4828e518ab37d35e325674498d5949c2.jpg

Jetzt erfolgt das finale Stretching wo sich zeigen wird, ob und wieviel von den schwachen Nebeln sichtbar werden. Dabei sollte man die Tonwertkurve im Auge behalten und darauf achten nichts vom Schwarz abzuschneiden. Das Ganze habe ich dreimal durchgeführt bevor der Hintergrund zu unsauber wurde:

08.thumb.jpg.7342c058a023430c5865dd36363b0811.jpg

09.thumb.jpg.875546f9c6df0c6eb71dbdea3d5a6f05.jpg

10.thumb.jpg.ad90e92640e604445c61cf8a3a62c430.jpg

Dem Stretching sind also nur ein zu unsauber werdender Hintergrund Grenzen gesetzt. In dem Zusammenhang habe ich links unterhalb von Antares zwei intensiv rote und zackige Strichspuren entdeckt:

11.thumb.jpg.21c5438ac4e7ddf53e1a087b33ab6b0c.jpg

Obwohl ich Darks von Lights abgezogen habe scheint der Sensor an dieser Stelle inzwischen fehlerhaft zu sein. Immerhin hat meine E-PL9 inzwischen 104.000 Auslösungen auf dem Buckel und ich habe mir deswegen als Ersatz direkt in Japan eine fast neue E-PL7 bestellt, welche demnächst u.a. für die Astrofotografie zum Einsatz kommen wird.

Zum Glück liegt die fehlerhafte Stelle außerhalb der Nebel und kann zusammen mit anderen Verunreinigungen in Photoshop gut weggestempelt werden. Hier das bereinigte Bild:

12.thumb.jpg.c7ff9e9d84617f18be0cfeaa95fe1b36.jpg

 

Zum Schluß werden die Sterne und Kugelsternhaufen zurückkopiert. Dazu habe ich mit Hilfe der Arcsinh-Kurven in Photoshop ein zweites gestretchtes Bild mit schöneren Sternabbildungen (weniger ausgebrannt, kräftigere Farben) erstellt und von dort die Sterne in das mit der Tonwertkorrektur gestretchte und sternenlose Bild eingefügt:

13.thumb.jpg.11630e4179686526de683575b3622765.jpg

 

Da ich den Sternenhintergrund lieber etwas bläulicher mag, habe ich zum Abschluss noch die Farbtemperatur entsprechend geändert. Hier nun mein finales Bild:

14.thumb.jpg.46dc2558e146e11c64cf3be3c1ca4f8f.jpg

 

Unter den gegebenen Voraussetzungen (Himmel und Höhe über dem Horizont am Aufnahmeort) bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Der intensiv orangefarbene Stern Antares und der große Kugelsternhaufen Messier 4 fallen zuerst ins Auge und kommen richtig gut zur Geltung. Zwei weitere Kugelsternhaufen sind zu sehen: rechts oberhalb von Antares NGC 6144 und rechts oben in der Ecke Messier 80. Von den verschiedenfarbigen Gas- und Reflexsionsnebeln kann man den gelblichen Nebel über Antares und den blauen Nebel oben um den Stern Rho Ophiuchi noch am besten erkennen. Auffällig sind auch die sternenarmen Gebiete, wo dunkle Staubbänder das Licht dahinterstehender Sterne verdecken. Hier noch eine 100% Ansicht von Antares und Messier 4:

15.thumb.jpg.6ae68f6b5afa32ec17e2e3167a77c600.jpg

Die Zacken um Antares werden von der Blende 2,4 des Samyang-Objektivs erzeugt. Wer die Zacken nicht mag kann das Objektiv nahezu uneingeschränkt auch bei Offenblende einsetzen. Der Lichtgewinn beträgt aber nur 1/3 Blendenstufen (die baugleiche Videoversion des Objektivs ist mit T2,2 angegeben).


Aufnahme- und Bearbeitungsdaten:

Kamera:               Olympus Pen E-PL9
Objektiv:              Samyang 135mm F2.0 ED UMC
Datum:                04.04., 28.04. und 23.05.2025
ISO:                     200
Blende:                2,4
Einzelbel.:            15 Sekunden
Gesamtbel.:         125 Minuten
Tracker:                Move Shot Move Nomad
Stacking:              500 Lights, 50 Darks, 10 Flats
Bearbeitung:        Sequator, Photoshop, StarNet


Aktuelle Ausrüstung:

- Olympus Pen Lite E-PL7
- Metabones Adapter Nikon F auf MFT
- Samyang 135mm F2.0 ED UMC (Nikon F)
- Berlebach Mod. 520 Neigekopf
- Move Shot Move Nomad Star Tracker
- Andoer Polhöhenwiege
- Mantona Scout Pro Stativ

16.thumb.jpg.1f2a01996d2be83192b5d6c5a1c3beb1.jpg

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vor 8 Stunden schrieb Uploadfilter:

Das Gebiet um den orangefarbenen Hauptstern Antares im Kopf des Sternbild Skorpion bis hinauf zum Stern Rho Ophiuchi im Sternbild Schlangenträger ist eine der fotografisch interessantesten Himmelsregionen. Hier befinden sich auf engem Raum mehrere Kugelsternhaufen, verschiedenfarbige Gas- und Reflexionsnebel, sowie das Sternenlicht verdeckende Staubbänder. Die Schwierigkeit beim Fotografieren von Deutschland aus ist einerseits die niedrige Höhe über dem Horizont. Z.B. erreicht Antares von meinem Standort aus nur eine maximale Höhe von 12,3 Grad. 

Bei mir wohl ein paar Grad höher....

Ich probiere auch schon immer über die Jahre.
Hatte letzte Woche ein paar klare kühle Nächte und  so habe ich dieser Tage mal wieder versucht. Einmal mit dem mFT20/1.4 bei F/1.6 und versucht in möglichst kurzer Zeit viele Bilder zu bekommen. Die Region steigt ja nur kurz hoch und je mehr Weitwinkel man hat, desto mehr sind die linke und rechte untere Bildhälfte im zumeist schlechtem Horizont.

Ich habe bei  Stacken einen Prozess dazwischen, der ermittelt des wohl beste Bild bezüglich "Lichtverschmutzung" und mittelt dann so 16 Bilder um auf eine Referenzbild zu kommen, damit dann bei den wirklich Schlechten Bilder der Hintergrund korrigiert bezw. beim stacken nicht so berücksichtigt wird. Die restlichen Bildteile, die in Ordnung sind, aber weiterhin in den Stack einfließen. Nennt sich bei PixInsight "Local normalization"

Mehr Brennweite hilft natürlich, weil der große Helligkeitsgradient gegen Horizont ja etwas begrenzter ist ...... wenn man nicht zu lange Belichtungssessions macht. Dann hift nur den Zeitpunkt gut zu planen und mehrere Nächte um möglichst viele Bilder zu haben.

Bei den Bildern die man ab und an sieht, die um so vieles besser aussehen, wurde meist auf der südlichen Hemisphäre fotografiert. das steht das fast im Zenit.

Siegfried

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Hallo Siegfried,

ja bei Dir steht die Region etwa 3 Grad höher und ich kenne die farbenprächtigen Aufnahmen vom Südhimmel. Deine letzte Aufnahme mit dem 75er von der Region war übrigens erstaunlich tief und farbintensiv.

Ich war in 90er Jahren zweimal in Namibia. Da wandern Skorpion und Schütze durch den Zenit. Ich habe damals aber "nur" mit langen Brennweiten fotografiert (Celestron 11 und 14) und kleinere Objekte aufgenommen (Helixnebel, M 83, usw.). Und alles noch mit der alten analogen Filmtechnik, z.B. hypersensibilisierte Farbfilme (Fujichrome 400).

Vor dem Stacken versuche ich auch immer ein Referenzbild zu finden. Dass geht auch mit dem Deep Sky Stacker ganz gut. Anhand der Parameter "Anzahl der Sterne", "FWHM-Wert (dicke der Sterne)" und "Himmel" kann man die besten Bilder herausfiltern. Ich habe ja keine Guiding-Kontrolle und mit dem Move Shot Move Nomad hat man wegen des periodischen Schneckenfehlers so um die 20% Ausschuss bei 15 Sekunden Belichtungszeit.

Wie gut ist eigentlich das 20mm von Olympus bei Sternaufnahmen? Ich habe ja das 20mm von Panasonic und da muss ich mindestens auf Blende 2,5 runter.

Gruß Ralph

 

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vor 1 Stunde schrieb Uploadfilter:

Wie gut ist eigentlich das 20mm von Olympus bei Sternaufnahmen? Ich habe ja das 20mm von Panasonic und da muss ich mindestens auf Blende 2,5 runter

Hallo Ralf;

Es ist halt wirklich ein F/1.4 .... allerdings mit entsprechender Verzeichnung wie wir es in den längeren Brennweiten bei den mFT Objektiven unkorrigiert gewohnt sind.

Hier die Verzeichnungs "map" nach ImageSolving: (leicht beschnitten zuvor)
Oly-F00_ScoSgr_OM5m20mmF16_128x13sI1250_drz1acr_bXtco_distortions.thumb.jpg.ab1edc890593f619508268dd9fa00151.jpg
...nicht ganz so psychedelisch wie das des mFT12/2 😉

Natürlich bei ziemlich Offenblende sind die Ränder nicht wirklich gut:
(die Bildränder in 1:1 + Zentrum - also nach stacken)

Oly-F01_drizzle_integration_mosaic.jpg.80ede4666868545da927178916cac4c5.jpg

Das lässt sich aber mittlerweile gut korrigieren - vor allem wenn man jetzt an das riesige Bildfeld denkt.

Hier nach Korrektor (mit BlurXterminator):

Oly-F02_ScoSgr_OM5m20mmF16_128x13sI1250_drz1acr_bXtco_IS_SPFC_Prev01_mosaic.jpg.2029ec988eb6a272dff2c2cb9c428188.jpg

Siegfried

bearbeitet von iamsiggi
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