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Farben im All


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Hallo und guten Abend zusammen. Heute habe ich eine Frage. Vor einiger Zeit habe ich ein Foto der Andromeda-Galaxie gemacht.  Hierauf gibt es goldene Farbtöne, blaue Sterne, weiße Sterne. Ein Betrachter des Bildes fand mein Foto toll. Er sagte: "Du, eigentlich gibts ja im All keine Farben". Da war ich platt. Ich sehe doch z.B. den roten Orionnebel auf Fotos von Mitgliedern hier, die die Astrofotografie viel besser beherrschen als ich. Oder wenn ich ein Foto mache mit Sternentrails die unterschiedlichen Farben der Trails. Mein Gesprächspartner erklärte mir, im All gäbe es nur schwarz und weiß. Und,  dass wir diese Farben sehen würden, läge halt ... an was auch immer. Aber im All gibts keine Farben. 

Ist das wirklich so? Wie verhält es sich mit den Farbwahrnehmungen, die wir haben? Die Plejaden z.B. entstanden aus einer blauen Wolke, deren Überreste bis heute sichtbar sind. Wie kommt mein Gesprächspartner auf seine Theorie? Ich dachte mal, bevor es jetzt eine Diskussion gibt, frage ich lieber erst mal bei Euch 🙂

Ganz liebe Grüße und : Ich entschuldige mich für meine blödsinnige Frage.

Gabi

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Hallo Gabi,

zunächst einmal: Es gibt keine blödsinnigen Fragen🙂

In meiner Jugend habe ich  mich mit Astronomie beschäftigt (Generation Apollo)

Zum Thema Farben in der Astrofotografie können unsere erfahrenen Fotografen einiges sagen, zur physikalischen Erklärung gibt es im Netz bestimmt viele Artikel

Du hast als Astrofotografin bestimmt ein paar Bücher über Astronomie zu Hause

Man muß natürlich deutlich unterscheiden zwischen der Sicht mit bloßem Auge oder Teleskop und den fantastischen Astroaufnahmen. Der Laie ist meistens sehr enttäuscht wenn er z.B. die Andromedagalaxie im Fernrohr beobachtet und vorher nur die Astrofotos kannte. Vielleicht ist das bei Deinem Gesprächspartner ähnlich

VG Ludwig

 

 

 

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Am 27.12.2023 um 20:37 schrieb Gabi:

 Mein Gesprächspartner erklärte mir, im All gäbe es nur schwarz und weiß. Und,  dass wir diese Farben sehen würden, läge halt ... an was auch immer. Aber im All gibts keine Farben.

Hallo Gabi,

Man kann darüber diskutieren, ob wir mit den Farben der Nebel übertreiben, denn die sieht unser Auge so gut wie gar nicht. Zumindest nicht das tief rote Leuchten des Wasserstoffs. Da ist unser Auge ziemlich unempfindlich und das Ganze ist im All nicht allzu hell.  Durch einen H-alpha Filter, der genau nur dieses dominante rote Licht durchlässt) können wir im hellsten Sonnenschein schon etwas sehen.... aber mehr nicht.
Durch ein sehr lichtstarkes Teleskop (F/4 oder weniger) kann man z.b. am sehr hellen Orion Nebel gerade mal ein schwaches rosa leuchten am Rand sehen, mehr aber auch nicht.

Unsere Kameras haben auch einen Filter davor, der gerade mal 1/3 dieses Licht nur noch zum Sensor durchlässt. Bei hellen Nebel ist das aber auch genug, und wenn man das ganze verstärkt, bekommt man diese schönen bunten Bilder. Der eine mag es bunter, der andere dezenter. Aber die Farben sind da.
Betrachten wir das Leuchten des Sauerstoffs, das im blaugrünen liegt. Diese Wellenlänge (um die 500 nm) sieht unser Auge recht gut, aber insgesamt ist das üblicherweise noch viel schwächer als der allgegenwärtige Wasserstoff.  Dazu kommt aber leider, dass blaues Licht besonders gut in der Luft gestreut wird, weshalb wir ja einen blauen Himmel haben. Da mindert dann zusätzlich die Helligkeit dieses Lichts. Beim zwar kleinen, aber sehr hellen Ringnebel sehe ich als ungeübter Beobachter ein kleinen "Rauchkringel" .

Visuelle Beobachter können da aber ein Filter verwenden, dass dann auch nur eher diese Wellenlängen durchlässt. Der "sonstige" Himmel wird dann sehr dunkel und man sieht diese Nebel besser.  Aber Beobachten will auch gelernt sein... 

Bei den Sternen gibt es auf jeden Fall Farben: Sie zeigen die Oberflächentemperaturen an: Rot  - kalt (<3500 Grad), gelb (unsere Sonne mit um die 5800 Grad) und dann wird es immer weißer bis blau: bis zu 120.000 Grad. 

Kürzlich hat die GAIA Mission diese Farben der Sterne genau vermessen. Es ist heute ein leichtes, anhand dieser Daten, die Farben seiner Bilder der Realität anzupassen.
Was ambitionierter Hobbyastrofotografen machen.

Kürzlich hatte ich mal diesen blau/gelben Doppelstern gezeigt - das sieht man auch selbst im Fernrohr, oder auf einem Foto. Das darf natürlich nicht überbelichtet sein.

Auch der Mond hat "Farben": Es sind die Mineralien, die das an sich weiße Sonnenlicht zurückwerfen. Aber das ganz ist sehr, sehr schwach und wir haben da jede Menge Farbstich durch unsere Atmosphäre.  Würde man da einfach die Farben verstärken, verstärkt man nur den Farbstich. Erwischt man aber gute Bedingungen (um den Vollmond, möglichste hoch am Himmel und trocken Luft) und kompensiert man den Farbstich der Atmosphäre, dann kann man diesen "bunten Mond" zeigen.

Die großen Planeten sind ja auch nicht weiß. Manch einer ist orange, manch einer grünblau.

Für wissenschaftliche Zwecke, um Kontraste zu erhöhen, bedient man sich meist der Falschfarben Darstellung. Man weist also Wellenlängen einer der Farben zu, die wir sehen können: Bekanntestes Beispiel ist die "Hubble Palette": Wer Nebel fotografiert, setzt dazu üblicherweise Filter ein, die nur Sauerstoff (Blaugrün) Wasserstoff (tief rot - IR) und Schwefel (noch tiefer rot - im IR) und mischt die wie folgt: Schwefel: rot Wasserstoff: grün und Sauerstoff blau. 

Das, was wir sehen können ist, halt nur ein kleiner Teil der Wellenlängen und so kann man natürlich auch für uns unsichtbares UV, IR, Mikrowellen, Radiostrahlung, Gamma und Röntgenstrahlung etc. dann Farben zu ordnen.  Das James-Webb-Teleskop ist überhaupt nur im IR Licht empfindlich. Dennoch werden Bilder gezeigt, die unserem  Empfinden entsprechen.

So gesehen: Mit eigenen Augen ist unser Farbsehen sehr begrenzt und man könnte meinen: Das ist nicht die Realität, was wir an bunten Bildern so zeigen....

Siegfried




 

bearbeitet von iamsiggi
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vor 13 Stunden schrieb iamsiggi:

Hallo Gabi,

Man kann darüber diskutieren, ob wir mit den Farben der Nebel übertreiben, denn die sieht unser Auge so gut wie gar nicht. Zumindest nicht das tief rote leuchten des Wasserstoffs. Da ist unser Auge ziemlich unempfindlich und das Ganze ist im All nicht allzu hell.  Durch einen H-alpha Filter, der genau nur dieses dominante rote Licht durchlässt) können wir im hellsten Sonnenschein schon etwas sehen.... aber mehr nicht.
Durch ein sehr lichtstarkes Teleskop (F/4 oder weniger) kann man z.b. am sehr hellen Orion Nebel gerade mal ein schwaches rosa leuchten am Rand sehen, mehr aber auch nicht.

Unsere Kameras haben auch einen Filter davor, der gerade mal 1/3 dieses Licht nur noch zum Sensor durchlässt. Bei hellen Nebel ist das aber auch genug, und wenn man das ganze verstärkt, bekommt man diese schönen bunten Bilder. Der eine mag es bunter, der andere dezenter. Aber die Farben sind da.
Betrachten wir das Leuchten des Sauerstoffs, das im blaugrünen liegt. Diese Wellenlänge (um die 500 nm) sieht unser Auge recht gut, aber insgesamt ist das üblicherweise noch viel schwächer als der allgegenwärtige Wasserstoff.  Dazu kommt aber leider, dass blaues Licht besonders gut in der Luft gestreut wird, weshalb wir ja einen blauen Himmel haben. Da mindert dann zusätzlich die Helligkeit dieses Lichts. Beim zwar kleinen, aber sehr hellen Ringnebel sehe ich als ungeübter Beobachter ein kleinen "Rauchkringel" .

Visuelle Beobachter können da aber ein Filter verwenden, dass dann auch nur eher diese Wellenlängen durchlässt. Der "sonstige" Himmel wird dann sehr dunkel und man sieht diese Nebel besser.  Aber Beobachten will auch gelernt sein... 

Bei den Sternen gibt es auf jeden Fall Farben: Sie zeigen die Oberflächentemperaturen an: Rot  - kalt (<3500 Grad), gelb (unsere Sonne mit um die 5800 Grad) und dann wird es immer weißer bis blau: bis zu 120.000 Grad. 

Kürzlich hat die GAIA Mission diese Farben der Sterne genau vermessen. Es ist heute ein leichtes, anhand dieser Daten, die Farben seiner Bilder der Realität anzupassen.
Was ambitionierter Hobbyastrofotografen machen.

Kürzlich hatte ich mal diesen blau/gelben Doppelstern gezeigt - das sieht man auch selbst im Fernrohr, oder auf einem Foto. Das darf natürlich nicht überbelichtet sein.

Auch der Mond hat "Farben": Es sind die Mineralien, die das an sich weiße Sonnenlicht zurückwerfen. Aber das ganz ist sehr, sehr schwach und wir haben da jede Menge Farbstich durch unsere Atmosphäre.  Würde man da einfach die Farben verstärken, verstärkt man nur den Farbstich. Erwischt man aber gute Bedingungen (um den Vollmond, möglichste hoch am Himmel und trocken Luft) und kompensiert man den Farbstich der Atmosphäre, dann kann man diesen "bunten Mond" zeigen.

Die großen Planeten sind ja auch nicht weiß. Manch einer ist orange, manch einer grünblau.

Für wissenschaftliche Zwecke, um Kontraste zu erhöhen, bedient man sich meist der Falschfarben Darstellung. Mein weist also Wellenlängen einer der Farben zu, die wir sehen können: Bekanntestes Beispiel ist die "Hubble Palette": Wer Nebel fotografiert, setzt dazu üblicherweise Filter ein, die nur Sauerstoff (Blaugrün) Wasserstoff (tief rot - IR) und Schwefel (noch tiefer rot - im IR) und mischt die wie folgt: Schwefel: rot Wasserstoff: grün und Sauerstoff blau. 

Das, was wir sehen können ist, halt nur ein kleiner Teil der Wellenlängen und so kann man natürlich auch für uns unsichtbares UV, IR, Mikrowellen, Radiostrahlung, Gamma und Röntgenstrahlung etc. dann Farben zu ordnen.  Das James-Webb-Teleskop ist überhaupt nur im IR Licht empfindlich. Dennoch werden Bilder gezeigt, die unserem  Empfinden entsprechen.

So gesehen: Mit eigenen Augen ist unser Farbsehen sehr begrenzt und man könnte meinen: Das ist nicht die Realität, was wir an bunten Bildern so zeigen....

Siegfried




 

Siegfried, vielen Dank für Deine Mühe und grandiose Antwort auf Anfängerfragen. 

Ich finde dieses Forum und Dein Hilfs-Angebot für Interessierte einfach eine Wucht.

Ganz liebe Grüße

Gabi

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vor 15 Stunden schrieb strauch:

Hallo Gabi,

zunächst einmal: Es gibt keine blödsinnigen Fragen🙂

In meiner Jugend habe ich  mich mit Astronomie beschäftigt (Generation Apollo)

Zum Thema Farben in der Astrofotografie können unsere erfahrenen Fotografen einiges sagen, zur physikalischen Erklärung gibt es im Netz bestimmt viele Artikel

Du hast als Astrofotografin bestimmt ein paar Bücher über Astronomie zu Hause

Man muß natürlich deutlich unterscheiden zwischen der Sicht mit bloßem Auge oder Teleskop und den fantastischen Astroaufnahmen. Der Laie ist meistens sehr enttäuscht wenn er z.B. die Andromedagalaxie im Fernrohr beobachtet und vorher nur die Astrofotos kannte. Vielleicht ist das bei Deinem Gesprächspartner ähnlich

VG Ludwig

 

 

 

Vielen Dank Ludwig. Ich habe ganz frisch mit der Astrofotografie angefangen. Vieles sind für mich noch böhmische Dörfer. Aber ich finde, ich durfte damit ein ganz neues Fass aufmachen, was mich unglaublich fasziniert. Aber weißt Du, was mein astronomisches Wissen anbelangt, da ist noch viel Luft nach oben. 

Mein derzeit beliebtestes astronomisches Buch ist daher eins für Dummies. Es ist eigentlich an Jugendliche gerichtet, die sich für dieses Thema interessieren. Aber ich bin überzeugt, dass mein Büchlein nicht beleidigt ist, wenn es von einem Teenager Spätlese konsumiert wird.

Irgendwann kann ich dann auch bestimmt anspruchsvollere "Erwachsenenliteratur" in diesem Themenbereich lesen und es genießen. Bis dahin hoffe ich, dass Ihr Forenfreunde genügend Geduld mit meinen Fragen habt. 

Grüßle aus dem Schwarzwald

Gabi

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Nur so eine Idee… es gibt keine Farben, nur Licht mit unterschiedlichen Wellenlängen. Unsere Augen und unser Gehirn machen da dann Farben draus. Ich habe mich schon als Kind gefragt ob z.B. rot für alle gleich aussieht, also wenn 2 Personen etwas gleichzeitig betrachten ob sie dann auch wirklich das gleiche sehen oder es einfach gelernt ist dass das Objekt rot ist. Farbe also nur Interpretation ist.

Allerdings passt diese Theorie nicht zu der Aussage dass es im All nur Schwarz und Weiß gäbe. Was ich aber für Blödsinn halte.

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Eigentlich hat Siggi alles erklärt. Von mir noch folgendes:

Astronomische Objekte sind lichtschwach. Das Farbsehen unseres Auges findet mit den Zäpfchen in der Netzhaut statt, die sind bei solchen Leuchtdichten unempfindlich.  Die sehr lichtempfindlichen Stäbchen sind farbenblind, deshalb sind des Nachts alle Katzen grau ...und alle Gasnebel auch. Aber natürlich gibt es die Farben, auch wenn wir sie nicht wahrnehmen können.  Unsere Kameras addieren die Photonen über längere Zeit, damit sind sie nicht farbenblind.

Aber vielleicht hat Dein Bekannter das auch mit dem Schall verwechselt, den gibt es wirklich nicht im All ... 🙂

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Am 28.12.2023 um 14:27 schrieb uncas:

Aber vielleicht hat Dein Bekannter das auch mit dem Schall verwechselt, den gibt es wirklich nicht im All ... 🙂

Das wäre mal eine Variante !!! Die leuchtet sogar mir ein - kicher.😁

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