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Ich habe die Tage eine interessante Diskussion über das Thema Bildbearbeitung geführt. Diese möchte ich zum Anlass nehmen, um mich einmal ausführlicher dazu zu äußern und um anschließend gerne auch mit Euch darüber zu diskutieren.

„Dummerweise“ ist der Text ziemlich lang geworden. Mein Plädoyer für die Bildbearbeitung bzw. warum diese bei mir bis hin zum Composing ein wichtiger Bestandteil meines kreativen Prozesses ist (Kurzform: meine finalen Bilder sind das Ergebnis einer visuellen Idee in meinem Kopf) lest Ihr bei Interesse daher ausführlich hier:
https://rohnfelder.de/bildbearbeitung/

Wie steht Ihr dazu?

Post_Bildbearbeitung.jpg

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https://www.oly-forum.com/topic/33230-bildbearbeitung-und-composing-segen-oder-teufelswerk/
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Ich sehe es grundsätzlich genauso. Sehr viele (die meisten?) Bilder, die aus einer handelsüblichen Digitalkamera kommen, sollten mMn nachbearbeitet werden. Ob sich das auf minimale (Tonwerte, Beschnitt, entrauschen), oder weitergehende (Partielle Bearbeitung, Farbkorrekturen, unerwünschte Bildteile wegstempeln etc.) Korrekturen handelt, ist dabei egal. Das würde ich auch nicht explizit dabei schreiben.

Der Austausch von ganzen Bildbereichen, z.B, der berühmt/berüchtigte Austauschhimmel, ist für mich eher grenzwertig. Und ich würde es auf jeden Fall dabei schreiben. 

HG

Martin

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Eine Bearbeitung, wie Du sie oben in der finalen visuellen Idee zeigst, finde ich absolut in Ordnung, ist in vielen meiner Bilder eigentlich gang und gäbe, da ich auf dem Standpunkt stehe, die moderne Fotografie mit den heutigen technischen Möglichkeiten endet nicht mit der Erfassung des Bildes in der Kamera, sondern - quasi als verlängerte Werkbank - kann sich auch durchaus noch die weitere Bearbeitung am PC anschließen.

vor 13 Minuten schrieb Martin Groth:

Der Austausch von ganzen Bildbereichen, z.B, der berühmt/berüchtigte Austauschhimmel, ist für mich eher grenzwertig. Und ich würde es auf jeden Fall dabei schreiben. 

Vollkommen d'accord!

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Technische Bildbearbeitung und Composing sind imho zwei völlig unterschiedliche Dinge. Letztendlich liegt aber das finale Werk in völlig freier Hand des Fotografen(Künstlers)

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vor 50 Minuten schrieb Peter F.:

Eine Bearbeitung, wie Du sie oben in der finalen visuellen Idee zeigst, finde ich absolut in Ordnung, ist in vielen meiner Bilder eigentlich gang und gäbe, da ich auf dem Standpunkt stehe, die moderne Fotografie mit den heutigen technischen Möglichkeiten endet nicht mit der Erfassung des Bildes in der Kamera, sondern - quasi als verlängerte Werkbank - kann sich auch durchaus noch die weitere Bearbeitung am PC anschließen.

Danke und ja, genauso sehe ich es auch. Wir haben diese tollen Möglichkeiten unsere Bilder Realität werden zu lassen, warum dürfen wir sie dann (es gibt ja durchaus diese Meinungen) nicht nutzen. Nutzen und dann eben kennzeichnen.

vor 20 Minuten schrieb Axel.F.:

Technische Bildbearbeitung und Composing sind imho zwei völlig unterschiedliche Dinge. Letztendlich liegt aber das finale Werk in völlig freier Hand des Fotografen(Künstlers)

Grundsätzlich schon, wobei die Grenzen aus meiner Sicht ein wenig verschwimmen. Für meine oben zu sehende finale Bildbearbeitung habe ich das ursprüngliche Bild mehrfach dupliziert, (teilweise partiell) bearbeitet und die unterschiedlichen Ebenen dann gemischt. Sogar zwei Farbverlaufsebenen sind dabei. Also schon etwas mehr als die normale Bildbearbeitung, aber kein Composing im Sinne von dem Zusammensetzen mehrerer Bilder. Daher habe ich mir erlaubt, die Begriffe etwas schwammig zu benutzen.

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zufälligerweise bin ich heute über folgenden Artikel gestoßen

https://futurezone.at/produkte/smartphone-kamera-foto-video-qualitaet-das-wichtigste-optik-linse-sensor-software-zeiss-vivo-x80-pro/402062152

Nicht ganz zu vernachlässigen der Absatz mit Zusammenspiel zwischen Optik - Sensor - Software.

Dabei geht klar hervor, dass die Software bzw. Entwicklung des Bildes einen ebenso großen Einfluss auf das Ergebnis hat wie das Objektiv bzw. der Sensor.

Habs nur nicht geteilt, da sich der Artikel hauptsächlich auf die Smartphone-Kamera bezieht.

 

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Das Thema ist deshalb so schwierig, weil es so viele unterschiedliche Ansätze in der Fotografie und der weiterführenden fotorealistischen Bearbeitung von Bildern bis hin zu Composing oder sogar reiner Generierung mit KI gibt. Die Bearbeitung muss zur Intention und zum Verwendungszweck passen.
Deswegen finde ich es gut, wenn im Zweifelsfall z.B. darauf hingewiesen wird, dass der Himmel ausgetauscht wurde. Meist sieht man das aber auch ohne Hinweis 😉 

Wenn ich die Fress- oder Paarungs-Gewohnheitten von Unterwasser-Schnecken in Rinca dokumentiere oder das Vorkommen von Pflanzen auf Höhen von 2000 Metern, die es da oben bisher nicht gab, dann darf an dem Bild nichts wesentliches verändert oder verfälscht werden. Es darf aber sehr wohl beschnitten und korrigiert werden, solange die Bearbeitung dazu führt, dass man das was man dokumentieren will auf dem Bild noch besser sehen/erkennen kann.

Mache ich an der selben Location ein sensationelles Foto von zwei sich paarenden Nacktschnecken, die sich einen Blauring-Oktopus  als Hochzeitsbett ausgesucht haben, deren Art aber gut erforscht ist, dann werde ich bei diesem Bild alles Störende raus retuschieren, ggf. selektiv von Hand nachbelichten oder abdunkeln, selektiv ein bisserl verformen, den Bildausschnitt perfekt wählen, die Farben nicht unbedingt realistisch aber glaubhaft und "schön" hintrimmen ... sprich alles tun, damit das Foto bei den üblichen Regeln einen Wettbewerb gewinnen kann oder auf eine Titelseite kommt.
Digital verschönert ist in meinen Augen bei Naturbildern sehr viel besser als Tiere / Pflanzen vor Ort an eine fotogenere Stelle versetzen oder vor Ort Störendes zu entfernen statt das in der Nachbearbeitung zu tun.
Wenn mir gerade danach ist, mache ich vielleicht auch ein lustiges Composing, bei dem ich die beiden Schnecken auf einen Salatkopf setze und einen lustigen Spruch dazu schreibe.

Wenn ich für ein Modelabel Aufnahmen von einem Kleid mache, dann muss ich bei der Bearbeitung darauf achten, dass das Ergebnis den heutigen Ansprüchen an Ästhetik entspricht - es soll den Eindruck erwecken, dass damit jeder gut aussieht. Außerdem muss ich auf Farbtreue achten. Die Modelle sollen eine gute Haut haben und gesund und glücklich oder cool wirken und die Kleidung darf - egal bei welcher Figur - keine ungewollten Falten, Beulen ... haben - es muss so wirken, als ob alles perfekt sitzt. Vieles davon kann man bei entsprechender Sorgfalt vor Ort sicher stellen (Visagisten, Klammern und Tackern der Kleidung, Assistenz die auf Faltenwurf und Lippenstift an den Zähnen achtet, ...) aber eben leider nicht immer alles.
Fotografiere ich das gleiche Kleidungsstück an meiner Freundin im Urlaub, dann korrigiere ich i.a. nur Belichtung und Bildausschnitt, wenn ich Zeit und Lust habe oder weiß dass ihr das wichtig ist, dann mogle ich vielleicht auch ein paar Kilo weg und entferne einen Pickel oder Sonnenbrand.
Fotografiere ich das Kleid an einem meiner Recover Your Smile Modelle (oder einer anderen "Kunden"), dann richtet sich die Bearbeitung nach deren Wünschen, z.B.  mach mich schlanker, mach mich weniger schlank, mach dass ich gesund aussehe, mach dass ich jünger aussehe, mach dass ich mich schöner finde .... Bei solchen Fotos will ich dass die Bilder gefallen und die Leute sich darüber freuen, dass sie darauf gut aussehen.
Fotografiere ich das selbe Kleidungsstück an einem meiner Models im Studio oder on Location, dann habe ich i.a. schon vorher eine Bildidee im Kopf. Die Bearbeitung ist dann zwar fotorealistisch, hat aber oft nicht mehr viel mit der Realität zu tun, sprich der HG wird ausgetauscht, ich ändere Farben, Formen, spiele mit Überlagerungen und anderen Effekten etc.
Momentan probiere ich mit Midjourney passende Hintergründe für meine Studiofotos zu rendern - eine ebenso spannende wie erschreckende Sache.

Bei meinen Landschafts- und Urlaubsbildern bearbeite ich meist nach dem Pipi Langstrumpf-Prinzip: Es muss mir gefallen und darf im Zweifelsfall so aussehen, wie ich mir das dort vorgestellt hatte 😉

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Ein Thema was zunächst jede Diskussion entbehrt - es ist schlicht völlig egal auf welchem Weg ein fotografisches Endprodukt entsteht - es ist immer Ausdruck einer persönlichen Sicht und nicht die 1:1 Wiederspiegelung der Realität. Wenn einige Themenbereiche bei einer Veröffentlichung darauf bestehen einen softwaremäßigen Eingriff zu benennen bzw. gänzlich zu unterlassen - dann sollte man sich einfach daran halten. Dazu gehört auf jeden Fall der Bereich der dokumentarischen Fotografie, genau so wie einige Bereiche der Naturfotografie - im letzteren sind es selbst auferlegte Normen dieser Gruppe von Fotografen. 

Zitat aus deinem Artikel :  "Daher ist aus meiner Sicht eine Standardbearbeitung mit den grundlegenden Parametern Kontrast, Dynamik, Belichtung, Weißabgleich, Schärfe etc. eine absolute Pflicht in der Fotografie". Wenn du das nur auf dich bezogen hast - dann berücksichtige die nächste Einlassung nicht.

Es ist mit den modernen Kameras durchaus möglich auf eine Standartbearbeitung in der Post zu verzichten. In vielen Themenbereichen, mit der richtige Wahl der Jpeg Einstellungen und evtl. auch interner Profile, ist das durchaus machbar (natürlich könnte man das auch unter Standartbearbeitung subsumieren). Das setzt natürlich gründliches und überlegtes Arbeiten am Aufnahmeort voraus - viele haben dies nicht erlernt und sind der Auffassung, mache ich später - womit wir beim Thema sind. 

Du hast mit dem Sonnenuntergang (ist es einer ?) ein schönes Beispiel gewählt. Deine Standartbearbeitung wird in den "sozialen Medien" kaum Anerkennung finden, deine Idee der finalen Version schon eher, da sie dem Mainstream entspricht. Für viele - so auch für mich - wurde da im Bereich des Himmels zu sehr an den Reglern gedreht. 

In diesem Zusammenhang stellt sich dann die Frage - wie beeinflussen die verschiedenen Medien unsere fotografische Sichtweise - ist diese Beeinflussung angebracht ? Das muss jeder für sich beantworten - genau wie den Grad einer Bildbearbeitung bis hin zum Composing. 

 

bearbeitet von JUBFOTO

@JUBFOTO danke für Deine ausführliche Antwort. 

Eigentlich sollte das Thema tatsächlich jeder Diskussion entbehren. Ist aber nicht so wie ich kurz in meiner Einleitung geschrieben habe, daher habe ich diese meine Zeilen verfasst. 

Das mit der Standardbearbeitung bezieht sich auf RAW Dateien (ich selber nehme nur RAW und keine JPG auf), bei JPG hast Du Recht wobei Du diese Bearbeitungen dann ja eigentlich bereits in der Kamera vornimmst. Ist ein bisschen so wie Live Composite. Dabei entsteht auch nur ein RAW und kann somit als "single shot" gelten, aber am Ende ist es auch nur ein Composing von mehreren Dateien. Halt intern und nicht extern.

Zu meinem Bild. Der Himmel ist grds. tatsächlich arg überdreht. Das liegt aber nicht daran, dass ich gerne tolle warme Sonnenuntergänge für Social Media produziere (ganz das Gegenteil ist der Fall), sondern dass ich mich bei der Bearbeitung von diesem Plakat habe inspirieren lassen: 

89032-westworld_poster.jpg

Mein aktuelles Projekt heißt "Extraterra" und ich bin auf der Suche nach außerirdischen Motiven. Insofern erlaube ich mir auch freie außerirdische Bearbeitungen und versuche mich in diesem Fall gar nicht an einem realen Bild. 

Trotzdem finde ich diese Deine Aussage sehr spannend: "In diesem Zusammenhang stellt sich dann die Frage - wie beeinflussen die verschiedenen Medien unsere fotografische Sichtweise - ist diese Beeinflussung angebracht". Es ist ja in der Tat so, dass sich die Bildsprachen mit der Zeit immer wieder ändern bzw. das heute sehr schnell sichtbar wird, weil jeder den gleichen Filter über seine Bilder jagd. Daran ist ja erst einmal auch nichts verwerfliches bzw. muss das jeder für sich entscheiden. Ich persönlich fahre meinen Stil und interessiere mich nicht für Social Media Likes, trotzdem muss ich mich aber natürlich auch schon ein wenig der aktuellen Bildsprache anpassen. Sonst werden meine Bilder irgendwann nicht mehr gedruckt und meine Vorträge werden nicht mehr besucht. Aber jeweils mit meiner eigenen Interpretation der Bildsprache, welche ja aber natürlich nicht nur von Instagram Filtern, sondern sehr viel auch durch die aktuelle Bildsprache in Werbung, TV und Kino beeinflusst wird.

Spannender finde ich in diesem Zusammenhang, gibt es auch den umgekehrten Weg, also beeinflussen Instagram Filter die Bildsprache von Netflix & Co. Wahrscheinlich ja.

Womit wir wieder beim Anfangsthema sind. Wie viel Bildbearbeitung ist erlaubt und sollte gekennzeichnet werden? Wie schon von einigen Vorrednern auch geschrieben hängt das sicher auch viel vom Zweck und der Verwendung der Bilder ab. Wobei wahrscheinlich aber auch das irgendwann gar nicht mehr die Frage sein wird, wenn ein Großteil der Fotos auf Knopfdruck nach Wunsch durch KI entsteht. Dann heißt es nicht mehr Malen mit Licht, sondern Malen mit Zahlen, also Nullen und Einsen 🙂

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Die Frage nach den Grenzen und der Berechtigung von Bildbearbeitung ist tatsächliche eine, die mich seit meinem Wechsel zur digitalen Fotografie umtreibt. Davor schien sie nicht so wesentlich, konnte doch der Eindruck gewonnen werden mit dem Negativ oder Dia so etwas wie ein Original zu besitzen. Jedwede Form der Bildbearbeitung war deutlich aufwendiger und erforderte neben technischer Ausrüstung auch viel handwerkliche Sachkenntnis.

Um es kurz machen: Ich sehe mich heute als Lichtbildner, also Künstler.
Und in der Kunst ist alles erlaubt was dem Werk zuträglich ist. Und ich nutze alles, was Photoshop und Co hergeben: Das Bild ist das Ziel, die Story, die Aussage, die Emotion.
Oder um frei mit van Gogh zu sprechen: Die Wirklichkeit durch den Kopf des Künstlers auf die Leinwand zu bringen.

Davon abzugrenzen sind nur die wissenschaftliche Fotografie (hier muss jede Änderung eines Pixels dokumentiert werden, wer weiß, vielleicht retuschiert man gerade ein Aliensignal in der Aufnahme von Galaxien!) und die dokumentarische Fotografie, also Fotojournalismus (die Diskussionen hierüber sind inzwischen legendär).

Richtig spannend wird es allerdings im Umfeld neuer technischer Entwicklungen und dem Einsatz von KI. Hier sehe ich alsbald alle Fotohandwerker die Segel streichen: Alles was sie sich aneigneten, was sie mit viel Fleiß und Liebe schufen, wird morgen auf Knopfdruck fertig sein. Und Bracketing und Stacking (und was immer noch kommen wird) ufern Möglichkeiten aus und werden das gewohnte Sehen hinter sich lassen. Und mehr denn je wird von einem Fotografen (und Künstler) das Andere, das Ungewohnte, das Neue gefordert werden:
Der andere Blick!

Bildbearbeitung und die Diskussion darüber werden schon morgen dem Gestern angehören.

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vor 17 Minuten schrieb RavenPic:

Um es kurz machen: Ich sehe mich heute als Lichtbildner, also Künstler.

Bildbearbeitung und die Diskussion darüber werden schon morgen dem Gestern angehören.

Genau darüber habe ich die Tage auch nachgedacht, die Fotografie wird mehr und mehr zu Digital Art. Hat ja auch Vorteile, um Belichtung, Schärfe etc. kümmert sich die KI, ich kann mich voll auf die Bildidee konzentrieren. Ich persönlich denke, dass das gar nicht so verkehrt ist, da trennt sich wieder mehr die Spreu vom Weizen. Für ein gutes Bild reicht dann kein IG Filter mehr, sondern die neuen Möglichkeiten müssen aktiv genutzt werden bzw. bietet die aktive Nutzung die Möglichkeit, ganz neue Bildsprachen und Motive zu entwickeln.

Noch weiter gedacht wird irgendwann sicher unser ganzer Planet digital aufbereitet sein, so dass ich mir von zu Hause aus jeden Ort quasi in voller Realität anschauen (und per "Screenshot") ein Foto machen kann. 

Spannend wird es dann sein, digitale Inhalte, Bilder, Landschaften, Orte für das Metaverse zu gestalten. Dort wird sich meiner Meinung nach in gar nicht so ferner Zukunft ein Großteil der Menschheit hauptsächlich aufhalten. Die analoge, echte Welt wird immer uninteressanter und damit auch Fotos von dieser echten Welt.

Aber ich glaube, wir schweifen ein wenig ab 🙂

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Für den Einfluß der Technik auf die Kunst gibt es einen geschichtlichen Vergleich: Ende des 19. Jahrhunderts stellte die aufkommende Fotografie die bildende Kunst in Frage. Im Ergebnis entwickelten sich mit dem Impressionismus, und erst Recht mit dem Expressionismus, neue Formen, die das subjektive Erleben des Künstlers in den Vordergrund rückten.

Heute passiert Vergleichbares mit der Digitaltechnik und der Fotografie. Und wieder würde ich sagen: Es ist die emotionale Sicht des Menschen auf einen Aspekt der Wirklichkeit, welches den Reiz und die Anteilnahme an den geschaffenen Werken ausmacht.

vor 25 Minuten schrieb adrianrohnfelder:

Noch weiter gedacht wird irgendwann sicher unser ganzer Planet digital aufbereitet sein, so dass ich mir von zu Hause aus jeden Ort quasi in voller Realität anschauen (und per "Screenshot") ein Foto machen kann.

Eine gar nicht so abwegige Vorstellung, gemessen an den technischen Optionen.

Obwohl, Dein letzter Absatz hat doch etwas sehr dystopisches ...

vor 6 Minuten schrieb RavenPic:

Obwohl, Dein letzter Absatz hat doch etwas sehr dystopisches ...

Das stimmt, ich würde allerdings tatsächlich nicht ausschließen, dass wir uns in die Richtung entwickeln. Aber wer hätte vor 50 Jahren auch nur im Ansatz ahnen können, wie die Welt heute ausschaut. Insofern Glaskugel und zu viele SciFi Filme geschaut 🤪

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vor 15 Minuten schrieb RavenPic:

Es ist die emotionale Sicht des Menschen auf einen Aspekt der Wirklichkeit, welches den Reiz und die Anteilnahme an den geschaffenen Werken ausmacht.

Heute vielleicht sogar mehr denn je in einer Welt, die vielen zu groß und zu komplex geworden ist. Je mehr diese Emotionalität Sicherheit, Geborgenheit und heile Welt vermittelt, desto mehr spricht sie die Menschen an. 

Ich sehe das ja ganz einfach schon an meinen Bildern. Vulkane sprechen eher Ängste denn die genannte Geborgenheit an, ganz im Gegensatz zu ruhigen Sonnenuntergängen am Strand. Insofern wird das allerbeste und gewaltigste Vulkanfoto niemals so viele Menschen erreichen wie das einfachst geknipste abendliche Strandbild.

vor 2 Minuten schrieb adrianrohnfelder:

Vulkane sprechen eher Ängste denn die genannte Geborgenheit an

Ja nun, es gibt solche und solche. Als Chemiker stehe ich der Geologie durchaus sehr nahe und ich finde die Macht und das Veränderungspotential unglaublich faszinierend. Gute Fotos - und eben auch emotionale Fotos! - sind für mich vor allen nur schön. Es betrübt mich, dass ich die geologischen Zeiträume nicht erleben kann und mich mit diesen Wimpernschlägen der Natur zufrieden geben muss. Aber das ist nur eine sehr persönliche Sicht.

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Dieses Bild ist realistisch so fotografiert, Rosenblätter, Zahlen und Uhr sind Arrangements. Trotzdem wurde das Bild im Photoshop bearbeitet: Die Wegretusche der Schnittkanten von den Zahlen und die darunterliegenden Schatten:

PB020029.jpg

Meine Bildidee war so, dass ich das Bild "Time goes by" nenne (Zeit vergeht).

Wie weit man bearbeitet liegt auch daran, wie das Bild im Kopf entsteht. Bin kein Freund von Himmeltauscher, Landschaftsfoto nehme ich meist so wie ich sie sehe. Nur werden Wolkenstrukturen verstärkt beziehungsweise die Farben nach meinem Geschmack angepasst. Dieses hier war der Schmetterling ziemlich dunkel und per LR-Maske aufgehellt. Der Himmel war im Original fast weiß und konnte noch farblich mittels Anti-Dunstregler und Sättigung anheben (kein Himmeltausch!):

F7010123.jpg

 

Dieses hier ist Composition:

raven-2.jpg

Krähen sind im Photoshop hinzugefügt. Erlaubt ist was Spaß macht und gefällt.

Auch eine weitere aufgedrehte Spielerei mit Photoshop. Nelke und Photoshop-Plugin (Flood):

D2140009-4-2-3.jpg

 

Hier war Arrangement und dann Photoshop:

F3210039.jpg

Erlaubt ist, was gefällt:

foto.jpg

 

Bei Naturbilder sollte man diese auch so wie fotografiert und gesehen belassen, außer Kontrast, Beschnitt und Entrauschung sowie Schärfung

 

bearbeitet von pit-photography
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vor 27 Minuten schrieb pit-photography:

Bei Naturbilder sollte man diese auch so wie fotografiert und gesehen belassen, außer Kontrast, Beschnitt und Entrauschung sowie Schärfung

Das finde ich für "konventionelle" Bildbearbeitung zu einschränkend: Objektivkorrektur, Perspektivkorrektur, Aufhellen und Abdunkeln, Sättigung und Farbkalibrierung wären beispielsweise für mich auch noch dabei, nicht nur bei Naturbildern.

Aus meiner Sicht stehen wir gerade an einem fotografischen Scheideweg, in der einen Richtung mit Unterstützung von maschinellem Lernen zB. beim Schärfen mit Hilfe von Algorithmen Details ins Bild einfügen, die noch nicht mal auf dem Sensor waren. Genau wie das und Fotomontagen stufe ich auch das Herausretuschieren von Dingen ein, die im endgültigen Bildausschnitt enthalten sind. So lange das alles entsprechend gekennzeichnet wird, zB. als "künstlerische Darstellung", ist das für mich völlig in Ordnung - neue kreative Sachen sind möglich.

Die andere Richtung sehe ich eher als "fotografischer Realismus": was mit konventionellen Methoden machbar ist - ähnlich dem Ansatz, den Du für Naturbilder siehst.

Schwierig ist die Abgrenzung, weil ja schon der Bildausschnitt den Blick einschränkt und den Leuten, die sich das Bild anschauen, den Rest praktisch vorenthält.

E.

vor 38 Minuten schrieb EckyH:

Schwierig ist die Abgrenzung, weil ja schon der Bildausschnitt den Blick einschränkt und den Leuten, die sich das Bild anschauen, den Rest praktisch vorenthält.

Stimmt, so habe ich da noch gar nicht drüber nachgedacht. Aber am Ende ist ja genau das auch schon eine Art von Composing. Gerade für die Reportagefotografie ist das ein interessanter Gedanke. Was nützt das unbearbeitete Bild, wenn es durch den gewählten Ausschnitt eine völlig andere Geschichte erzählt, als sie sich eigentlich zugetragen hat. Oder wenn ich in einer Landschaft ein paar Zweige zur Seite schiebe oder herumliegenden Müll wegräume bevor ich das Bild mache.

Damit schließt sich ja eigentlich der Kreis. Wenn ein Foto gefällt und anspricht, dann ist es eigentlich völlig egal wie es entstanden ist. Am Ende ist es dann wahrscheinlich sogar wirklich egal, ob man Composings entsprechend kennzeichnet oder nicht. Man sollte andersherum dann aber ein solches Bild nicht bewusst als ooc verkaufen, dann ist das ja in der Tat gelogen - wobei das Verwerfliche daran die Lüge und nicht das Composing ist.

vor 4 Minuten schrieb adrianrohnfelder:

Oder wenn ich in einer Landschaft ein paar Zweige zur Seite schiebe oder herumliegenden Müll wegräume bevor ich das Bild mache.

Gegen weggeräumten Müll ist nicht das Geringste einzuwenden. 😉

Andererseits: Wenn wir mal definieren, dass "fotografischer Realismus" ein Abbild der Realität in "struktureller Unversehrtheit" im Belichtungszeitraum ist, dann sind die weggeschobenen Zweige, der weggeräumte Müll, die Verzerrung durch das Objektiv, das Verschwinden von Objekten auf Bildern durch ihre eigene Bewegung (Leute, die bei Langzeitbelichtungen durch das Bild laufen oder Lichter, die ihren "Transport" - siehe Glühwürmchen-Thread - überstrahlen) aus meiner Sicht auch die Realität in diesem Ausschnitt. Fotos wie gestellte Porträts sind für mich in dem Sinne auch Realität.

vor 14 Minuten schrieb adrianrohnfelder:

Am Ende ist es dann wahrscheinlich sogar wirklich egal, ob man Composings entsprechend kennzeichnet oder nicht. Man sollte andersherum dann aber ein solches Bild nicht bewusst als ooc verkaufen, dann ist das ja in der Tat gelogen - wobei das Verwerfliche daran die Lüge und nicht das Composing ist.

Wenn OOC heißt, dass alles, was danach kommt (also auch eine RAW-Entwicklung), schon in die gleiche Kategorie wie "Composing" fällt, wäre das aus meiner Sicht ein wenig kurz gegriffen.

E.

Mir ist nicht ganz klar, warum das Eingangsbeipiel unter "Composing" fällt. Bei meiner Software wäre das eher die typische "Drei-Klick-Lösung" (+Chroma, +Lokaler Kontrast, +Tonwertkorrektur),  und ich würde den geneigten Anfänger bitten, die Regler nicht zu weit aufzuziehen.

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vor 14 Minuten schrieb EckyH:

Fotos wie gestellte Porträts sind für mich in dem Sinne auch Realität.

Aber eben auch nur eine Sichtweise und spezielle Realität. Man sieht einem Foto ja nicht unbedingt an, ob das Porträt so entstanden oder gestellt wurde. Aber das führt glaube ich etwas weit bzw. sind wir uns meine ich ja eh grds. einig 🙂

OOC war etwas zu faul ausgedrückt, sorry 😉

vor 1 Minute schrieb rodinal:

Mir ist nicht ganz klar, warum das Eingangsbeipiel unter "Composing" fällt. Bei meiner Software wäre das eher die typische "Drei-Klick-Lösung" (+Chroma, +Lokaler Kontrast, +Tonwertkorrektur),  und ich würde den geneigten Anfänger bitten, die Regler nicht zu weit aufzuziehen.

Wir hatten das ja etwas weiter oben schon diskutiert, dass die Grenzen zwischen Bearbeitung und Composing aus meiner Sicht verschwimmen. Ich zitiere mich selbst "Für meine oben zu sehende finale Bildbearbeitung habe ich das ursprüngliche Bild mehrfach dupliziert, (teilweise partiell) bearbeitet und die unterschiedlichen Ebenen dann gemischt. Sogar zwei Farbverlaufsebenen sind dabei. Also schon etwas mehr als die normale Bildbearbeitung, aber kein Composing im Sinne von dem Zusammensetzen mehrerer Bilder."

Wobei ich das Bild ja auch konkret gar nicht als Composing bezeichnet habe, daher auch der Begriff "visuelle Idee". Ich hatte kurz vor dem Schreiben meines Textes nur gerade genau dieses Bild bearbeitet bzw. bewusst übertrieben bearbeitet (btw: zu dem geneigten Anfänger und dem Regler 😉 bitte mal kurz oben meinen Post mit dem Westworld Plakat lesen. Da habe ich konkret erklärt, warum ich den Himmel bewusst so übertrieben dargestellt habe) und daher als Bild für den Artikel gewählt.

Eindeutige Composings wären natürlich so etwas:

_USO0011-5-Westworld.jpg

_USO0072-6_Composing3.jpg

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