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Sternenhimmel im Spätsommer


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Zwei Fliegen auf einem Streich:
 
Der wunderbare Herbststernenhimmel mit etwas Perseiden.
 
Zunächst kurz zur Technik.

Da Perseiden zwar mitunter sehr hell sind, aber das nur kurz, hinterlassen sie nur wenige Spuren auf den Bildern. Weniger als man glauben sollte. Das Licht wird ja auch nur schnell über einen größeren Sensorbereich verteilt.
Also möglichst hohe ISO (Empfindlichkeit) verwenden und all zu lange sollte man auch nicht belichten, dann der Himmelshintergrund wird ja immer heller, weil man ja über einen längeren Zeitraum additiv Licht sammelt. Und bald ist der Himmel dann so hell dass er die meist schwachen Spuren überdeckt.

In letzter Konsequenz wäre es daher zielführend: Möglichst dunkler Himmel (wie immer bei DeepSky), sehr hohe ISO aber nur kurz bei Offenblende belichten. Aber wenn man pro Bild nur 5-10 Sekunden Belichtet (oder noch kürzer) endet man in hunderten bis mehr als 1000 Bilder, das einem vor andere Herausforderungen stellt: Alle durchzusehen um die Perseiden aus der Vielzahl der  Satellitenspuren herauszufinden.

Zwischen 2:00 und 3:00 morgens machte ich mit dem 12mm Bilder den Bereich um die Kassiopeia mit  der Hoffnung dass sich auch ein paar Perseiden ins Bildfeld verirren.  12mm statt 8mm deshalb, weil ich das noch astrometrieren kann und nicht alles zu verzerrt ist.

Daher habe ich mich (es war ja nach Mitternacht recht dunkel) entschieden nur maximal 40 Sekunden zu belichten. Für die Perseiden wohl zu lang, aber ich wollte ja auch die stärkeren der tollen DeepSky  Ziele die der Herbsthimmel für  Teleobjektive bietet in und abseits der Herbstmilchstraße noch ansatzweise zeigen können. Und für die braucht es einfach auch mehr Belichtung. Also ein Kompromiss.

 
Verwendet wurde das Olympus mFT12/2 bei Offenblende und ISO1600 an der E-M1.III.  Der StarryAF erleichtert ja das Scharfstellen enorm.
Nach 1 Stunde gegen 3 wurde es dann endgültig bewölkt, aber letztlich waren es 77 Bilder die ich zum Bearbeiten hatte.
Man braucht ja jede Menge an Bildern um das starke Rauschen das sich bei hoher Empfindlichkeit und höheren Temperaturen einstellt, zu verringern.
 
Jeweils 4 x mehr Bilder bewirken ein sichtbar besseres Bild durch weniger Rauschen, das Signal/Rauschverhältnis verdoppelt sich. Und damit ist man in der Lage, schwaches stark hervorzuheben.
 
Es ist also schon gut wenn man 10 Bilder hat, 40 sind besser 😉 und ob man jetzt 80 oder 340 hat ist nicht mehr so entscheidend. zumindest hier.
 
Genug der Technik - hier das Bild.

FB00_ML_77L_CEPCASAND_12mm_I1600F240sIS_DBE12L_HT1_TGV_Decsm.thumb.jpg.1a2a0d980c76cc43053f5a02bdd1b4e5.jpg

Insgesamt hatten sich ein heller und 3 schwache Perseiden in dieser Stunde mit ins Bildfeld gesellt.

Bei der Bearbeitung machte ich zunächst einen normalen Stack, da wird ja alles an "Bildfehlern" herausgerechnet. Also auch Satelliten und Perseiden, da sie ja nur einmal im Bild vorkommen. Hier ist die Bearbeitung wie üblich:  Hervorheben der schwachen Nebelstrukturen durch anheben der Helligkeit und Intensivierung der verblieben Farben.
Nach heraussuchen aller Bilder, die einen Perseid enthalten habe ich die dann genommen, in Hinblick auf die Perseidenspur bearbeitet und hernach ins "normale" DeepSky Bild eingemischt. Alles was heller ist kommt ins Bild, also die Spur.


Es gibt ja einige Meteritenstöme, aber die Perseiden sind die stärksten. Allerdings gibt es immer wieder überraschende Ausbrüche.
Sie sind nach ihrem scheinbaren Ursprungsort benannt, wo her sie zu kommen scheinen.
Zu dieser Zeit gibt es auch die Cygniden. Sternbild Schwan der gleich oberhalb des Bildfeldes ist. Also wären Spuren, die von da kommen eher diesen zuzuordnen. Daneben kann man natürlich immer wieder Meteoriten aus allen Richtungen sehen, die dann nicht dazugehören, aber natürlich immer wieder gerne im Bild gesehen werden.

Das Leuchten der Spur kommt von den Mineralien und ist Anfangs meist grün. Bei hellen kann man dann mit freiem Auge auch oft noch eine Rauchspur über mehre Sekunden kann ausmachen.

Zu den Objekten im Bild:

In der Bildmitte ist das W des Sternbild Kassiopeia rechts darunter das Sternbild der Andromeda mit der hier gut sichtbaren und großen Andromeda Galaxie (M31). Wer da die Sterne rechts runter folgt sieht dann auch noch M33 , die Dreiecksgalaxie im gleichnamigen Sternbild Dreieck (Triangulum).

Im Feld unter der Mitte sieht man die zwei hellen Sternhaufen der "Doppel Sternhaufen" h und Chi Perseii. Aus dieser Gegend scheinen die Perseiden zu kommen.

Bei unserem mag +5,5 Himmel wenn es wirklich dunkle ist, kann man den Doppelsternhaufen und Andromeda Galaxie mit freiem Auge ausmachen.

Links des Doppelsternhaufen sieht man den Herznebel und darunter den Seelennebel. Dazwischen war ein kleiner Perseiid.

Weiter Rechst hinunter sieht man den "Sternen Wasserfall" (Kembles Kaskade) den hier eine Reihe schwacher Sterne zu bilden scheinen.

Links oben der Kassiopeia ist das große Sternbild des Kepheus.

Hier kann man mit freiem Auge gerade noch diesen roten Stern sehen: Der Granatstern (μ Cephei). Ein sehr großer kühler Stern. Es ist der größte Stern, den wir mit bloßem Auge erkennen können. Lange Zeit der Größte bekannte überhaupt.
Er liegt in einem großen Emissionsnebel Bereich und hier ist das bekannteste Objekt eine Struktur mit passendem Namen: Elefantenrüssel Nebel.

Von der Größer her sind das lohnende Ziele für Teleobjektive. Die Galaxien und Sternhaufen natürlich mit Fernglas.

Wer es nicht alles gefunden hat - sieht es am nächsten Bild.


FB03_anno2_ML_77L_CEPCASAND_12mm_I1600F240sIS_DBE12L_HT1_TGV_Decsm_Annotated.thumb.jpg.91322039fbcc547bfe4608007c93a852.jpg

Hier also ein astrometriertes Bild, Sternennamen habe ich weggelassen ebenso wie alles außer Messier Katalog.

Bei so einem großen Feld würde es zu unübersichtlich.

P = Polaris, der Polarstern.
G = μ Cephei / Herschels Granatstern
A = Algol aus dem Arabischen für Dämon. Ein über Jahrtausende bekannter veränderlicher Stern. Daher auch als Teufelsstern bekannt. Mal sieht man ihn, mal nicht mit freiem Auge.

K = Kembles Wasserfall - im Sternbild Giraffe
H = Herznebel
S = Seelen Nebel
DC - Doppelsternhaufen

Wer sie am Himmel finden will z.b. mit Fernglas und später vielleicht mit Nachführung und Tracker:

Als Ausgangspunkt Kassiopeia. Der innere Schenkel des W verlängert zum hellen Hauptstern des Perseus (Mirfak).
Der Doppelhaufen ist da ca in der Hälfte des Weges.

Zur Andromeda geht es auch einfach:
Hinterer Schenkel des W hinunter führt zum hellen Stern Almach und dann sieht man nach rechts zwei weitere einsamere aber helle Sterne in größerem Abstand.
Beim mittleren (Mirach) kann man zwei schwächere Sterne ausmachen (ca. im Abstand des Bildfeldes eines einfachen Fernglases) denen man nach oben folgt - und beim zweiten findet man den nebeligen Fleck.

"Gegenüber" der Andromeda Galaxie wird es schwieriger, weil schon schwächer und nicht mehr so groß: M33 die Dreiecksgalaxie. Das Sternbild Dreieck lässt sich aber auch relativ gut finden.

Geht man den hinteren Schenkel der Kassiopeia hinauf, kommt man zu einem recht hellen Stern: Alderamin im Kepheus.
Hier bilden 4 heller Sterne einen Kasten und ein 5. das aufgesetzte Dreieck.
Zwischen den oberen Sternen etwas außerhalb wird man den Granatstern nicht verfehlen können.

Viel Erfolg beim Suchen, die Nächte sind ja jetzt schon lange (von 22:30-3:30 geht die Astronomische Dunkelheit bei uns. Und momentan sind sie oft noch recht warm.
Unterhalb des Perseus kommen jetzt schon wieder die Plejaden die den Herbst einläuten. Gegen die Morgendämmerung dann auch schon Orion.

Siegfried
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