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Ignoriert

Tontechnik bei Videoaufnahmen


Gast

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Es tauchten in einem anderen Diskussionsfaden diverse Fragen und Aussagen zum Thema Videoton auf und es ging unter anderen auch um die Frage, ob ein zusätzlicher Olympus Recorder, auf die Kamera montiert, bessere Aufnahmequalität bringe, weil der Mikrofoneingang für externe Mikrofone in Kameras ungeeignet sei für Tonaufnahmen.

Ich habe meine Entgegnung im anderen Faden mal hier hinkopiert und dann ein „wenig“ ergänzt.

 

Zu meiner Person: ich bin hauptberuflicher Tontechniker seit 30 Jahren und betreue von Livekonzerten von 150-30‘000 Zuschauer über Kongresstechnik bis zu Radio- und Fernsehshows so ziemlich alles was mit Ton zu tun hat, ebenso Studioaufnahmen, bilde Azubis aus, mache Akustikplanungen und unterstütze mit meinem Know-How noch diverse Forschungsprojekte der Universität Zürich in Forschungscamps in Asien und Afrika. Aus Ausgleich fange ich Bilder ein, mit meinen Kameras, über und unter Wasser.

 

So hier also der angedrohte Roman: (viel Spass für die die Spass haben und den anderen wünsche ich ein friedliches Feierabendbier oder eine gute Fotosession😉)

 

1. zur Synchronisierung zwischen Videobild und Ton bei angekoppeltem Olympus Recorder : ich habe gerade das Manual der EM5 III studiert und dort steht, das der Start und Stop der Videoaufnahme auch den Recorder startet und stoppt. Ob das framegenau geschieht, steht dort aber nicht. Der Hinweis dass die Tastentöne als Klappenton genutzt werden können, lässt aber darauf schliessen, dass es nicht framegenau geschieht. Das heisst beim Schnitt muss manuell synchronisiert werden und sowieso muss die Audioaufnahme als separate Spur angelegt werden. Das ist für den Laien eventuell ein wenig Überforderung. Man könnte jetzt sagen: ok, wenn ich dafür eine bessere Audioqualität erreiche, mache ich den Zusatzaufwand und fuchse mich in den Arbeitsablauf ein.

damit kommen wir zu Punkt 2: Welcher Marketingverantwortlicher hat dir eingeflüstert, dass Mikrofoneingänge von Kameras ungeeignet sind? Denkst du wirklich der Mikrofoneingang für externe Mikrofone des 300€ Olympus Recorder ist besser als der Mikrofoneingang für externe Mikrofone an deiner EM5 III Kamera? Hmmm...

Moderne Mikrofoneingänge in der Preisklasse wie sie in Consumergeräten verbaut werden, sind ausnahmslos günstige, integrierte Schaltungen, die alle in etwa die gleichen Klangqualitäten aufweisen, nennen wir sie Kit Objektive. Ich bin von Beruf Tontechniker und glaube mir: ich habe in meinem Job wirklich schon Alle +1 dieser Geräte in der Hand gehabt und du wirst bei einem Blindtest auch mit einem geschulten Ohr nicht sagen können, welches Gerät welches ist, du hörst höchstens bei sehr guten Lautsprechern einen wahrnehmbaren Unterschied beim Direktvergleich.

Ein wirklich guter Mikrofonvorverstärker (Mikrofoneingang) den wir Profis benutzen fängt in der Preisklasse EM10 III an, darum kostet ein grosses Profi- Mischpult auch so viel wie ein Mittelklassewagen aufwärts.

 

3. Was bringt der zusätzliche Recorder? Da die eingebauten Mikrofone des Recorders mechanisch vom Kameragehäuse entkoppelt sind, hörst die die Vibrationen und Klappergeräusche der Kamera wohl leiser und zweifellos klingen die grösseren Membranen der Mikrofone des Recorders besser als die Minimikrofone die ins Kameragehäuse eingelassen sind, vor allem in den tiefen Frequenzen.

 Also Punkt für den Recorder. 

Nur, stell dir vor du musst in einem halligen Raum ein Interview machen und du filmst in in einem Abstand von 2-3m und nimmst den Ton mit deinem Olympus Recorder auf dem Blitzschuh auf: Die Stimmen der Sprecher werden auf der Aufnahme unnatürlich verhallt klingen. Mach eine Aufnahme in gleicher Konstellation bei einer stark befahrenen Strasse: du wirst die Sprecher fast nicht mehr verstehen vor lauter Nebengeräuschen und Lärm. 

Nun mache die gleiche Aufnahmesituation mit einem Stereomikrofon dass direkt in die Kamera eingesteckt ist: oh Wunder, es klingt genau gleich bescheiden wie mit dem Oly Recorder... 

Lösung: 

Alternative 1: du nimmst ein Richtrohrmikrofon , das den Ton stark bündelt richtest es jeweils auf die Person, die gerade spricht (das nennt man im Fachjargon „Angeln“) und die Nebengeräusche werden dadurch stark ausblendet und schon steigt die Qualität signifikant.

Alternative 2: du nimmst zwei Lavaliermikrofone, die du an Kragen der Protagonisten anbringst und steigerst die Qualität gleich noch mal um ein grosses Stück.

 

Situation Naturaufnahmen: du möchtest an einem See mit dem Weitwinkel eine Totale filmen und das klangliche Ambiente mitaufnehmen: 

Alternative 1: nimm die eingebauten Mikrofone und es wird bescheiden klingen, zudem hörst du die Kamerabediengeräusche laut und deutlich und wenn der Wind weht hörst du auf der Aufnahme auch noch laute Windgeräusche.

Alternative 2: Nimm für 300€ den Olympus Recorder, verwende unbedingt den hoffentlich mitgelieferten Windschutz und mache deine Aufnahme. Der Klang wird um einiges besser klingen, das hört auch der Laie sofort. Dafür musst du aber zu Hause die Audiospuren und die Videospur nachsynchronisieren und zusammenfügen und Achtung: unbedingt die Originalaudiospur im Videofile muten (ausblenden) sonst hast du ein Mischmasch aus gutem und schlechtem Sound.

Alternative 3: investiere die 300€ in ein anständiges Stereomikrofon plus Windschutz. Da die 300€ ganz in das Mikrofon investiert werden können (es muss nicht wie beim Olympus Recorder auch noch ein ganzer Recorder mitbezahlt werden), wird das Mikrofon sehr wahrscheinlich besser klingen als die Mikrofone im Oly Recorder - you get what you pay for...

Diesen Unterschied wird ev. der unbedarfte Laie nicht mehr so stark wahrnehmen, aber der Unterschied ist hörbar. Da wir davon ausgehen können, dass der oben erwähnte Mikrofoneingang bei der Kamera ungefähr auf gleichem Niveau ist wie der Eingang des Oly Recorders, werden wir zuhause also einen mindestens gleich guten Sound wahrnehmen, aber durch die bessere Mikrofonqualität wahrscheinlich eine Steigerung erkennen. UND: wir können das Spiel mit nachsynchronisieren und zusammenmischen weglassen, juhu! Denn der Gute Ton ist ja schon im Videofile integriert. Nebenbei muss ein Gerät weniger mit Strom versorgt werden.

 

So, jetzt stehen wir wieder am See, aber diesmal wollen wir ein paar Wildgänse mit dem Teleobjektiv filmen. Näher ran gehen können wir wegen dem See nicht. Wir nehmen wieder eine der drei oben genannten Alternativen und oh Schreck, bei allen drei Aufnahmen sind die Gänse nur sehr leise auf der Aufnahme, da das Stereomikrofon ja quasi wie ein Weitwinkelobjektiv eine Totale aufnimmt.

Alternative 1: die eingebauten Mikrofone der Kamera kann man nicht auswechseln, wir gucken in die Röhre.

Alternative 2: die eingebauten Mikrofone des Oly Recorders lassen sich nicht auswechseln, wir gucken in die Röhre.

Alternative 3: wir wechseln das externe Stereo-Mikrofon gegen ein stark gerichtetes Richtrohrmikrofon (dies ist das Teleobjektiv unter den Mikrofonen) und siehe da: die Nebengeräusche sind viel leiser und die Wildgänse viel lauter und präsenter auf der Aufnahme.

 

Fazit: ein Mikrofon kann grundsätzlich eine gute Klangqualität aufweisen, aber von den Eigenschaften her ungeeignet sein. Fazit 2: es ist komplizierter als es auf den ersten Blick erscheint und man schleppt wieder mehr Equipment das auch noch gekauft werden muss.

Ok, der Profi wie ich, greift in seine Kiste und sucht sich das geeignete Mikrofon für die geforderte Situation heraus (ich besitze über 60 Mikrofone...) der Laie oder ambitionierte Amateur kann und will sich das natürlich nicht leisten.

Dafür gibt es z.B. von Audio Technica das AT8024 Mikrofon für  Video-Amateure ein Mikrofon, das auf den Blitzschuh montiert werden kann und direkt bei der Kamera eingesteckt werden kann und dass, Achtung! 3 Mikrofonkapseln und einen Umschalter eingebaut hat. In Stellung A sind die beiden Stereokapseln für Weitwinkel in Betrieb und auf Stellung B kommt das kurze Mono-Richtrohr, also ein leichtes Tele zum Einsatz.

Ein echt cleveres Biest😉Kostenpunkt: günstiger als der Oly Recorder inkl. Windschutz...

Der Tonprofi vom ZDF oder ORF würde natürlich die Nase aus diversen gerechtfertigten aber auch ein Bisschen aus elitären Gründen rümpfen.

Dies ist dem pragmatischen Amateur aber egal, denn der Klang erreicht vielleicht keine BBC Doku Qualität, aber die wird er beim Bild wohl auch nicht erreichen... Er wird sich aber qualitativ sicher vom ahnungs- und planlosen Hochkant-Handy-Insta-Funfilmer abheben.

 

Apropos Vergleich Mikrofone und Objektive: die meisten werden mir vermutlich zustimmen, dass die Qualität und die Auswahl der geeigneten Linse viel mehr Einfluss auf die Bildqualität haben, als wahrscheinlich die Wahl zwischen der aktuellen Panasonic oder Olympuskamera.

Das gleiche Bild zeigt sich in der Audiotechnik: Mikrofone und Lautsprecher sind sogenannte Klangwandler und wandeln Schallwellen (bewegte Luft) in Elektrizität um oder im Fall des Lautsprechers Elektrizität in Schallwellen um. Dies sind die heikelsten Stellen in einer Signalkette und an diesen beiden Stellen kann man mit relativ wenig Aufwand viel mehr Klangqualität herausholen als im Rest der Signalkette (z.B. Verstärker oder Mikrofonverstärker aka Mikrofoneingang).

 

Wer noch weiterlesen will: jetzt gehts um Musik und Konzertaufnahmen und es wird chaotisch...

 

Situation Konzertaufnahme: du stellst die Kamera beim Mischpult hin (denn da klingt es ja gut...) und pappst den Oly Recorder oben drauf. Ergebnis: es klingt leicht besser als mit den eingebauten Mikrofonen der Kamera, aber irgendwie klingt es bescheiden, dumpf und hallig, man versteht den Text des Sängers nicht und das Publikum ist so laut... Aber beim Mischpult klingt es doch so gut...?

An was liegt das wohl? Dazu müssen wir etwas ausholen in der Physik und der Psychoakustik: 

Physik: beim Mischpult bist du je nach Halle schon recht weit von der Band und den Lautsprecherboxen entfernt und du befindest dich schon in der sogenannten Hallzone, also ausserhalb des Direktschalls. 

Direktschall? Hallzone? Kurz gesagt: die Lautsprecherboxen strahlen den Schall nicht nur gerade nach vorne ab, sondern auch schräg seitwärts und schräg nach oben und unten. (Eigentlich sogar teilweise frequenzabhängig nach hinten, aber das führt jetzt zu weit...). Fazit: wenn du beim Mischpult stehst hörst du z.B. den Sänger nicht nur einmal, sondern x-mal: 1. direkt und gerade aus dem Lautsprecher, dann zeitlich versetzt über Reflexionen über die Decke, dito von den Seitenwänden aber wieder mit einer anderen Laufzeit und so weiter und so fort, sprich es kommen unzählige Reflektionen zeitlich versetzt und in unterschiedlicher Lautstärke bei dir an. Im Extremfall können z.B. in einem Festzelt sogar Reflektionen lauter bei dir ankommen, als der Direktschall.

 

Situation auf der Bühne:

Z.B. Der Gitarrist der auch noch mit seinem Verstärker als zusätzliche Quelle von der Bühne lärmt, mit eigenen Reflexionen vom Gitarrenverstärker, eigenen Laufzeiten usw, das Gleiche Szenario beim Schlagzeuger der auch laut von der Bühne klingt und auch wieder an einer anderen Stelle sitzt und so weiter und so fort. 

Was also bei dir als Zuhörer am Mischpult ankommt ist ein buntes Mischmasch an Direktschall (gut), einzelnen Reflektionen (böse) und einem dichten Cluster an Sekundärreflektionen, dass als Hall wahrgenommen wird (je nach Menge, Qualität und Raumakustik gut bis sehr böse). 

 

Wieso klingt es aber am Mischpult trotzdem im Idealfall gut? Dazu mehr weiter unten. (Ganz am Ende verrate ich euch dann noch, ob ihr euch nicht vielleicht irrt und es vielleicht ein Mythos ist, dass es beim Mischpult am besten klingt...)

 

Um nämlich das Ganze noch konfuser zum machen: Der Sänger der meist vor dem mittigen Schlagzeug steht, hat auch ein Mikrofon und das Schlagzeug ist so laut, dass man es bei einem lauten Schlagzeuger, wenn man mit dem Kopfhörer reinhört, ganz laut auf dem Sängermikrofon hören kann. Da das Mikrofon vom Sänger weiter weg steht vom Schlagzeug, kommt dort der Schlagzeugsound auch wieder verzögert an, wird aber trotzdem auch von den

Lautsprechern übertragen. Und nicht genug: da der Sänger sich kaum hört vor dem lauten Schlagzeug, braucht er vor sich einen Monitor, der seine Stimme verstärkt. Wenn der Monitor genug laut ist, hört man den Sänger natürlich auch wieder in den Schlagzeugmikrofonen... und immer weiter mit dem Spiel, da ja jeder Musiker einen eigenen Monitor hat... Dies nennt man Übersprechen der Mikrofone und ist gerne verantwortlich für Phasenschweinereien wie wir das salopp nennen und endet im Extremfall in undeutlichem und eher dumpfem oder schrillem Sound. Ein gepflegtes Jazztrio ist da natürlich etwas dezenter, die obigen Beispiele sind eher in der Pop- und Rockmusik anzutreffen.

 

Zwischenfazit: wenn ihr das nächste Mal an ein Konzert geht, die Halle eher Schuhkartonformat hat (typische Mehrzweckhalle...) und der Sound nicht so gut ist, denkt mal darüber nach, ob der Tontechniker wirklich alleine Schuld hat am schlechten Ergebnis... Aber das ist ein anderes Thema.

 

So und die Frage, wieso es am Mischpult trotz widriger Umstände (böse Physik) im Idealfall trotzdem für unsere Ohren gut klingt haben wir immer noch nicht geklärt, aber wir kommen der Sache näher, versprochen😉

 

Nochmal kurz Physik: Das Mikrofon das wir mit der Kamera beim Mischpult hinstellen, ist dumm. Ja wirklich es ist ganz einfach dumm, es kann nämlich nicht zwischen Direktschall und bösen Reflektionen unterscheiden. Es nimmt einfach alle Geräusche in ihrer ankommenden Lautstärke und zeitlicher Abfolge auf und verschmelzt das alles zu einem undurchdringlichen Mischmasch.

 

Und jetzt Achtung Trommelwirbel, kommt die Psychoakustik und das menschliche Gehirn aufs Tapet: Unser menschliches Gehirn ist nämlich clever und kann dank der beiden Ohren und der grossen „Rechenkapazität“ die Richtung und die zeitliche Abfolge des gehörten einschätzen und kann dadurch sehr viele (nicht alle) Reflektionen mental ausblenden. Es kann sich sogar an schlechten Sound gewöhnen und für unser Empfinden die guten Eigenschaften in den Vordergrund stellen. Ein Bisschen ähnlich wie wenn wir vor einem sehr gelungenen Foto stehen, dass eine einzigartige Stimmung einfängt, aber total körnig und verrauscht ist. Wir werden trotz dem Qualitätsmakel das Bild als gelungen wahrnehmen.

 

Nun, wie können wir jetzt dem Mikrofon Intelligenz beibringen? Das geht leider (noch) nicht und solange das nicht geht, kann ich beruhigt schlafen, denn solange habe ich als Tontechniker volle Auftragsbücher😉

Die erfahrene Tonperson kann nämlich das passende Mikrofon an der passenden Stelle aufstellen, eventuelle räumliche Distanzen (Laufzeiten) erkennen, die manuell mit entsprechenden Spezialgeräten korrigieren und hat da und dort noch ein paar Tricks auf Lager, die die Physik und die Psychoakustik hergeben.

Zaubern kann er aber nicht und es ist ein ständiger Kompromiss verschiedener teilweise gegensätzlicher Physikgesetzen, künstlerischen Ansprüchen, mitwirkender Künstler die von Physik keine Ahnung haben, aber beratungsresistent sind und dem Architekten, der die Mehrzweckhalle so billig und ungeeignet für akustische Ereignisse geplant hat, weil die Politik sparen wollte und so weiter und so fort😊

 

Als Belohnung für die die sich mit sehr viel Geduld durch diesen unendlichen Roman bis hierher gekämpft haben (hey! Echt chapeau!!!) ein paar Tips für Konzertaufnahmen:

 

  1. steuert die Lautstärke der Aufnahme MANUELL aus, niemals Autolevel (das pegelt die ganze Zeit rauf und runter und zerstört die vom Künstler gewollte Dynamik und regelt sowieso viel zu langsam). 
  2. Steuert die Lautstärke konservativ aus! Das habt ihr gemacht? Gut, jetzt nehmt den Pegel nochmal 10 Dezibel runter, sicher ist sicher. Heutige Recorder können mit der richtigen Menu-Einstellung mit 24Bit aufnehmen. Auch wenn ihr nachträglich den Pegel 20 Dezibel aufholen müsst, ist immer noch kein signifikantes Rauschen zu hören. (Wie Schatten aufhellen beim Bild: Ein 14Bit Raw der Nikon D750 FX Kamera hat mehr Reserven als ein 8Bit JPG der MFT Kamera, Physik halt). Sollte es es trotzdem bei leisen Passagen ganz dezent rauschen, glaubt mir das ist viel angenehmer als die total verzerrten lauten Passagen die ihr euch holt, wenn ihr beim Pegel einstellen unvorsichtig wart. Denn digital verzerrte Musik klingt unerträglich und wie bei komplett ausgebrannten hellen Bildteilen kann auch der Profi die Aufnahme nicht mehr retten. Bei Rauschen hingegen gibts auch ein paar Plugins, die mehr oder weniger helfen, wie bei der Bildbearbeitung.
  3. Gibt es einen zuschaltbaren Limiter (Lautstärkebegrenzer)  dürft ihr den ruhig einschalten. Er sollte aber im Idealfall nicht eingreifen müssen - siehe oben.
  4. Schaltet die Windgeräuschunterdrückung ab, denn das ist nur ein Klangfilter der die tiefen Frequenzen wegfiltert. Hat es Wind, dann benützt ihr besser einen Windschutz für das Mikrofon.
  5. Wenn ihr das Kamerastativ mitten ins Publikum stellt, werden unzählige Leute an das Stativ anstossen und dies ist hörbar auf der Aufnahme, das nennt man Trittschall. Dafür gibt es elastische Mikrofonäufhängungen und noch besser, stellt das Stativ irgendwo hin, wo niemand anstösst.
  6. Nehmt das passende Mikrofon. Ohne nochmal technisch auszuholen: in den meisten Fällen tut es ein Stereomikrofon mit Nierencharackteristik (leichtes Weitwinkel wie 17mm bei MFT) wie es der Oly Recorder eingebaut hat 😉
  7. Macht das Mikrofon hoch über die Köpfe, ok und jetzt noch etwas höher und richtet es auf die Bühne aus und schaut dass es auch für den Rest der Aufnahme auch so bleibt. So habt ihr schon mal weniger Publikumslärm auf der Aufnahme und möglichst viel Direktschall.
  8. Wenn immer irgendwie möglich: GEHT NÄHER RAN! 20-30m und mehr von der Bühne weg: böses Hallfeld, böse Reflektionen. Je nach Bühnenbreite 3-10m von der Bühne weg nimmt schönes Stereobild auf und viel Direktschall,  mit einem Tupfer Hall. Was natürlich leider selten geht, ausser ihr kennt die Band, oder ihr könnt vielleicht mit einer Leiter das Mikrofon hochhängen, damit es nicht das Publikum stört und das Publikum nicht das Mikrofon...
  9. Fragt freundlich und nett den Tonkollegen am Mischpult (früh genug, NICHT 2 Minuten vor Show) ob ihr vielleicht ein Zweites Aufnahmegerät direkt am Pult einstecken dürft, für nachträgliches zusammenmischen in Ruhe zu Hause. Wenn der gute Mann nein sagt, akzeptiert es, sagt danke und geht eures Weges. Sollte er unwirsch reagieren, behaltet im Hinterkopf: vielleicht hatte er schon einen sehr anstrengenden Tag und hat noch eine stressige Show vor sich und muss nach der Show noch die Technik abbauen. 12-16h Arbeitstage sind in unserer Branche keine Seltenheit...
  10. Vergesst Punkt 9, wenn es kein Regionalkonzert ist, internationale Acts werden euch auslachen... kauft euch die Live DVD, die Profis produziert haben oder geniesst einfach das Konzert.
  11. Solltet ihr einen Profi in eurem Bekanntenkreis haben, fragt ihn Löcher in den Bauch und spendiert ihm dabei bitte ein Bier. 😉
  12. Üben, üben, üben, wie beim Fotografieren/Filmen 
  13. Bonustip: wenn ihr nicht aufnehmt und einfach nur das Konzert geniessen wollt: stellt euch nicht beim Mischpult hin, geht weiter nach vorne. Ihr seht dort mehr und der Sound ist besser / direkter. Das Mischpult steht nämlich nicht am besten Platz im Saal, dieser ist dem Publikum vorbehalten und der Mischpultplatz ist eher ein Kompromiss. Wenn es nach dem typischen Manager gehen würde, wäre das Mischpult auf dem Klo platziert, denn dann gäbe es mehr Platz im Saal und es könnten mehr Tickets verkauft werden...
  14. Bonustip 2: Tontechniker sind auch nur Menschen, die sich durchaus mal über ein Lob NACH dem Konzert freuen, währenddessen müssen sie sich konzentrieren, wenn es gut geklungen hat😉

 

So, ich hoffe ein paar von euch haben durchgehalten und ein wenig Spass gehabt. Falls ihr anderer Meinung seid oder etwas ergänzen möchtet:

Feeel free, es ist ja ein Forum hier, keine Einmannshow😉

bearbeitet von Gast
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vor 6 Stunden schrieb Severino:

Bonustip 2: Tontechniker sind auch nur Menschen, die sich durchaus mal über ein Lob NACH dem Konzert freuen, währenddessen müssen sie sich konzentrieren, wenn es gut geklungen hat😉

Kleine Anekdote dazu: Ich bin gelegentlich in einer Eventhalle an der Bergstraße. Der Tontechniker dort gefällt mir sehr gut, da er es eigentlich immer schafft, einen transparenten angenehmen Sound zu mischen, der laut wirkt ohne zu laut zu sein.

Vor einer Weile,  nach einem Randy Hansen-Konzert, habe ich ihn dann gelobt. Reaktion: "Boah, da bin ich aber froh, weil heut musste ich ziemlich laut machen". Deutet auf auf das Auditorium, in etwas gehobenem Altersdurchschnitt: "Die hören doch alle nix mehr" 😉

Ich muss allerdings auch sagen, dass ich schon einige Konzerte erlebt habe, die der Tonmann vergeigt hat. Klassiker ist, wenn die PA schon am Konzertbeginn am Anschlag ist, und dann peu a peu lauter gedreht wird, bis es schließlich nach der Halbzeit nur noch scheppert.

Am schlimmsten war mal Joe Satriani in Karlsruhe: Die Band war super drauf, klasse Lichtshow, und der Tonmann hat den tieffrequenten, tonalen Anteil der Doppelbassdrum, die der Schlagzeuger oft und gerne benutzt hat, bis zum Anschlag hochgezogen. Und die war auch noch etwas verstimmt. Man hat also mehr oder weniger zwei Stunden lang den gleichen Ton gehört. Und es lag nicht an userem Sitzplatz...

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Danke für deine Zeit und den Aufsatz. Obwohl ich nicht filme, hab ich deine Zeilen bis zum Ende gelesen und freue mich hier mal wieder über den Tellerrand zu sehen.  Das mit dem näher dran befolge ich wo immer es geht. Ab in die In die Mitte und in die erste Reihe. Bei anderen Gelegenheiten glaube ich manchmal dass die Tontechniker schwerhörig sind (Vorstellung von neuen Produkten in der Automobilbranche oder anderen Präsentationen), da ist es dann so laut, dass ich mir die Ohren zu halten. Es ist wahrscheinlich sehr schwer es jedem Recht zu machen.

 

 

 

 

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Vielen Dank für den ausführlichen „Roman“ über die Ton- und Aufnahmetechnik. Für mich sehr lesenswert, das erste Mal, dass ich das so prägnant und pragmatisch, aber auch sehr unterhaltsam präsentiert bekommen habe. Man spürt mit jedem Satz, dass Du oft und wohl auch gerne den sicher zahlreichen Laien die Materie erklären musst.

Für mich der wichtigste Erkenntnisgewinn: Nichts weiter in die Technik investieren, da ich mit dem Aufwand, den ich betreiben kann und will, ohnehin kaum weiter komme. Ich habe ein kleines Rode Mini Aufsteckmikrofon, das ich aber selten nutze, da Fotografie das Thema ist.

Ich schaffe es bislang nicht Ton oder Musik in meine privaten Bilderschauen hineinzubringen, weil das eben sehr aufwendig ist und der Rest eben auch schon viel Zeit kostet. So bleibt es beim Live Kommentar von mir, das gefällt den Leuten auch.

Vielen Dank für die gut erzählten Praxisinformationen!!

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vor einer Stunde schrieb KFH:

Danke für deine Zeit und den Aufsatz. Obwohl ich nicht filme, hab ich deine Zeilen bis zum Ende gelesen und freue mich hier mal wieder über den Tellerrand zu sehen.  Das mit dem näher dran befolge ich wo immer es geht. Ab in die In die Mitte und in die erste Reihe. Bei anderen Gelegenheiten glaube ich manchmal dass die Tontechniker schwerhörig sind (Vorstellung von neuen Produkten in der Automobilbranche oder anderen Präsentationen), da ist es dann so laut, dass ich mir die Ohren zu halten. Es ist wahrscheinlich sehr schwer es jedem Recht zu machen.

 

 

 

 

Ich war mal bei einem Kirchenkonzert (Verdis Requiem), die Hofer Symphoniker und der Chor standen im engen Altarraum. Da der Platz, an den ich mich gewöhnt hatte, bereits für Ehrengäste reserviert war, habe ich mich dann einfach in die allererste Bankreihe gesetzt, die senkrecht zur Bühne steht. Ich hatte gedacht, dass das alles viel zu laut würde und war skeptisch. 

Die Geiger spielten direkt neben mir, ich musste fast aufpassen, dass ich den Geigenbogen nicht ins Auge bekomme (sozusagen). Insgesamt vielleicht auch nicht die ideale Position, aber dennoch ein tolles klangliches Erlebnis, was ich auf die Nähe zurückführe.

Sonst sitze ich dort einige Reihen weiter hinten (noch in der teureren Platzkategorie), aber auch dort fand ich, dass Chor und Orchester kaum aufgelöst wurden. Nach dem interessanten Beitrag sind dafür wohl schon die Halleffekte / Reflektionen verantwortlich.

Demnächst werde ich jedenfalls wieder versuchen, diesen Platz zu besetzen.

bearbeitet von tgutgu
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vor 3 Stunden schrieb Uli´s Oly:

Darf ich fragen, welches Tascam-Mikrofon empfohlen wird? Das TM-2X ?

Hallo Uli

Asche über mein Haupt, nach einem langen Arbeitstag habe ich gestern spontan die falsche Marke hingeschrieben, ich habe es oben geändert. Das Mikrofo von dem ich schrieb, ist das Audio Technica AT8024 und kostet etwas mehr als 200€. Audio Technica ist eine traditionelle japanische Marke (wie Olympus😊)   

Wenn man auf das Richtrohr umschaltet, darf man bei so einem kurzen Richtrohr keine Wunder erwarten, aber der Ton wird schon um einiges fokusierter in lärmiger oder halliger Umgebung. Für das oben genannte Wildgänse Scenario, wäre es dann schon zu kurz, aber immer noch signifikant besser als die Stereo Variante.

Ansonsten ist es in Sachen Verarbeitung und Klang auf anständigem Niveau, viel Plastik, aber es wird gleich ein Fellwindschutz mitgeliefert, der bei starkem Wind viel wirkungsvoller ist als der gewöhnliche Schaumstoffwindschutz.

Ansonsten darf man bei dem Preis nicht meckern: in der Profi Liga kriegt man teilweise von den europäischen Edelmikrofonherstellern für 200€ nicht mal die Halterung für das Mikrofon...

 

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vor 2 Stunden schrieb KFH:

Danke für deine Zeit und den Aufsatz. Obwohl ich nicht filme, hab ich deine Zeilen bis zum Ende gelesen und freue mich hier mal wieder über den Tellerrand zu sehen.  Das mit dem näher dran befolge ich wo immer es geht. Ab in die In die Mitte und in die erste Reihe. Bei anderen Gelegenheiten glaube ich manchmal dass die Tontechniker schwerhörig sind (Vorstellung von neuen Produkten in der Automobilbranche oder anderen Präsentationen), da ist es dann so laut, dass ich mir die Ohren zu halten. Es ist wahrscheinlich sehr schwer es jedem Recht zu machen.

 

 

 

 

Hallo, ich musste laut loslachen bei deinem Beitrag😂

Die Automobilindustrie, vor allem die deutsche, hat echt einen Flick weg😂 Ich habe auch schon schöne Präsentationen für neue und teure Schlitten gemacht und glaube mir: jeder vernünftige Tontechniker wird bei den Proben Bedenken an die Lautstärke anmelden, die der Kunde fordert. Denen kann es einfach nicht laut genug sein...

Witzige Anektode: ich habe eine deutsche Edel Limousine auch schon mal mit zusätzlichen Funkmikrofonen im Motorraum, beim Auspuff und bei der Türverkleidung ausgerüstet, damit die Türe beim schliessen schön schmatzte und die Karre beim Auftritt anständig losröhrte.

Kurz, da wird nichts dem Zufall überlassen, auch nicht die Lautstärke. Teilweise probt man für eine 15 minütige Show tagelang...

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Auch von mir ein herzliches Dankeschön für deinen "Roman", den ich verschlungen habe 🙂 , weil ich ihn kurzweilig und äußerst informativ fand. Ich fummele auch ein wenig mit Video herum, wenn auch nicht auf Konzerten, kann aber mit deinen Tipps viel anfangen.

Nochmals Danke!

Lieben Gruß

Wolfgang 

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Zitat von Geschüttelt nicht gerührt: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mikrofonverstärker von Fotokameras ziemlich stark rauschen. Ich hatte mir dann ein (eher billiges) Mikrofon gekauft, welches eine zusätzliche Verstärkung bietet. Ergebnis: Das rauscht noch mehr.

Ich habe noch keine externen Recorder verwendet, aber nach den technischen Daten sollte der gar nicht rauschen. Ich denke schon, dass auch der Klang besser sein wird. Ich höre sofort den Unterschied von 2 meiner bisherigen Hifi-Verstärker, die jeweils mit einem Neupreis von 3900DM (1994) bzw. 5500€ (2011) veranschlagt waren.

Da ich damit auch Kunstprojekte machen möchte und hochwertige Tonaufnahmen, macht das schon Sinn.

Leider gabs so einen kleinen Vorfall mit meinen Ohren, höre im Hochtonbereich schlechter und unangenehm, so dass die Sache mit dem Rauschen leider nicht mehr sooo kritisch ist. Ich möchte ja auch Kunstprojekte damit machen, und seit 3 jahren liegt hier ein Rhode-Mic rum mit XLR, welches ich mal sehr günstig bestellt habe.

Leider ist der Spaß nicht billig, aber rund 400€ für das Tascam-Teil sind ok. Mich stört lediglich die etwas unintuitive Bedienung.“

 

 

Thema Rausche  von Aufnahmen.

Wahrscheinlich nur für Freaks lesbar, aber am Schluss hat es Tips für die Praktiker😉

 

Vorneweg noch schnell: natürlich kann man den Unterschied zweier Hifiverstärker mit guten Lausprechern im Direktvergleich heraushören, auch wenn sie sich auf gleichem Niveau bewegen, vor allem wenn man etwas audiophyl veranlagt ist. Aber glaube mir: wenn du mehr als 5 Minuten mit einem der beiden Geräten Musik hörst, wirst du sehr wahrscheinlich nicht mehr sagen können welcher Verstärker gerade läuft. Dazu hat es schon genug Blindtests mit Goldohren Hififreaks gegeben...

 

Nun zum Rauschen: das mit dem Rauschen ist so eine Sache: grundsätzlich rauscht jedes Gerät, ganz einfach weil alle aktiven Bauteile in einer elektronischen Schaltung rauschen. Der Olympus Recorder wird also rauschen, ausser Olympus hätte die physikalischen Gesetze ausgehebelt😉 Es kann aber durchaus sein, dass dem Olympus Recorder grundsätzlich ein wenig eine rauschärmere Schaltung spendiert wurde, als den Kameras.

Wie stark das Rauschen ist und wie stark es hörbar ist hängt von verschiedenen Faktoren ab. 

1. man kann bei der Qualität der verbauten Bauteile ansetzen

2. Man kann die Art der Schaltung varieren von einfach bis komplex. Es gibt unzählige Schaltungen um verschiedene Ziele zu erreichen.

3. Man kann, wenn man den zu erwarteten Arbeitspegel schon im Voraus weiss, die Schaltung schon auf den zu erwarteten Pegel optimieren. Dies wird fast in allen Audiogeräten gemacht. Am meisten rauschen Geräte und Schaltungen wenn sie nicht in ihrem optimierten Arbeitspunkt arbeiten müssen.

4. Auch Mikrofone rauschen, sogar dynamische Mikrofone die ohne Versorgungsspannung arbeiten. Die Mikrofone die in Consumergeräten verbaut werden sind fast alles sogenannte Condensermikrofone die eine Versorgungsspannung zur Signalverstärkung brauchen. Dies nennt man Phantomspeisung. Bei den Consumergeräten hat sich eine Phantomspeisung von 3V durchgesetzt, die Sony irgendwann mal eingeführt hat. In der Profitechnik ist der Standart 48V und seltene deutsche Studiomikrofone arbeiten mit 120V. Je höher die Versorgungsspannung ist, umso räuschärmer und um so dynamischer (Unterschied von Laut zu Leise, je höher desto besser) kann die Schaltung designt werden. Wieso das so ist, führt jetzt zu weit. Merken wir uns einfach mal, das fast alle Consumergeräte mit 3V Phantomspeisung arbeiten und dadurch bei Dynamik und Rauschverhalten nicht mit Profigeräten mithalten können. 

 

Was heisst das in der Praxis:

1. fast alle arbeiten mit den 3Volt, sind also beschränkt in ihren Mittel, jeder Anbieter versucht mit cleveren Schaltungen die Nachteile der tiefen Spannung zu optimieren. Es könnte z.B. sein, dass die eingebauten Mikrofone des Olympus Recorders intern mit einer höheren Versorgungsspannung arbeiten. Das ergäbe ein besseres Rauschverhalten und eine bessere Dynamik der eingebauten Mikrofone. Achtung wir sprechen jetzt nur von den eingebauten Mikros. Der Eingang für externe Mikros ist davon nicht betroffen, denn der sollte ja wieder standardisiert sein, weil er soll ja möglichst kompatibel zu anderen Geräten sein. Dazu unten mehr.

2. Der oben erwähnte optimale Arbeitspunkt einer Schaltung. Wenn du zu Hause mit deinem CD Player und dem Hifi Verstärker Musik hörst ist die Audioschaltung standardisiert, das heisst Ausgang des CD Player und Eingang des Verstärkers sind auf gleichen Arbeitspegel optimiert, zudem sind die Daten der CD bekannt: 16Bit Audio ergeben eine rechnerisch maximale Dynamik von 96dB. Bei Hifi ist der übertragene Spitzenpegel bei Vollaussteuerung standardisiert auf 0.75V in Spannung ausgedrückt. Wir sprechen da von Hifi Pegel. Im Profisektor sind es meistens 1.5V, aber es gibt auch abweichende Standarts.

3. Bei Mikrofonen ist es etwas komplizierter: erstens gibt es unzählige verschiede Bauformen von Mikrofonen und ebenso unzählige Schaltungen bei der Vorverstärkerung bei Condenser Mikrofonen. Zweitens sollte man im Extremfall mit einem Mikrofon wachsendes Gras (kein Witz) aufnehmen können und in einer anderen Situation einen startenden Düsenjet. Die Dynamik zwischen diesen zwei Schallereignissen ist natürlich weit grösser als die 96dB der CD Dynamik... Die daraus entstehende Konsequenz: Als erstens muss das Mikrofon diese grosse Dynamik liefern können. Das Mikrofon besteht aus zwei Hauptgruppen: eine ist die mechanische Seite: die bewegte Membran wackelt bei Luftbewegungen und die zweite Komponente ist der elektrische Teil. Beim mechanischen Teil ist sehr anspruchsvoll die Membrane und deren Aufhängung so zu konstruieren dass es bei kleinsten Schallereignissen überhaupt wackelt. Die Membran muss superleicht sein und die Aufhängung weich genug. Beim Düsenjetereignis darf sich aber die Membrane nicht verformen und die Aufhängung muss noch Reserven haben in der Auslenkung, sonst steht die Membrane an.  Ebenso bei der elektronischen Seite. Diese extremen Gegensätze kann kein Mikrofon ohne Schaltungstricks. Also optimiert man als erstens das Mikrofon so, dass es sehr empfindlich ist um leiseste Geräusche übertragen zu können. Wenn jetzt der Düsenjet loslegt wird die Schaltung übersteuern und es gibt Verzerrungen. Dagegen helfen umschaltbare Arbeitspunkte. In der Praxis erkennst du die wenn ein Mikrofon auf dem Gehäuse Schalter hat um den Pegel um einen definierten Wert abzusenken, z.B. -10dB oder -20dB. Diese umschaltbaren Arbeitspegel gibt es auch bei Mikrofoneingängen von besseren Geräten.

Was heisst das nun in der Praxis:

Die verwendeten Komponenten müssen zusammenpassen für ein optimales Ergebnis.

Der zu erwartende Arbeitspegel sollte vor der Aufnahme eingestellt werden.

Beispiel: ich nehme ein eher leises Klavierkonzert auf und schalte beim Mikrofon aus Angst vor Verzerrungen die Absenkung auf -20dB. Dadurch werde ich bei der Kamera/Recorder die manuelle Aussteuerung sehr hoch einstellen müssen. Konsequenz: es rauscht. Wieso? Weil beide Schaltungen, die des Mikrofons und die des Recorders/Kamera im falschen Arbeitspunkt arbeiten. Wir sagen dem die Schaltungen arbeiten ausserhalb des Sweetspots oder die Gainkette ist falsch gepegelt. Erklärung: wir senken den Pegel im Mic ab, die zusätzliche Schaltung erzeugt Rauschen das Mikrofon schickt zudem ein um 20dB (das entspricht bei unserem Hörempfinden um 4 Mal leiser) schwächeres Signal zum Recorder. Beim Recorder müssen wir nun den Pegel sehr hoch einstellen, das heisst der Mikrofoneingang des Recorders rauscht mehr weil er am Maximum seines Arbeitspunktes arbeiten muss. Nicht genug verstärken wir das Rauschen dass das Mikrofon liefert um die vorher abgesenkten 20dB also wir verstärken es um Faktor 4 für das menschliche Ohr.

Besser wäre also in dieser Situation das Mikrofon nicht abzusenken und den Pegel am Recorder vorsichtig auszupegeln. Schon haben wir in der Praxis über alles gesehen rund 30-40dB Rauschabstand gewonnen.

Es kann also durchaus sein, dass man den Eingang der Kamera als stark rauschend empfindet, wenn die Signalkette komplett falsch ausgesteuert war.

Es kann aber auch durchaus sein, dass man auch bei optimaler Aussteuerung Rauschen hört: wachsendes Gras kann keine Kamera auf dieser Welt und ausser ein paar superteuere Geräte aus der Profitechnik auch keine Mikrofone und Recorder.

Wenn du also sehr leise und heikle Sachen aufnehmen musst, kommst du mit dem Kameraeingang und billigen Mikrofonen nicht weit. Deshalb gibt es ja auch die teuren Profigeräte, sonst hätten die gar keine Daseinsberechtigung.

 

Ebenso wirst du den startenden Düsenjet nicht verzerrungsfrei hinkriegen mit Consumertechnik.

 

Was bleibt: ich könnte mir vorstellen, dass der Olympus Recorder bei den eingebauten Mikros einen leichten Vorteil hat in Sache. rauschen gegenüber einem Meto Produkt, dass direkt in die Kamera eingesteckt wird. Wenn wir den externen Mikrofoneingang des Recorders und der Kamera miteinander vergleichen kann es eventuell sein, dass der Recorder auch etwas besser ist. Dieser Unterschied wird aber marginal sein gegenüber dem was du in der richtigen Aussteuerung, der Wahl des verwendeten Mikro und deren richtigen Platzierung herausholen wirst.

Sprich: falsch ausgesteuert, schlecht platziertes Mikro, schlechtes Mikro und dein Vorteil ist mehr als dahin. Ein billiges Mikrofon, richtig ausgesteuert und gut platziert wird sogar besser sein im Rauschen als ein gutes Mikro schlecht platziert und falsch ausgesteuert. Achtung wir sprechen nur vom Rauschen: ein gutes Mikro wird auch bei schlechter Aussteuerung vom Klang besser klingen als das schlechte Mikro, obwohl es dann eventuell mehr rauschen wird. Ein schlechtes Mikro kann aber auch besser als das gute Mikro klingen, wenn es besser als das gute platziert ist.

 

die siehst es gibt ganz schön viele Unbekannte in der Gleichung😉 

Wie komme ich nun zur Besten Aufnahme?

1. Verwende das bestgeeignete Mikrofon für deine Aufgabe. Kein Kugelmikro, dass alle Schallereignisse von allen Seiten aufzeichnet, wenn du ein Geräusch aus der Ferne aufzeichnen wirst und umgekehrt.

2. Investiere das meiste des vorhandenen Budget in ein gutes Mikrofon. Wie gesagt: das Mikrofon wandelt Luftbewegung in Elektrizität um und das ist der heikelste Teil in der Signalkette. Du hast sicher schon mal die Hifi Regel gehört: investiere 2/3 in die Lautsprecher und 1/3 in den Verstärker. Genauso ist es bei der Aufnahme.

3. Platziere das Mikrofon am richtigen Ort und richte es gegebenenfalls richtig aus.

4. Versuche optimal auszusteuern zwischen Kompromiss wenig Rauschen und trotzdem Sicherheit vor Übersteuern.

5. Stelle deinen Recorder wenn vorhanden auf die möglichst höchste Bitrate ein, so gewinnst du Rauschabstand. Also besser 24 Bit als 16 Bit. Nimm mit 48KHz Samplingrate auf, wenn du Video machst, dann stimmt schon mal die Samplingrate mit der Bildfrequenz besser. Du kannst auch 96KHz nehmen, das gibt bessere Höhenauflösung, aber nur wenn die Signalkette dies davor hergibt. Bei Consumergeräten ist der Unterschied meistens marginal aber die die Datenmenge verdoppelt sich.

6. Wenn du das alles im Griff hast, kannst du über einen besseren Mikrofonverstärker nachdenken.

 

Für den Anfang empfehle ich den meisten Leuten eine Kompromisslösung: nimm das universale Mikrofon wie z.B. das Audio Technika AT8024 dann kannst du schon mal gescheit Stereoaufnahmen machen und hast die Option zu einem leichten Richtrohr eingebaut. Es gibt schon einen gescheiten Windschutz für Innen (Schaumstoff) und für Aussen (Kunstfell) beim Kauf dazu und du kannst den Arbeitspegel auf dem Mic auch schon mal grob umschalten. Wenn du mit diesem Mic umgehen kannst und sauber aussteuerst wirst du in fast allen Fällen zufriedenstellende Ergebnisse für Amateur Niveau erhalten. Besser geht natürlich immer, aber es kostet mehr und es gibt mehr Aufwand in der Postproduction, was die meisten Leute nicht wollen.

Aber nochmal: der Olympus Recorder ist sicher ein tolles Gerät, genauso wie die Recorder von Tascam, Zoom, Sony und wie sie alle heissen, nur wer sich nicht damit auseinandersetzt wird nicht automatisch besseren Klang erhalten und wie gesagt: er hat beim Kauf erst ein Stereomikrofon dabei, wenn aber der Klang verbessert werden soll, sollte man aber wie oben geschrieben zuerst mal das geeignete Mikrofon für die entsprechende Aufgabe einsetzen.

 

Ich hoffe, ich habe dich etwas erhellt oder entrauscht😉

bearbeitet von Gast
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Also erstmal auch von mir nochmal vielen Dank für die großartigen Information! Und dann doch noch eine Frage ... ich hoffe ich habe es nicht überlesen: aber ich könnte eine Empfehlung für ein Lavalier Mikrofon gebrauchen. Taugen die mit Funkübertragung in der 100 Euro Klasse schon etwas oder sollte man mehr ausgeben, bzw auf Funk verzichten?

Gruß, Christoph

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vor einer Stunde schrieb cimfine:

Also erstmal auch von mir nochmal vielen Dank für die großartigen Information! Und dann doch noch eine Frage ... ich hoffe ich habe es nicht überlesen: aber ich könnte eine Empfehlung für ein Lavalier Mikrofon gebrauchen. Taugen die mit Funkübertragung in der 100 Euro Klasse schon etwas oder sollte man mehr ausgeben, bzw auf Funk verzichten?

Gruß, Christoph

Guten Abend.

Ich würde wegen der Störunempfindlichkeit in der von dir genannten Preisklasse eine kabelgebundene Lösung vorziehen. Dafür bietet sich zum Beispiel der sehr kompakte Mobilrecorder Zoom F1 an, der im Paket zusammen mit einem Lavaliermikrofon angeboten wird. Der kostet zwar auch schon mehr als 150 Euro, ist aber gut ausgestattet und läßt sich auch mit verschiedenen Zoom Mikrofonkapseln kombinieren. 

Gruß aus Lüneburg

Torsten

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Hallo Christoph, ehrlich gesagt überrumpelst du mich gerade etwas mit der Frage, da ich mich als Tonprofi in etwas anderen Budgetsphären bewege. Ich wusste gar nicht, dass es Funkmikros in der 100€ Klasse gibt... Die Profisysteme die wir verwenden kosten pro kompletten Funkkanal so um die 3000 aufwärts, 10‘000 sind für die besten Systeme zu budgetieren. Wir haben aber auch andere Anforderungen: extrem hohe Ausfallsicherheit, Spitzenklang und einen störungsfreien Betrieb in allen Situationen und das bei vielen Systemen im parallelen Einsatz.

Als günstige, aber gute Funksysteme, kann ich die 100er, 300er und 500er Serien von Sennheiser empfehlen. Shure ist auch ein Hersteller von guten Funksystemen. Die beiden Firmen teilen wohl 95% des Profimarktes unter sich auf. Gute Systeme bauen aber auch AKG, Beyerdynamic, Mipro, Lectrosonics und Sony.

Zu deiner Lavalierfrage: bei so wenig Budget würde ich ein Kabelmikro nehmen, wenn das logistisch möglich ist. Billige Funksysteme rauschen mehr, haben schlechtere Dynamic und schlechtere Tieftonübertragung als Profisysteme. Ein gutes Kabel (5m/30€) schlägt aber in der Klangqualität sogar ein 10‘000€ Funksystem!

Muss es unbedingt ein Funksystem sein, kommt es darauf an, was du filmen möchtest: bei Aussenaufnahmen kann bei guter Platzierung des Mikrofons und guter Aussteuerung das Rauschen gut kaschiert werden, sprich es geht im Ambisound unter.

Ansonsten kann man Funksysteme auch mieten bei Audioverleihfirmen und Veranstaltungstechnikfirmen, wenn man es nicht oft braucht.

Falls du etwas kaufst musst du auch noch schauen, dass das Lavaliermikro und das Funksystem vom Stecker her kompatibel ist.

Der Tip oben mit dem Zoom F1 ist gut. Zoom macht viele verschiedene Audiorecorder und ist bei Musikern recht beliebt, weil sie Geräte bauen, die einfach zu bedienen sind und fürs Geld ordentliche Qualität liefern. 

Lavaliermikrofone kriegst du auch von vielen Herstellern. In der Profiszene sind Mikros vom dänischen Hersteller DPA sehr weit verbreitet: handgefertigt, Spitzenklang, zuverlässig, Schweiss- und Wasserfest, aber sehr teuer.

Von günstig bis teuer gibts Lavalier Mikros von AKG, Sennheiser, Beyerdynamic, Countryman. Der australische Hersteller Rode produziert in China und bietet dadurch sehr günstige Mikrofone auf hohem Niveau an.

 

Mehr kann ich dir gerade auch nicht berichten, dazu müsste ich etwas mehr Anhaltspunkte von dir haben: Anspruch, was willst du damit anstellen usw. Ich hoffe, ich konnte dich trotzdem etwas erhellen.

Severino

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Hallo Thorsten, hallo Severino,

 vielen Dank für die guten Anregungen - und das so schnell! Der Anspruch ist nicht all zu hoch, es geht um Youtube Videos mit Tipps zum Reiten – allerdings steigen die Ansprüche doch langsam in dem Maße wie der Kanal etwas bekannter wird und ich denke auch einfach weil man sich ja immer verbessern will.

 Bei diesem Video hier kam ein Tascam dr-05 Audiorekorder zum Einsatz um die Tonspur einzusprechen und für meinen Laienohren klingt das durchaus brauchbar:

 

 

Bei den normalen Videos wie dem von gestern kommt der Ton nur von den einbauten Mikros der EM1.2 und fällt deutlich ab:

 

Natürlich könnte man da auch den Rekorder nehmen, aber der Aufwand sollte sich in Grenzen halten, deshalb dachte ich, dass ich ihnen ein bisschen unter die Arme greifen könnte und so ein Ansteckmikrofon beschaffe, was nach dem was ich in der Kürze der Zeit gelesen hatte recht einfach eine Verbesserung bringen sollte. 

Das Paket mit dem Zoom F1 klingt gut, aber da wir den Tascam schon haben, passt das nicht so. Die Funklösung scheint mir nach dem, was ihr schreibt, dann übertrieben, ich dachte nur dass, wenn es wenig Mehrkosten sind, bei Außeneinsätzen praktisch sein könnte.

Ich werde mich als mal bei den kabelgebundenen Lösungen umschauen.

Gruß, Christoph

Edit: ich brauche für die EM 1.2 einen 3.5 mm TRS Anschluss (nicht TRRS) richtig?

 

 

 

bearbeitet von cimfine
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Hallo Severino - danke für die umfangreiche Aufstellung zum Thema. (Mein) Prädikat: Sehr hilfreich!

Ich habe noch einen Vorschlag für einen LowBudget Hack: Ich nutze ein Shure MV88 Ansteckmicro direkt am iPhone. Der Klang dürfte dem Oly-Recorder in Nichts nachstehen. Man kann die Kombi gut in die Hand nehmen bzw. jemanden das Micro wie vor 50 Jahren unter die Nase halten, es auf den Tisch legen etc.

Man muss natürlich wissen, wie Ton- und Videospur zusammen finden können, wenn man nicht direkt mit dem Telefon gefilmt hat. Das Nachfolge-Modell MV88+ hat sogar ein Kabel und damit ein paar mehr Freiheitsgrade in der Benutzung.

Mein Kaufgrund war damals der Preis von <90 Euro bei einem Dresdner IT Haus. Da es mit einem kleine Hart Case kommt, habe ich es immer im Rucksack.

bearbeitet von langer
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Hallo cimfine, den Unterschied hörst du ja sicher selber bei deinen Videos. Ich finde aber das Wichtigste bei deinem „schlechteren“ Video schon mal gelungen: die Sprachverständlichkeit ist ganz ok. Man hört aber viele unschöne Raumresonanzen, die den Klang verschlechtern. Typisches Beispiel von „geh näher ran“😉

Bei deinem konkreten Fall gibt es mehrere Lösungsansätze:

1. mit einem kurzen Richtrohrmikrofon von schräg unten oder von oben angeln, so dass das Mikro ausserhalb des Bildes ist.

2. Ein externes Nieren Mikrofon mit kleinem Stativ von schräg unten möglichst nah an die Person ran, so dass es wie oben beschrieben noch nicht im Bild ist.

3. Falls sie an einem Tisch sitzt, Lösung 2 mit Tischstativ oder ein Grenzflächenmikrofon auf den Tisch legen.

4. Ein Kopfbügelmikrofon (Headset) verwenden, sieht dann TV Showmässig aus 😉

5. ein diskretes Lavaliermikro verwenden, wie du schon angedacht hast. Wenn du oft solche Videos machst, würde ich auch zu dieser Lösung tendieren.

Der Mikrofonbuchse bei den Olympus Kameras ist dreipolig, also TRS. (Links/Rechts/Minus&Abschirmung). Bei einem Monomic musst du ev. Adapter kaufen oder löten. Da bin ich mir jetzt nicht ganz sicher wie das die Kamera handhabt.

Falls das gewünschte Lavaliermikrofon ein Condensermic ist (99% sicher), dann musst du auch die Speisung klären: bei der Kamera kann die Plugin Power eingeschaltet werden, das ist 3V Speisespannung. Mics die mit Plugin Power laufen sind also kompatibel. Einige Mics haben aber auch eigene Batteriefächer und also auch eigene Speisung, da kannst du die Plugin Power abschalten.

Ein Profimic wie das DPA bräuchte aber externe 48V Speisespannung (Phantompower) da müsstest du einen Phantompoweradapter kaufen, der zwischen Mikro und Kamera geschaltet wird.  Aber da müsstest du auch noch einen Adapter löten/Kaufen von TRS (Minijack 3.5mm oder auch Klinke 3.5mm genannt) auf XLR.

Ich würde mich aber mal bei Rode, Sennheiser oder Shure umschauen für ein Consumer Lavaliermic mit TRS Stecker und Pluginpower. Das ist erschwinglich und reicht völlig aus für deine Ansprüche. Des weiteren wäre so ein Mikro auch kompatibel mit den meisten Billigfunkstrecken, falls du später mal aufrüsten möchtest. 

Wichtiger ist dann die gekonnte Platzierung des Mics an der Person. Da musst du selber mal ein wenig rumprobieren, am besten Kophörer anziehen und die Aufnahme Live mithören währenddessen du mit der Micpositionierung rumspielst, dann hörst du die Unterschiede gleich und hast bald einige Erfahrungswerte für zukünftige Aufnahmen.

 

Viel Spass beim Rumpröbeln😉

 

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@Severino - würdest Du mir zustimmen, daß das andere Video "Pferd der Götter" deutliche Zeichen einer Übersteuerung zeigt?

Ansonsten - danke für diesen Thread, er fasst schön kompakt vieles wesentliche zusammen und das in einer sehr verständlichen Darstellung.

Zum LS-P4 - auf der Olympus-Webseite finde ich noch eine Anmerkung: "Eine Synchronisation von Ton und Video in der Nachbearbeitung ist erforderlich". Schade.

Für mich (nachdem ich zum einen Elektroniker bin und zum anderen schon vor vielen Jahren mir aus reiner Neugier - und zur Unterstützung leichter Audiophiler Tendenzen in mir - Werke wie den Klassiger "Handbuch der Tonstudiotechnik" oder "Mastering Audio" von Bob Katz reingezogen hatte), zwar technisch nichts grundlegend neues, aber doch sehr viele interessante Informationen aus der Praxis.
 

Um mich den Berichten über Tontechnikererlebnisse auf Konzerten anzuschließen, hier noch ein kleiner Erfahrungsbeitrag... Solange es dieses noch gab, war ich einige Jahre immer wieder Gast beim RPR 1 Open Air an der großen Bleiche in Mainz. Auf diesem eine Zeitlang jährlich stattfindendem kostenlosen Konzert traten regelmäßig kleine und große Sterne der Rock- und Pop-Welt auf.

So konnte ich mit relativ wenig Aufwand eine breite Spanne an Musikern erleben, Cascada, Sabrina Setlur, Rihanna (2007), Christina Stürmer, Sunrise Avenue, Kim Wilde und viele mehr. Ich fragte mich dort sehr oft, wieso der Klang so schlecht ist, ob es die Akustik oder die Unfähigkeit der Tontechniker vor Ort sein könnte (oder von mir aus auch die Schwierigkeiten beim Soundcheck in solchem wechselnden Setup).
Bis 2010 Robin Gibb auftrat. Nach vorausgegangenen schlimm klingenden Auftritten hörte ich auf einmal ein Live-Konzert in einer um ganze Welten besseren Tonqualität, als wäre ich in einer anderen Lokation (die beim drauffolgenden Auftritt eines anderen Künstlers wieder verlorgen ging).. Es war erstaunlich, wie viel mehr aus der ansonsten gleichen Wiedergabeanlage herauszuholen war - auch wenn er bereits gesundheitlich deutlich angeschlagen war, wurde es mit durch die gute Widergabe mein wertvollstes Erlebnis in dieser Festivalreihe.


 

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Hallo Elwoody, ich habe mir nur ein Teil des Videos angeguckt, unterwegs mit dem Ipad und dem eingebauten Lautsprecher, also war kein High-End Vergleich 😉 Ich habe gerade noch mal reingehört, halt leider auch wieder mit dem Ipad, da gerade wieder unterwegs...

In der Tat scheinen die Transienten der Sprecherstimme schon etwas übersteuert zu sein, soweit ich das mit dem Ipad Speaker hören kann (der ist halt auch nicht gerade Verzerrungsfrei...). Es könnte aber auch sein, dass die Aussteuerung stimmt und zu direkt und zu nahe ins Mikro gesprochen wurde. Das müsste ich mal genauer anhören...

Aber nochmal: man darf bei vernünftiger Anpassung der Signalkette beim Recorder/Kamera ruhig genug Reserven (Headroom) einstellen um Übersteuerungen zu vermeiden. Wie gesagt Übersteuerungen kann man nachträglich nicht mehr entfernen und das Bisschen Rauschen stört das Ohr viel weniger als die Verzerrungen der Übersteuerungen. Ist übrigens auch ein psychoakustisches Phänomen: das Ohr/Gehirn gewöhnt sich sehr schnell an statische monotone Geräusche und blendet die aus.

Beispiel: wenn ihr in letzter Zeit schon mal im Theater gewesen seid: in heutigen Theatersälen hat es unglaublich viele statische Lärmquellen: Lüftung/Klimaanlagen, moderne Scheinwerfer mit Kühllüfter, Lüftungen von Audioverstärker und analog/digital Wandler, sofern die im Saal/Bühnenbereich installiert wurden, Ventilatoren von Nebel und Dunstmaschienen u.v.m. Noch schlimmer sind Fernsehstudios.

Wenn du im leeren Saal probst und dich darauf achtest kannst du sehr viele Lärmquellen hören, oder du bemerkst plötzlich  wie Still es wird, wenn du Ende der Probe das gesamte System runterfährst...

Wenn du aber als Gast im Publikum sitzt und auf die Handlung konzentriert bist, wirst du die Störgeräusche nicht wahrnehmen.

Übrigens noch ein Input den manche vielleicht noch nicht bedacht haben: wir sprachen ja vom Rauschen und deren Kaschierung, ebenso das Unterdrücken von Raumresonanzen. Hier haben wir auch ein schönes Beispiel wie es auch geht: da unter die Sprecherstimme dauernd Musik hinterlegt ist, werden viele der ungeliebten Störgeräusche automatisch maskiert und unhörbar.

Beim Rauschen funktioniert das auch mit Outdoor Ambisound: Da die Welt ja nie still ist, hört man bei Aussenaufnahmen immer etwas natürliches Rauschen und andere Geräusche. Wenn die Signalkette anständig von Anfang bis Ende ausgesteuert wurde, wird dann das Restrauschen der verwendeten Geräte auch wunderbar maskiert.

 

 

bearbeitet von Gast
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Am 27.10.2019 um 01:08 schrieb Severino:
  1. steuert die Lautstärke der Aufnahme MANUELL aus, niemals Autolevel (das pegelt die ganze Zeit rauf und runter und zerstört die vom Künstler gewollte Dynamik und regelt sowieso viel zu langsam).

Da fällt mir doch gerade der Unterschied auch beim Filmen zwischen "Profi" und "Amateur" auf. In TV-Produktionen (Film und Serien) stehen die Kameraleute beim Einrichten der Szenen wirklich mit dem Maßband da und messen für jede Einstellung die Entfernung(en) aus. Da wird kein Autofokus verwendet (denn dieser arbeitet immer hinterher). 😉 Und an die Kamera kommen dann die passenden Markierungen für die Entfernung oder den Bereich zwischen den einzustellenden Fokusebenen. Gut, sowas ist an einem M.Zuiko etwas schwer zu realisieren.

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  • 2 weeks later...

Danke Severino für deine Empfehlungen. Besonders der Hinweis auf die manuelle und heruntergeregelte Lautstärke war mir als Amateur zuvor so nicht klar. Deshalb hatte ich dies nur intuitiv bei meinem letzten Video bereits so gehandhabt und war im Nachhinein erstaunt, keine Störgeräusche (Kamera, Publikum, Rauschen) und trotzdem Musik und Stimmen klar und unverzerrt eingefangen zu haben. Ich saß 15m vor der Bühne 30m von den Musikern entfernt und benutzte ein Shure VP83 mit Windjammer an der E-M5II auf Einbeinstativ (Mikro intern -10, extern+5). Zur Video Bearbeitung nutze ich Magix Video und kann dort deine Empfehlung zur nachträglichen Pegelanpassung  nachvollziehen.

Nochmals Danke, wieder was dazu gelernt.

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